Barmer Arzneimittel-Report 2017

Prof. Dr. Christoph Staub Foto: Barmer

Die Barmer Ersatzkasse veröffentlichte kürzlich den Barmer-Arzneimittelreport 2017. Danach wurden im Jahr 2016 insgesamt 4,72 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben. Das entsprach einer Ausgabe je Versicherten in Höhe von 529 Euro. Insbesondere die Ausgaben für onkologische Arzneimittel in der ambulanten Versorgung sind seit dem Jahr 2011 um 41 Prozent gestiegen. Sie übertreffen damit deutlich die Kostensteigerungen aller anderen Arzneimittel ohne Rezepturen, die im gleichen Zeitraum um 20 Prozent anwuchsen. Fünf der zehn Arzneimittel mit der aktuell größten Umsatzsteigerung dienen demnach der Behandlung von Tumorerkrankungen. „Ziel der Pharmahersteller ist der maximale Umsatz, unser Ziel ist im Interesse der Patienten und Beitragszahler ein realistisches Preis-Leistungsverhältnis. Auch bei onkologischen Arzneimitteln, so segensreich viele von ihnen wirken, sind faire Preise wichtig“, erklärte Professor Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Medikamente sollten daher nach fünf Jahren auf ihren Nutzen überprüft und darauf basierend das Preis-Leistungsverhältnis bestimmt werden. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern werden in Deutschland die höchsten Preise für Arzneimittel gezahlt.

 

„Für die meisten Betroffenen ist es ein Schock, wenn sie erfahren, dass sie an Krebs leiden. Knapp 490.000 Menschen werden pro Jahr allein in Deutschland mit dieser niederschmetternden Diagnose konfrontiert. Tendenz steigend. Krebs ist immer noch eine schwere Erkrankung. Doch inzwischen stehen neue Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, so dass immer mehr Betroffene mit dieser Erkrankung länger leben oder sogar geheilt werden können“, führte Straub aus.

 

Für immer mehr Tumorarten bietet der medizinische Fortschritt neue individualisierte Therapieoptionen. Zu verdanken ist das unter anderem innovativen Arzneimitteln. Auch wenn die Pharmaindustrie möglichst hohe Preise erzielen möchte, ist aber zu bedenken, wie die teuren Medikamente von den Beitragszahlern finanziert werden sollen. Ziel der Krankenkassen ist im Interesse der Patienten und Beitragszahler ein realistisches Preis-Leistungsverhältnis.

 

Die medikamentöse Tumortherapie wird allein oder in Kombination mit Operation bzw. Strahlentherapie zur Behandlung onkologischer Erkrankungen eingesetzt. Ziel ist die Heilung der Tumorerkrankung, was für einen Teil der Patienten erreichbar ist. Bei manchen Patienten wird sie durch die Behandlung über die Jahre zu einer chronischen Erkrankung, mit der ein längeres Überleben möglich ist.

 

Der Arzneimittel-Report zeigt aber auch, dass für onkologische Arzneimittel immer häufiger die Zulassung als sogenanntes „Orhan Drug“ beantragt wird. Das sind Medikamente zur Behandlung seltener Krankheiten. „Die Pharmafirmen haben offenbar ein großes Interesse daran, Krebsmittel als Orphan Drugs zuzulassen. Um eine solche Zulassung zu erhalten, müssen weniger Belegte über Nutzen und Sicherheit des Arzneimittels vorgelegt werden“, betonte Studienautor Professor Dr. Daniel Grandt, Chefarzt Innere Medizin I, Klinikum Saarbrücken. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit etwa 7.000 seltene Krankheiten, von denen in Europa etwa 30 Millionen und in Nordamerika etwa

25 Millionen Menschen betroffen sind. 80 Prozent der seltenen Krankheiten sind genetisch bedingt.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.