Auf Schiffsroute 8 führt uns zur Schleuse Neue Mühle

In Berlin-Treptow, wo ehemals die DDR-Schiffe der Weißen Flotte starteten, gibt es immer noch regen Verkehr. Seit 1990 wieder in alle Richtungen. Wir haben an diesem herrlichen Spätsommertag die Route S 8 nach Neue Mühle gebucht. Die Anlegestelle Hafen Treptow liegt unmittelbar am S-Bahnhof Treptower Park an der Spree. Am Ufer führt eine breite Promenade mit Parkbänken und mehreren Imbiss-Ständen entlang. Dahinter erstreckt sich der Treptower Park mit seinen alten Baumbeständen, gepflegten Gartenflächen, dem Sowjetischen Ehrenmal und der Archenhold-Sternwarte. Vom Bootsanleger blicken wir über die Spree auf die Halbinsel Stralau und die Elsenbrücke, die die Bezirke Treptow und Friedrichshain miteinander verbindet. Jenseits der Brücke sind der stillgelegte Osthafen und die 30 Meter hohe Skulptur Molecule Man zu sehen, die fest im Wasser installiert ist. Dazwischen thront der gläserne Allianz-Tower.

MS Pankow legt ab :

Pankow startet

Pankow startet

Nach einem kurzen Signal öffnet pünktlich der Anleger und wir gehen an Bord der MS Pankow. Ein Ausflugschiff der Stern und Kreisschifffahrt mit Eignern der Hegemann-Gruppe aus Bremen. Dieses Schiff der Stadtbezirksklasse ist bei den Gästen vor allem wegen der großzügigen Sonnendecks sehr beliebt. Sonnenstrahlen einfangen, Berliner Luft schnuppern und dabei gemütlich auf Spree, Dahme und den vielen schönen Seen schippern – das ist Entspannung pur! Das weiße Schiff legt ab und tuckert gemütlich vorbei an der grünen Halbinsel Stralau. Viele schmucke Neubauten neben historischem Gemäuer. Stralau liegt auf einer Landzunge zwischen der Spree und dem Rummelsburger See. Der Name Stralau bzw. Stralow“ – ist wahrscheinlich slawischen Ursprungs und bedeutet aufgrund seiner Form so viel wie „Pfeilort“. 1358 erwarb Berlin Cölln das Dorf Stralowe, das 1920 ein Teil Groß-Berlins wurde. Berühmte Stralauer waren die Brüder Tübbecke, Luis Hugo Kracht und Karl Marx. Im Ortskern des einstigen Fischerdorfes heute: das Denkmalensemble Kirchhof, Dorfkirche mit markantem Glockenturm und Kriegerdenkmal. Das Schiff folgt weiter dem Verlauf der Spree Richtung Südosten.

Plänterwald, Klingenberg, KWO

HTW-Gebäude (KWO)

HTW-Gebäude (KWO)

