Demografie in Afrika

Nirgendwo sonst in der Welt wächst die Bevölkerung so rasch wie in Afrika. Bis 2050 wird sie sich fast verdoppeln. Die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln, Gesundheits- und Bildungsdienstleistungen sowie die Schaffung ausreichender Arbeitsplätze überfordert viele Staaten Afrikas schon heute. Doch es gibt Hoffnung.

Die anhaltend hohen Kinderzahlen machen es zunehmend schwerer, die nachwachsenden Generationen mit dem Nötigsten zu versorgen. Derzeit können über 37 Millionen Grundschulkinder in Afrika nicht zur Schule gehen und mit jedem Jahr erreichen weitere 5 Millionen Kinder das Alter, in dem sie eingeschult werden sollten. Selbst wenn sie eine Schule abschließen können, wartet schon die nächste Hürde: Jährlich wächst die Gruppe der jungen Erwerbsfähigen zwischen 15 und 35 Jahren um zehn bis zwölf Millionen, während im gleichen Zeitraum auf dem gesamten Kontinent nur etwa drei Millionen formale Arbeitsplätze neu entstehen.

Dies zeigt, dass die meisten afrikanischen Staaten in einem Problemkreislauf aus hohem Bevölkerungswachstum und anhaltender Armut stecken. Um ihm zu entkommen, müssten zunächst einmal die Kinderzahlen sinken. Weniger Nachwuchs bedeutet, dass die letzten geburtenstarken Jahrgänge ins Erwerbsalter hineinwachsen und der Wirtschaft überproportional viele potenzielle Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, die nur wenige Kinder und Senioren zu versorgen haben.  In den asiatischen Tigerstaaten hat sich dadurch eine Dynamik entfaltet, die breiten Teilen der Bevölkerung zu einem höheren Lebensstandard verholfen hat.

Die Studie hat untersucht, welche Umstände zu sinkenden Kinderzahlen beigetragen haben.  Die Erfahrungen aus Tunesien, Marokko, Botsuana, Ghana, Kenia, Äthiopien und Senegal zeigen: Kinderzahlen gehen zurück, wenn es Staaten gelingt, ein wirkungsvolles Gesamtkonzept zu entwickeln, das zu Fortschritten in den Bereichen Bildung, Gesundheit und bei der Schaffung von Arbeitsplätzen führt. Auch ein besserer Zugang zu Familienplanungsmethoden und mehr Gleichberechtigung von Frauen und Männern gehören zu diesem Gesamtpaket.

Zudem gilt es die Thematik des Bevölkerungswachstums stärker ins Zentrum der außen- und entwicklungspolitischen Debatten zu rücken. „Wie viele Kinder sich die Menschen wünschen und bekommen ist ein sensibles und sehr privates Thema“, sagte Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts. „Aber es wird zu einem gesamtgesellschaftlichen und politischen Thema, wenn dadurch die Entwicklung ganzer Staaten beeinflusst wird. Es auszublenden hilft keinem der Beteiligten, vor allem nicht den betroffenen Ländern selbst.“

Offen, klar und pragmatisch sollte über die Herausforderungen eines hohen Bevölkerungswachstums diskutiert werden, um dann nach Mitteln und Möglichkeiten zu suchen es demokratisch und menschenwürdig zu reduzieren.  Auch Deutschland sollte dazu beitragen, sachliche Diskussionen darüber auf internationalem Parkett salonfähig zu machen.

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.