Beelitzer Mühlenhof gibt unerwarteten Einblick in frühere Jahrhunderte

Bei den Arbeiten zur Widerherstellung des Hofes der Beelitzer Wassermühle wurden historische Fundamentreste und ein historischer Wasserkanal entdeckt, die in den vergangenen Tagen archäologisch untersucht wurden und nun zur Gestaltung in die Landesgartenschau eingebunden werden sollen. 

 Historischer Brunnen, Scheunenfundamente und Wasserkanal bei Arbeiten auf dem Mühlenhof am LAGA-Gelände entdeckt. Bauweise zeugt von frühem Wohlstand der Stadtbevölkerung

Es war eine große Überraschung für die Bauarbeiter, die derzeit den Hof der Beelitzer Wassermühle neugestalten: Bei der Vorbereitung von Pflasterarbeiten vor wenigen Tagen stießen sie auf einen versiegelten Hohlraum unter der Erde, der zu beiden Seiten mit gemauerten Feldsteinen verkleidet ist. „Es handelt sich hierbei möglicherweise um einen Wasserkanal aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Darauf lässt die Bauweise mit einem gelblichen Mörtel zwischen den Feldsteinen schließen. Dieser Kanal ist ein Anzeichen dafür, dass die Stadtbevölkerung von Beelitz zu Wohlstand gekommen war, sonst wäre so ein aufwändiges Bauwerk wohl nicht angelegt worden“, sagt Michael Böhm, der mit seiner Firma Archäo Kontrakt die Arbeiten im Rahmen der Landesgartenschau archäologisch begleitet.

Wahrscheinlich diente der Kanal dazu, Wasser aus der Stadt in das einst hier entlangführende Pferdefließ zu leiten, einem Seitenarm der Nieplitz. „Das Fließ floss früher über den Mühlenhof und in die Remise der Mühle, wo noch gemauerte Rundbögen in den Wänden vom einstigen Verlauf zeugen“, so Böhm – der zumeist Worte wie „möglicherweise“ benutzt, da zwar nach aktuellem Wissensstand die Thesen logisch sind und sich in das vorhandene Bild der Beelitzer Stadtgeschichte fügen, aber noch nicht final bewiesen werden können.

Der Kanal wurde in früheren Jahrzehnten nach oben hin abgedeckt und anschließend vergessen. Nun wird geprüft, wie er statisch gesichert und gleichzeitig zur Landesgartenschau sichtbar gemacht werden kann. „Unser Ziel gerade an der Mühle, die wir nach Jahrzehnten des Leerstandes und Verfalls zu einem Prunkstück der Stadt entwickeln, ist es, die Stadtgeschichte hier so nachvollziehbar wie irgend möglich darzustellen“, sagt der Bürgermeister und LAGA-Geschäftsführer Bernhard Knuth.

Dabei bleibt es nicht bei der Mühle mit ihrem Museum und dem Kanal: Auf dem Mühlenhof wurden auch Fundamentreste einer früheren Scheune gefunden, die im 17. oder 18. Jahrhundert wahrscheinlich an die damalige Stadtmauer gesetzt wurde. Auf einer Fläche von fünf mal sechs Metern sind die Feldsteinfundamente bei Arbeiten zum Anlegen von Fahrradparkern zu Tage gekommen – wobei die Bauarbeiter nur bis zu den Spitzen der Feldsteine gegraben haben, der Rest wurde durch das Archäologenteam fachmännisch freigelegt und gesichert. „Anhand von historischen Aufzeichnungen wissen wir, dass hier einst eine Scheune stand. Wir wussten aber nicht, ob noch Reste davon erhalten waren und auch die genaue Ausdehnung ist noch unklar“, so Michael Böhm. Die historischen Fundamente werden nun Blumenbeete einfassen.

Neu eingefasst wurde auch ein Brunnen auf dem Mühlenhof, der über Jahrzehnte durch ein Mühlrad verdeckt wurde und voll Schlamm und Geröll war. Und auch auf dem bereits gepflasterten Teil des Mühlenhofes hat das Team viele Funde gemacht, hauptsächlich Keramik aus dem Mittelalter. Die Stücke werden neben vielen weiteren Funden inventarisiert und dem Landesmuseum übergeben. Von dort aus können sie auch für Ausstellungen ausgeliehen werden.

Die Funde, die Michael Böhm mit seinen Kollegen in den vergangenen drei Jahren in Vorbereitung der Landesgartenschau aus dem Beelitzer Boden geborgen hat, sind umfangreich: So wurden am LAGA-Haupteingang Reste einer Siedlung aus der Bronze- und Eisenzeit gefunden, und in den Archegärten südwestlich der heutigen Altstadt wurden Spuren der einst hier lebenden Slawen entdeckt. Anhand seiner Funde kann Michael Böhm inzwischen nachvollziehen, dass es über einen Zeitraum von 200 bis 300 Jahren parallel Siedlungen im heutigen Stadtbereich und im Areal einige hundert Meter südwestlich an der Nieplitz gab.

Mit der Stadt und den Baufirmen vor Ort funktioniert die Zusammenarbeit Böhm zufolge hervorragend, und die Stadt wolle so viel ihrer Geschichte wie möglich öffentlich präsentieren. Die Stadtgeschichte ist jedoch noch nicht zu Ende erforscht. „Kompromissarchäologie“ nennt Michael Böhm seine Arbeit, denn die Funde werden zwar konserviert, Tiefengrabungen aber können derzeit nicht durchgeführt werden. Michael Böhm: „Wir haben weitere Mosaiksteine der Stadtgeschichte entdeckt. Aber die Archäologen in 500 Jahren möchten auch noch etwas zu tun haben.“

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