Ausgelesen: Theodor Fontane – Ein Lebensbild in Anekdoten
Gunter Schoß
Er ist kein Schriftsteller, aber bekannter ostdeutscher Schauspieler, Moderator, Rundfunk- und Synchronsprecher. Als Vorleser beliebt, hat er jetzt im Eulenspiegel Verlag ein 120 Seiten Büchlein über Theodor Fontane herausgegeben: „Ein Lebensbild in Anekdoten“. Ein kurzweilig zu lesende Edition mit historischem Hintergrund. Dominant seine Spuren als Apotheker in Berlin, Apotheke „Zum weißen Schwan“; in Burg, Adler-Apotheke; in Leipzig, Apotheke „Zum weißen Adler“; in Dresden, Salomonis Apotheke; in Letschin, Vater Fontane Apotheke; wieder in Berlin Polnische Apotheke und Apotheke „Zum schwarzen Adler“. Dem Apothekerdasein überdrüssig profiliert sich Fontane lt. Anekdoten zum Journalisten, Zensor, Korrespondenten,
Kriegsreporter, Theaterkritiker und schließlich freien Schriftsteller. In dieser Aufgabe fertigte er zunächst politische Texte für die Dresdner Zeitung. Nachfolgend wurde auch sein erstes Buch veröffentlicht, das den Titel „Männer und Helden. Acht Preußenlieder“ trug. Im Jahr 1850 heiratete Theodor Fontane Emilie Rouanet-Kummer und gemeinsam bezogen sie eine Wohnung in Berlin. Die persönlichen Geschichten um Familie und Freunde sind die eigentlichen Leckerbissen im Kontext des Buches. So sagte Fontane zum Thema Erziehung von sich: „Ich bin ein erbärmlicher Erzieher und habe weder die richtige Heiterkeit noch die richtige Strenge.“
Wenn es nicht so preußisch ernst wäre, käme man aus dem Lachen über den Einsatz des Dichters an der Westfront im Jahre 1870 nicht mehr raus: Im Auftrag seines Verlages fährt er ins französische Feindgebiet, wird als Spion festgesetzt und auf die Antlantikinsel d`Oléron verbracht. Seine Erklärungen, „ich bin doch nur ein Schriftsteller“… beeindrucken die Franzosen überhaupt nicht, zumal er bewaffnet war. Die Deutschen reagieren, nehmen im später gewonnenen Krieg drei Geiseln fest, worauf nach Intervention durch Bismarck der einfältige Fontane freikommt. Natürlich wurde die Gefangenschaft ausführlich und detailliert vermarktet im Buch „Kriegsgefangen.
Erlebtes 1870“. Verraten wird in einer Anekdote auch, wie es in Schottland zur Idee mit den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ kam. Dass diese meist per Bahn und Kutsche erfolgten, stört beim Lesen nicht. Getreu dem Fontane-Credo: „Alles vollzieht sich nach dem Satze: Schicksal nimm deinen Lauf“.
Noch mehr Anekdoten bietet das Buch „Preußen“, ebenfalls aus dem Eulenspiegel Verlag. Eine umfangreiche Sammlung von Anekdoten, die aus der Welt der großen Preußen berichten – ein Panorama an preußischer Geschichte. Mit dabei Bismarck, Friedrich II., Königin Luise, Wilhelm I. und natürlich FONTANE: „Ohne ein gewisses Quantum Mumpitz geht es nicht“. gk