Baurundfahrt

Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses unternahm am 10. April 2019 seine schon traditionelle Baurundfahrt um Zukunfts- und abgeschlossene Projekte zu besuchen. Der erste Besuch galt der Rummelsburger Bucht mit der Halbinsel Stralau, auf der in den letzten Jahren hochpreisige Wohnungen entstanden sind. Von der einstmals vorhandenen Industrie sind lediglich der Flaschenturm der Engelhardt-Brauerei von 1885 und der ebenfalls denkmalgeschützte Palmölspeicher übrig geblieben, die beide zu Wohnzwecken umgebaut wurden. Lediglich die über hundert Jahre alte Hansa-Werft konnte erhalten werden.

Da viele der Flächen in Privathand waren, dauerte es bis zu zehn Jahren bis mit der Bebauung begonnen werden konnte. Auch um den durchgehenden Uferwanderweg musste gerungen werden, der lediglich  durch den kircheneigenen Friedhof unterbrochen wird. Nicht alle Privateigentümer wollten ihre Grundstücke verkaufen. In einem Fall wurde die letzte Entscheidung von Europäischen Gerichtshof getroffen, was zu einer Enteignung gegen Entschädigung führte.

Von dem 1895 bis 1899 gebohrten ersten Unterwassertunnel Berlins ist nichts mehr vorhanden. Es war ein Versuchsbau für die geplante U-Bahn Berlins, die 1902 in Betrieb genommen wurde. Bis 1932 fuhr hier noch eine Straßenbahn durch. 1947 wurde der Tunnel zugeschüttet.

Die 1891 erbaute Grundschule wurde erhalten und lediglich mit einem Anbau versehen. Die Kita Käpt’n Browser soll um 80 Plätze erweitert werden. 

Weiter ging die Fahrt zum Kosmosviertel in Altglienicke, das noch von der DDR entwickelt wurde, um für die Interflug-Mitarbeiter kurze Arbeitswege zu schaffen. Die Realisierung erfolgte dann in den Jahren 1990 bis 1992. Es entstanden rund 1.800 Wohn- und 18 Gewerbeeinheiten, die 2019 für angeblich 250 Mio Euro von der Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land von einem Investor erworben wurden. Die durchschnittliche Kaltmiete beträgt 4,85 Euro / qm. Es besteht hoher Sanierungsbedarf  der Wohnungen, in die auch die Grünflächen einbezogen werden sollen. Kinderarmut und Arbeitslosigkeit sind in dem Viertel zu Hause. Das Quartiersmanagement BENN (Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften)  kümmert sich um den nachbarschaftlichen Zusammenhalt mit unterschiedlichen Maßnahmen und Aktionen.

Der Botanische Garten in Berlin-Dahlem ist einer der größten botanischen Gärten der Welt und blickt auf eine 300jährige Tradition zurück. Es wurden die denkmalgeschützten Schaugewächshäuser aus dem Jahr 1909 besichtigt,  die einen hohen Sanierungsbedarf aufweisen, insbesondere das Mittelmeerhaus. Hier liegt die Kostenschätzung bei 18 Mio Euro, während für die anderen Häuser Kosten zwischen 3 und 5 Mio Euro aufgewendet werden müssen.  Das jährliche Budget für die bauliche Unterhaltung einschließlich Wartung beträgt 2,6 Mio Euro. Laut Gutachten der Rheform GmbH wird die Gesamtinvestition in die bauliche Sanierung mittelfristig auf 174 Mio Euro geschätzt.

Die nächste Station sollte die Rudolf-Wissell-Brücke sein, deren Besuch etwas eingeschränkt wurde durch die Sternfahrt von rund 4.000 Taxen zum Brandenburger Tor. Das führte zu zahlreichen Staus in der Stadt. Die Brücke wurde 1958 bis 1961 erbaut und ist mit rund 930 m die längste Brücke in Berlin. Mit 180.000 Fahrzeugen pro Tag wird die Brücke stark beansprucht; nach Fertigstellung wurde von 20.000 Fahrzeugen täglich ausgegangen. Nunmehr muss die Brücke saniert werden. Es wurde ein europaweiter Wettbewerb für einen Ersatzbau gestartet, aus dem das Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner als Sieger hervorging. Da eine Sanierung nicht zu einer höheren Tragfähigkeit führen würde, wird ein Ersatzbau geplant. Es sollen zwei voneinander getrennte Brückenbauwerke entstehen, die im Zuge der Baumaßnahmen neben den alten Fahrbahnen unter Aufrechterhaltung des Verkehrs entstehen sollen. Um die Bauzeit möglichst gering zu halten, sollen viele Bauteile vorgefertigt werden. Die Baukosten werden auf zirka 200 Mio Euro geschätzt und vom Bund getragen. Der früheste Baubeginn wird nicht vor 2023 sein.

Anschließend wurde das Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße besucht, das jährlich bis zu 500.000 Besucher zu verzeichnen hat. Mängel an den Bauten sind teilweise noch auf die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zurückzuführen; die technische Infrastruktur muss ebenfalls saniert werden, insbesondere im Hinblick auf die technischen Entwicklungen und die Digitalisierung. Durch die Verbesserung der baulichen Struktur wird es möglich sein, die 30 Millionen Objekte der Sammlung des Museums optimal  zu lagern und Wissenschaftler wie auch Besuchern zugänglich zu machen. Geplant ist auch ein barrierefreier Zugang und der Bau von Servicebereichen, wie Café, Garderobe, und Kassen. Im Rahmen der Baumaßnahmen unter Berücksichtigung der Denkmalpflege soll eine energetische und brandschutztechnische Sanierung erfolgen. Es wurde eine ausgedehnte Begehung des Gebäudes durch die ab geordneten des Hauptausschusses durchgeführt.

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.