150 Jahre Postkartengrüsse
Im Museum für Kommunikation Berlin (ehemals Postmuseum), Leipziger Straße Ecke Mauerstraße, wurde die Ausstellung „Mehr als Worte“ von Anja Schaluschke, Direktorin des Museums, eröffnet. Anlaß war das 150jährige Jubiläum der Einführung der Postkarte am 1. Oktober 1869. Damals als „unanständige Form der Mitteilung auf offenem Postblatt“ kritisiert.
Bereits 1865 hatte0 Heinrich von Stephan auf einer Konferenz des Deutschen Postvereins die Einführung eines „Postblattes“ als Alternative zum traditionellen Brief vorgeschlagen, was jedoch abgelehnt wurde. Man hatte Bedenken wegen des Briefgeheimnisses und der Wahrung der guten Sitten. Seine Idee konnte von Stephan erst als Generalpostdirektor im Norddeutschen Postbezirk 1870 verwirklichen. Bereits ein Jahr zuvor war am 1. Oktober 1870 die Correspondenz-Karte in der österreichisch-ungarischen Monarchie eingeführt worden.
Auch in Deutschland kam die Postkarte gut an. „Am 25. Juni 1870, dem ersten Verkaufstag, wurden mehr als 45.000 Exemplare gekauft“, berichtete Sammlungsleiter Dr. Veit Didczuneit. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde die kostenlose Feldpostkarte millionenfach genutzt. Das Porto betrug normalerweise 0,05 Mark, das war die Hälfte des Briefportos. 1875 wurde die Postkarte auch für den Weltpostverkehr zugelassen, offiziell erhielt die Bildpostkarte 1885 die Postzulassung. Im Ersten Weltkrieg versandten allein die deutschen Soldaten schätzungseise 10 Milliarden kostenfreie Feldpostkarten als Lebenszeichen an ihre Angehörigen.
Die Sammlung des Museums umfaßt rund 200.000 Postkarten, von den sich 500 in der Ausstellung wiederfinden. Sie sind ein Spiegelbild ihrer Zeit. Im Kaiserreich gehörte es zum guten Ton, zu Weihnachten und Neujahr Glückwünsche zu versenden, Ausnahmen war noch gute Wünsche zu Geburtstagen, Hochzeiten oder Geburten. Am meisten wurden Grußkarten, vorzugsweise aus dem Urlaub, verschickt. Das ist auch heute noch so trotz digitaler Medien.
Eine am 1. Mai 1899 in Port Said (Ägypten) abgestempelte Urlaubskarte kam schon am 8. Mai 1899 in Schwerin an. Mit einem deutschen Postdampfschiff war sie dreieinhalb Tage nach Neapel unterwegs und kam danach mit der Eisenbahn durch Italien und Östereich nach Deutschland.
Die Bildpostkarten zeigten nicht nur die Ansichten von Städten und Landschaften, sondern dienten auch zur Übermittlung der neuesten Nachrichten über Erdbeben, Hochwasser, Zugunglücke und Zeppelin-Abstürze. Tiermotive, insbesondere Hund oder Katze, waren sehr beliebt. Zunehmend nutzten Hotels, Ladengeschäfte und Restaurants die Postkarten für Werbezwecke, die sie kostenlos verteilten.
Für Liebespaare gab es eine Serie mit guten Wünschen zum Morgen, zum Tag, zum Abend und zur Nacht, die einige Stunden später beim Adressaten ankamen, denn die Post wurde an vielen Orten in Deutschland mehrmals am Tag ausgetragen. In Berlin sogar elfmal am Tag. Außerdem gab es seit 1876 in Berlin die Rohrpost.
Die Ausstellung ist bis zum 5. Januar 2020 zu sehen; der Eintritt kostet 6,00 Euro.
Der Sonderstempel zur Ausstellung ist ab 21. August 2019 für vier Wochen bei der Deutschen Post AG, Niederlassung Brief Berlin 1, Sonderstempelstelle,
11508 Berlin, erhältlich. Bis zum 11. September 2019 nimmt das Museum für Kommunikation Berlin mit dem Sonderstempel zu versehende Postkarten und Briefe entgegen.
Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.