Es fährt vorbei am Plänterwald mit seinem erhabenen Baumbestand. Hier liegt auch der ehemalige „VEB Kulturpark Berlin“ (1969-1991), später „Spreepark Plänterwald“ und jetzt neueröffnet als Natur- und Erholungspark. An der Südseite befindet sich als historische Ausflugsgaststätte aus dem 19. Jahrhundert das alte Eierhäuschen. Das schon von Theodor Fontane beschriebene Baudenkmal steht seit Herbst 1990 leer und droht weiter zu verfallen. Seinen Namen erhielt das Haus, weil es zur 12 km-Ruderregatta von Grünau die Zielankunft war und die Sieger mit frischen Eiern belohnt wurden. In dem Natur-Areal fand 1896 die größte Berliner Gewerbeausstellung statt, bezeichnet auch als „verhinderte Weltausstellung“. Heute erinnert nur noch die Archenhold-Sternwarte an die Schau. Flußaufwärts tuckert die MS Pankow vorbei am Kraftwerk Klingenberg, das 1926 von der BEWAG in Betrieb genommene thermische Kraftwerk in Rummelsburg. Während die denkmalgeschützte Hülle des Kraftwerksgebäudes weitgehend originalgetreu erhalten ist, wurden die technischen Komponenten seit den 1970er-Jahren komplett ersetzt. Seitdem wird vor allem Lausitzer Braunkohle verfeuert und das Kraftwerk ist ein wichtiger Lieferant von Fernwärme für den Ostteil der Stadt. Heute gehört das Kraftwerk dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall. Ins Blickfeld der Schiffspassagiere gerät jetzt auch das alte Kabelwerk Oberspree (KWO) in Oberschöneweide. Emil Rathenau, der AEG-Gründer, nach 1890 zur Erweiterung seiner Fabrikation ein Gelände in Oberspree erworben und mehrere Architekten wie Paul Tropp, Johannes Kraaz, Ernst Ziesel andere mit Entwürfen und Ausführung geeigneter Produktions- und Verwaltungsgebäude beauftragt. Die Gebäude wurden hauptsächlich aus den charakteristischen gelben Klinkersteinen erbaut (sogenannter „Oberschöneweider Klinker“). Die auf dem Gelände Wilhelminenhofstraße bis zum Spreeufer noch erhaltenen Verwaltungs- und Produktionsgebäude des früheren KWO stehen heute unter Denkmalschutz.https://de.wikipedia.org/wiki/Kabelwerk_Oberspree – cite_note-4 Sie wurden ab den späten 1990er Jahren teilweise restauriert und dienen der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin als neuer Campus.https://de.wikipedia.org/wiki/Kabelwerk_Oberspree – cite_note-5 Hinter dem KWO folgt ein besonders geschichtsträchtiges Bauwerk: Das Funkhaus Nalepastraße, ein denkmalgeschützter Komplex. Von 1956 bis 1990 hatte der Rundfunk der DDR hier seinen Sitz. In den verschiedenen Studios und Aufnahmesälen und in dem mit sehr guter Akustik ausgestatteten großen Sendesaal 1 wurden Sendungen und Hörspiele aufgenommen und Platten eingespielt. Über 5000 Personen arbeiteten in den 1970er Jahren dort und verfügten vor Ort über das Dienstleistungsangebot einer kleinen Stadt.

Anleger Köpenick

Anleger Köpenick

Köpenick, Grünau, Niederlehme Am Anleger Altstadt Köpenick macht das Schiff kurz Halt für Zusteiger. Später gleiten wir vorbei am Schloß Köpenick mit dem

 

Köpenicker Skyline

Köpenicker Skyline

 

Kunstgewerbemuseum das eine wertvolle Porzellansammlung zeigt. Im Hintergrund das schöne Rathaus in dem Wilhelm Vogt – alias Hauptmann von Köpenick – im Jahre 1903 die Stadtkasse erbeutete. Von Interesse auch am Spreeufer die Ausleihstation für Solarboote mit eigener Solartanke. Weiter geht die Fahrt auf dem Langen See, ein etwa elf Kilometer langes Gewässer, durchflossen von der Dahme. 43 Quadratkilometern umfasst. Der See, der eher eine Seenkette darstellt, beginnt bei Schmöckwitz und endet, wo die Dahme in die Spree mündet. Am Langen See befinden sich die internationale Regattastrecke Berlin-Grünau, das Strandbad Grünau und das Seebad Wendenschloss. Darüber hinaus sehen wir dort viele Bootshäuser und Ausflugsgaststätten wie beispielsweise den „Schmetterlingshorst“. Vom fernen Müggelberge im Norden grüßt der Müggelturm. Insgesamt ist der Lange See ein Bestandteil der 26 km langen Spree-Oder-Wasserstraße. Später passieren wir drei Inseln: Großer Rohrwal, Kleiner Rohrwall und Rohrwallinsel. Dann erreicht unser Motorschiff den Zeuthener See an der Grenze zu Brandenburg. Vorbei geht es an Rauchfangswerder. Moderne Marinas locken mit leistungsstarken Motorbooten, Seglern und Wohnflößen. Immer wieder geht der Blick über gepflegte Grundstücke mit schmucken Häusern. Man könnte meinen – das sollten die gepriesenen blühenden Landschaften im Osten sein… Vorbei am Industriehafen Niederlehme – immer noch auf der Dahme schippernd – nähern wir uns der Schleuse Neue Mühle.

