Bezahlbaren Wohnraum bauen
Wie schnelleres und kostengünstigeres Bauen in hoher Qualität funktioniert, zeigen neue Bauprojekte der Wohnungswirtschaft: Derzeit entsteht im hessischen Idstein (Taunus) der erste Wohnungsbau auf Grundlage der neuen Rahmenvereinbarung für serielles und modulares Bauen, die der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Bundesbauministerium, der Deutschen Bauindustrie und der Bundesarchitektenkammer ins Leben gerufen hat. Die Kommunale Wohnungsbau GmbH Rheingau-Taunus (kwb) errichtet in einem Wohnquartier in Idstein im Zuge der Nachverdichtung neun Wohneinheiten, weitere zehn Wohneinheiten sind an anderer Stelle in Planung. Die Projekte sind Teil einer größer angelegten Wohnraumoffensive in der Region, bei der die kwb insgesamt fast 200 neue Sozialwohnungen schafft.
Hauptvorteil der GdW-Rahmenvereinbarung für den Bau der Wohnungen ist nach Angaben der kwb der Festpreis, der bei der Bestellung aus dem Katalog von insgesamt neun Wohnungsbaukonzepten zugesichert wird. So wird verhindert, dass sich Bauprojekte angesichts stark ausgelasteter Baukapazitäten und ohnehin immer längerer Bauzeiten während ihrer Realisierung immer weiter verteuern. Bei dem in Hessen umgesetzten Projekt ist die Bauzeit extrem kurz: Das Mehrfamilienhaus steht innerhalb von acht Wochen und ist nach insgesamt nur vier Monaten bezugsfertig. Dagegen vergehen beim konventionellen Wohnungsbau leicht zweieinhalb bis drei Jahre, von denen allein ein bis zwei Jahre Bauzeit zu Buche schlagen. Von der kurzen Bauzeit profitieren die Nachbarn und das gesamte Quartier, es kommt zu deutlich weniger Verkehrsbehinderungen, Schmutz- und Lärmbelästigungen. Das fertige Wohngebäude steht dem klassischen Wohnungsbau in seiner Qualität in nichts nach, optisch fügt es sich optimal in das Quartier ein. Nach Fertigstellung ist dem Gebäude die Modulbauweise nicht anzusehen.
Bei dem Projekt in Idstein werden Stahlbeton-Raum-Module des Bauunternehmens Lechner Group in Massivbauweise und mit sehr hohem Vorfertigungsgrad per LKW und Kran auf der Baustelle angeliefert. Dort werden sie quasi nach dem „Lego-Prinzip“ aufeinander gestapelt und miteinander verbunden. Fenster, Balkone, teilweise Bäder, Leitungen und Dämmung sind in den Modulen bereits eingebaut. In Idstein entstehen dadurch acht barrierefreie Wohnungen für zwei Personen mit Wohnflächen von rund 63 Quadratmeter und eine Wohnung für eine Person mit rund 43 Quadratmetern. Die Baukosten (Kostengruppen 300 + 400 brutto) liegen bei rund 2.350,0 Euro pro Quadratmeter. Insbesondere die Kostensicherheit und die hohe Qualität des Bauwerks stehen für die bkw bei ihrem Pionierprojekt im Vordergrund.
„Das rege Interesse und die gestarteten Wohnungsbauprojekte zeigen: Mit unserer GdW-Rahmenvereinbarung liefern wir die passenden Lösungen, damit Wohnungsbau schneller, kostengünstiger und in hoher Qualität umgesetzt werden kann“, erklärte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW. „Angesichts der anhaltend hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, immer höherer technischer Standards, der starken Auslastung und des Personalmangels bei Baufirmen bieten unsere neun ausgewählten Konzepte für seriellen und modularen Wohnungsbau große Zeit- und Kostenvorteile. Sie können einen wirksamen Beitrag zur Ausweitung des Angebotes an bezahlbarem Wohnen leisten und sind damit ein wichtiger Baustein in einer ganzen Reihe notwendiger Maßnahmen. Es entsteht zeitgemäßer Wohnraum, der sich in Optik und Nutzung nicht von Mehrfamilienhäusern herkömmlicher, ebenfalls massiver Bauweise unterscheidet. Wenn überhaupt ist er moderner und häufig sogar optisch ansprechender. Eben Haute Couture vom Band“, so Gedaschko.
Nun liege es an der Politik, die passenden Rahmenbedingungen für eine schnellere bundesweite Realisierung der innovativen Wohnungsbaukonzepte zu schaffen: „Wir brauchen in Deutschland eine vereinfachte und beschleunigte Grundstücksvergabe sowie eine bundesweit einheitliche Typenbaugenehmigung. Das Motto muss lauten: Einmal genehmigt, vielfach gebaut – und das in unterschiedlicher, vielfältiger baulicher und optischer Ausgestaltung.“ Nur so könne das serielle und modulare Bauen einen wirksamen Beitrag dazu leisten, die Zahl der Wohnungsfertigstellungen und damit das Angebot an bezahlbarem Wohnraum in möglichst kurzer Zeit zu erhöhen.
Unabhängig vom Engagement der Wohnungswirtschaft, das Bauen günstiger zu machen, müssen zudem alle Anforderungen an das Bauen – ob gesetzliche oder technische Normen – auf den Prüfstand und einer Kostenberechnung unterzogen werden. Dabei muss der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes mit einbezogen werden und letztlich konkret aufgezeigt werden, welche finanzielle Belastung die Flut an Normen beim Bauen in Deutschland bedeutet.
Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter /
Dela Press.