Buchvorstellung

Streifzüge durch Chemnitz

Wer mit diesem Buch von Monumente Publikationen einen normalen Reiseführer erwartet, der liegt falsch. Es ist nicht genau definierbar, ob es sich eher um einen Bildband oder ein Historienwerk handelt. Für mich ist beides als gute Kombination gelungen. Ein Buch mit Tiefgang. In einem Vorwort von Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, heißt es: „Die Autoren haben sich in Chemnitz und der Region umgesehen, haben hineingehört in den Klang der Sprache und der Zeit, in die Geschichte der Menschen, der  Städte und Dörfer. Sie sind dabei auf viele Besonderheiten gestoßen, die gesehen werden wollen. Dabei haben sie sich ebenso von Bauten wie von Büchern locken lassen – und von den Menschen.“ Insofern wird auch der Titelzusatz erklärt, Menschen – Bücher – Baudenkmäler. Letztere machen auch den Hauptteil der Edition aus mit Betonung auf sakrale Bauten: u.a. die Chemnitzer Schloßkirche, die Stadtkirche St. Jakobi und die Petrikirche. Historische Bauten, die detailliert beschrieben werden.

 Chemnitz wurde ganz früher das sächsische Manchester oder auch „Ruß-Chemnitz“ genannt. Heute als europäische Kulturhauptstadt wirbt sie mit dem Motto: „Sieh das Ungesehene“. Und genau da knüpfen die Streifzüge an. Chemnitz – von 1953 bis 1990 Karl-Marx-Stadt – ist die drittgrößte Stadt Sachsens und eines der Tore ins Erzgebirge. Neben dem Bergbau, der die Region im 15. und 16. Jahrhundert geprägt und reich gemacht hat, waren es in den letzten 200 Jahren vor allem die Textilindustrie, der Maschinenbau und die Auto- und Zulieferindustrie, die den Aufstieg der Stadt begünstigt haben und ihr heutiges Bild prägen.

 Dem Kontinuum kirchlicher und kultureller Bauten seit dem 13. Jahrhundert stehen Villen und Industriegebäude der Gründerzeit, des Jugendstils und des Expressionismus sowie neue Stadtkonzepte mit Wohnbauten, öffentlichen Kunstwerken und Denkmälern der DDR der  1960er bis 1980er Jahre gegenüber. Im Buch aber auch dargestellt das literarische Erbe der Stadt und der Region. Zu Wort kommen Geschichte und Geschichten von Werner Bräunig, Caritas Führer, Stefan Heym, Stephan Hermlin, Angela Krauß, Erich Loest und anderen.

Diese Darstellungen sind nicht ganz widerspruchsfrei und gleiten ab in politische Interpretationen. Diskussionsstoff für den Leser. Das Buch endet mit Streifzügen und Stadtkirchen rund um Chemnitz: Von Annaberg-Buchholz und Hartenstein über Marienberg und Mittweida bis Zwickau. „Streifzüge durch Chemnitz und das Erzgebirge“, ein würdiger und verdienstvoller Beitrag anläßlich der Kulturhauptstadt Europas 2025.  

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Klaus-Martin Bresgott und Johann Hinrich Claussen: STREIFZÜGE DURCH CHEMNITZ UND DAS ERZGEBIRGE Menschen, Bücher, Baudenkmäler Hardcover 128 Seiten mit ca. 140  Abbildungen und 2 Karten; ISBN 978-3-86795-206-4 Ca. 22,90 € [D] Monumente Publikationen , Bonn 2025

FOTO Cover (Verlag)