Schleuse Neue Mühle

Schleuse Neue Mühle

Hier kommen nur schmale Schiffe weiter in den Krimnicksee: Kammerlänge: 38,93 m, Kammerbreite: 5,20 m, Hubhöhe: 1,50 m. Für unser Schiff dauert die Schleusung knappe 15 Minuten. Schleusenwärter Klaus-Manfred werden aus unserer Kombüse zwei frische Becher Kaffee gereicht. Zur Geschichte der Schleuse Neue Mühle gibt es unterschiedliche Anekdoten: Erzählt wird, dass für den Bau der ersten Schleuse ein Malheur und Eierspeck ausschlaggebend gewesen seien. Kurfürst Friedrich III., später König Friedrich I. in Preußen, bewohnte ab 1677 Schloss Köpenick. Eines Tages hatte er in der Gegend zur Jagd geblasen. Er erspähte einen Hirsch, gab dem Pferd die Sporen und ritt los. Jagdgesellschaft und Hirsch waren weg und Friedrich orientierungslos im Wald. Nach einigem Herumirren kam er an eine Wassermühle. Er bat die Müllersleut’ um Speis und Trank und fragte nach ihren Wünschen. Der Müller klagte über den unregelmäßigen Wasserstand, der den Mühlenbetrieb beeinträchtige. Stau und Schleuse wären von Nutzen. 1696 waren sie errichtet. Aus den Urkunden geht allerdings hervor, dass in Neue Mühle ein Stau bereits 1478 existierte. 1739 wird eine hölzerne Schiffsschleuse erwähnt. 1812/14 erfolgte ein Neubau. Die Schleusenhäupter wurden aus Beton und Ziegelstein, die Kammer selbst aus Ziegelstein errichtet. Die Kammersohle besteht aus Eichenholz. Die Kammer fasst ca. 837 Kubikmeter. Der Wasserverbrauch je Schleusung beträgt ca. 357 Kubikmeter. Während der Schleusung haben wir im Unterdeck die ausgezeichnete Bord-Gastronomie getestet.

Pause vor der Rücktour
Wer nach der Schleusung eine Landpause einlegen möchte, geht von Bord und kann nach 60 Minuten zur Rückfahrt nach Treptow um 14.45 Uhr wieder zusteigen. Inzwischen macht die MS Pankow eine Rundfahrt auf dem idyllischen Krimnicksee. Die sollte man auf keinen Fall auslassen. Bei Erreichen des Heimathafens gegen 18.00 Uhr liegt insgesamt eine Strecke von 64 km hinter uns. Die Spree-Dahme Tour mit vielen Entdeckungen und Entspannung zugleich. Die Reederei Stern und Kreisschifffahrt hat ihren Hauptsitz in Treptow-Köpenick. Sie verfügt über rund 80 Anlegestellen, 31 Fahrgastschiffe, eine BVG-Fähre und zwei Dienstleistungsschiffe. 30 Tourenangebote kennzeichnen ein modernes, impulsgebendes und fortschrittliches Unternehmen. Jährlich erkunden rund 1 Millionen Fahrgäste mit Schiffen der „Stern und Kreis“ die Berliner City und die Ausflugsgebiete Wannsee, Havelseen und Müggelsee. Vorgestellt wird die deutsche Bundeshauptstadt aus der Wasserperspektive. Dann also: Alle Mann (und Frau und

Kind) an Bord!

Hafen Niederlehme

Hafen Niederlehme

Über den Krimnick-See

Über den Krimnick-See

 

Kontakt: Stern und Kreisschifffahrt, Puschkinallee 15, 12435 Berlin,
Tel.: 030 53 63 60 0 Fax.: 030 53 63 60 99 Mail: info@sternundkreis.de

Text: gk