Bereit für den Frühling

Jungtier bei Mama Tonja Steffen Freiling Photography

Eisbär-Nachwuchs im Tierpark Berlin übt für den ersten Ausflug

Mit geschlossenen Augen döst Eisbär-Mama Tonja im Einstreu, doch ihr kleines Eisbär-Mädchen hält von Mittagsruhe offensichtlich gar nichts. Neckisch beißt der kleine Fellknäuel in die große Eisbär-Tatze, klettert über Mamas breiten Rücken und schnüffelt interessiert herum. Die kleine Eisbärin ist wohl allmählich für den ersten Ausflug auf die Außenanlage bereit.

Vor zwei Wochen stand in der Wurfhöhle die erste Tierarzt-Untersuchung für den Eisbär-Nachwuchs an. Auch bekommen Tonja und ihr Jungtier mittlerweile täglich Besuch von den Tierpflegern. „Seit Ende Januar bekommt Tonja wieder Futter. Auch die kleine Eisbärin interessiert sich nun langsam für feste Nahrung und knabbert beizeiten an Fleisch-Stückchen“, erzählt Eisbären-Kurator Dr. Florian Sicks. Tonja hatte sich im vergangenen Jahr bis zu ihrem Rückzug in die Wurfhöhle Ende Oktober rund 160 kg angefressen, drei Monate zehrte sie dann ausschließlich von diesen angefutterten Extrakilos. Die Eisbär-Mutter bekommt nun täglich eine kleine Portion Fleisch sowie eine bunte Mischung aus Möhren, Salat und Äpfeln. Ihr Jungtier lässt es sich nicht nehmen, davon auch ab und zu mal zu probieren. Die kleine Eisbärin trinkt aber noch immer regelmäßig an Mamas Milchbar.

Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem freut sich über die gute Entwicklung der Kleinen: „Wir sind sehr zufrieden. Das Jungtier ist – wie es sich für einen kleinen Eisbären auch gehört – mittlerweile ganz schön frech und tanzt ihrer Mutter regelrecht auf der Nase herum.“ Tonja bleibt dabei stets gelassen und schiebt ihren Nachwuchs höchstens sachte mit ihrer großen Bärentatze beiseite. „Sie ist einfach eine richtig gute Bären-Mama“, ergänzt Knieriem. Voraussichtlich Mitte März werden die beiden erstmals auf Entdeckungstour auf der Außenanlage gehen und dann auch erstmals für die Tierpark-Besucher zu sehen sein.

Fast pünktlich zum morgigen Welt-Eisbär-Tag besuchte Alysa McCall – Wissenschaftlerin der Organisation Polar Bears International – vor einigen Tagen den Tierpark Berlin. Mit Sicks tauschte sie sich über die aktuellen Projekt-Fortschritte ihrer Organisation aus, die jährlich von den Zoologischen Gärten Berlin unterstützt wird. „Mithilfe der finanziellen Unterstützung aus Berlin war es uns unter anderem möglich, rund um Eisbär-Wurfhöhlen in Norwegen Wildkameras aufzustellen, um so die Jungtier-Aufzucht im natürlichen Lebensraum noch genauer zu untersuchen“, so McCall.

 Hintergrund:
Am 1. Dezember 2018, um 2:33 Uhr brachte Eisbärin Tonja (9) im Tierpark Berlin das damals etwa meerschweinchengroße Jungtier auf die Welt. Wie bei den als Einzelgänger lebenden Eisbären üblich, ist Vater Wolodja (7) bei der Aufzucht des Jungtiers nicht involviert. Er ist mittlerweile in den Zoo Rhenen in den Niederlanden gezogen. Bei der ersten Tierarzt-Untersuchung am 14. Februar brachte die kleine Eisbärin bei einer Größe von 61 cm von Kopf bis Po stolze 8,5 kg auf die Waage. Wie im natürlichen Lebensraum besteht trotz der guten Entwicklung des Eisbären-Nachwuchses noch immer ein gewisses Restrisiko.

Die Eisbären sind aktuell für die Tierparkgäste nicht zu sehen. Wie auch im natürlichen Lebensraum verlassen Eisbären-Mütter mit ihren Jungtieren erst im Frühjahr die Wurfhöhle. Einen Namen hat der Nachwuchs noch nicht – diesen wird der Tierpark Berlin mit dem zukünftigen Paten festlegen. Erste Interessenten gibt es schon, weitere dürfen sich per Mail an patenschaft@tierpark-berlin.de wenden.

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