Laborärzte warnen vor Engpässen
Engpässe bei den COVID-19-Testungen in den deutschen medizinischen Laboratorien bereits für die kommenden Tage prophezeit der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) für den Fall, dass die Testanforderungen weiterhin in dem bisherigen Umfang ansteigen. Bevor Tests bei den Laboren angefordert würden, müsse daher gemäß den Kriterien des Robert Koch-Instituts zwischen zwingend notwendigen Aufträgen und nachrangigen Untersuchungswünschen differenziert werden.
Insbesondere gelte es, vorhandene Testkapazitäten für medizinisches Personal, Sicherheitsorgane und weitere besonders gefährdete Personen, wie Hochrisikogruppen unter den Patienten und Patientinnen, zu sichern. Vor allem die Krankenhauslabore müssten von externen, nachrangigen Forderungen entlastet werden. Zudem müsse die Versorgung mit Testmaterialien und Schutzkleidung jetzt dringend verbessert werden, damit die Labore die ständig steigenden Test-Anforderungen aus Praxen und Gesundheitsämtern auch in der kommenden Woche noch bewältigen könnten.
Warnend machte der BDL auf eine bedenkliche Entwicklung aufmerksam: Eine Unterversorgung insbesondere von chronisch Kranken, die auf regelmäßige Laboruntersuchungen angewiesen sind. Grund: Viele Praxen hätten den regulären Sprechstundenbetrieb eingestellt oder könnten ihn nicht mehr bewältigten. In den vergangenen 14 Tagen habe man deutschlandweit deutliche Einbrüche bei den entsprechenden Laborüberweisungen verzeichnet.
„Die derzeitige Zuspitzung zwingt alle Beteiligten jetzt und unmittelbar zu
entschlossenem Handeln“, appellierte der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski
an Politik, Behörden und Ärzte.
Der BDL formulierte fünf konkrete Forderungen als schnelle Reaktion auf die
sich andeutenden Engpässe:
• Medizinische Labore und Praxen müssen umgehend besser mit
Schutzausrüstung versorgt werden. Die Beschaffung und Verteilung muss dringend
optimiert werden.
• Auch Nachschublieferungen von Testmaterialien, wie Entnahmesets,
Extraktionskits, PCR-Reagenzien müssen beschleunigt und inländische
Produktionskapazitäten – auch durch Investitionshilfen – kurzfristig
ausgeweitet werden.
• Die Anamnese in den Hausarztpraxen muss intensiviert werden, auch durch
schnelle Wiederöffnung geschlossener Einrichtungen. Test-Anforderungen von Allgemeinmedizinern
an die Labore müssen konsequent am konkreten medizinischen Bedarf orientiert
werden – Risikopatientinnen und -patienten mit schweren Krankheitssymptomen
haben Vorrang!
• Zudem müssen ausreichende Testkapazitäten für medizinisches Personal in
Klinikum, Krankenhaus und Praxis zur Aufrechterhaltung der Versorgung gesichert
werden.
• Die medizinische Aufklärung der Bevölkerung zu COVID-19-Symtomen muss
weiter verbessert werden, um Ärztinnen und Ärzte sowie Ämter von
Beratungsleistungen zu entlasten.
Ein Beitrag von Edelgard Richter / DelaPress