Der Handel in Deutschland

Der Deutsche Handelskongress fand vom 15. bis zum 16. November 2017 im Berliner Hotel Maritim unter Beteiligung zahlreicher Entscheider aus Unternehmen des Groß- und Einzelhandels sowie der Nahrungsmittelindustrie statt.

 

Auch die Digitalisierung geht am Handel nicht vorbei, weshalb das Thema in mehreren Vorträgen behandelt wurde. Um den neuen, gewandelten Kundenwünschen nachzukommen und vom Wettbewerb nicht abgehängt zu werden, müssen auch die Händler auf die Entwicklungen der Digitalisierung reagieren. Allerdings haben sich viele Handelsunternehmen damit noch nicht eingehend befaßt, was zu Wettbewerbsnachteilen führen kann. Insbesondere der stationäre Handel braucht neue Ideen, denn um die Gunst der Kunden kämpfen alle. Schneller, mehr und günstiger ist das Credo der Verbraucher, deshalb schon sind neue Ideen im Handel gefragt. Mobile Lösungen, das Internet der Dinge, Robotik und künstliche Intelligenz sind gefragt. Beispielsweise hat der Online-Versandhändler Amazon die Einstunden-Lieferung in Berlin, München und Hamburg eingeführt. An seinem Firmensitz in Seattle wird in den Geschäften mit dem „Laden ohne Kassen“ experimentiert, um die langen Kundenschlangen an den Kassen zu vermeiden.

 

Um einen höheren Umsatz zu erzielen, wird die personalisierte Ansprache der Kunden die Zukunft sein. Zudem wächst der Online-Handel, der im Jahr 2009 noch überwiegend über Desktop stattfand, inzwischen jedoch immer mehr über das Smartphone abgewickelt wird. So erzielt der deutsche Online-Versandhändler Zalando 70 Prozent seines Umsatzes über Mobilgeräte. In den vergangenen Jahren war er einer der umsatzstärksten Versandhändler.

 

Experten rechnen damit, dass in den nächsten Jahren 50 Prozent des Umsatzes über E-Commerce erzielt wird. Jedoch ist das Wachstum der einzelnen Marktteilnehmer ungleichmäßig verteilt.

 

Josef Sanktjohannser, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE) wies darauf hin, dass im Handel rund drei Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Voll- und Teilzeit arbeiten. Noch gibt es die mittelständischen Fachgeschäfte, die sich gegen die großen Ketten durchsetzen müssen, wobei es regionale Unterschiede gibt. Durch die Landflucht hin zu den sogenannten Schwarmstädten sind gleiche Lebensverhältnisse in vielen Orten nicht mehr gegeben, was den Aufstieg der AfD begünstigt hat.

 

Als sehr wichtig erachtet Sanktjohannser den Ausbau der Breitband-Versorgung im ländlichen Raum, denn die Digitalisierung in den strukturschwachen Orten ist existenziell. Zudem fordert er eine Neufinanzierung der Energiewende, denn die weiter steigenden Kosten belasten insbesondere die Privathaushalte, deren Kaufkraft dadurch sinkt. Es werden vernünftige und nachhaltige Verkehrskonzepte benötigt um den Lieferverkehr schneller abwickeln zu können. Die Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge wird derzeit vom Handel diskutiert.

 

Ein Problem für den Handel sind die gewerbsmäßigen Ladendiebstähle, die jährlich rund zwei Milliarden Euro an Schaden verursachen. Weiter fordert er gleiche Wettbewerbsbedingungen für den Handel, denn ausländische Unternehmen zahlen weniger Steuern als die deutschen Firmen. Auch die unterschiedlichen Ladenöffnungszeiten in den einzelnen Bundesländern sollten harmonisiert werden.

 

In ihrem Redebeitrag erklärte Andrea Nahles, Fraktionsvorsitzende der SPD im Deutschen Bundestag, dass der stationäre Einzelhandel unverzichtbar ist. Derzeit drängen große Konzerne auf den Markt, die eine Monopolstellung anstreben und nicht nur Geld verdienen wollen, sondern sie wollen auch neues Recht einführen und Arbeitnehmerrechte außer Kraft setzen. Viele dieser Konzerne sind in den Steuer-Oasen zu finden. Das ist zwar legal, aber durchaus nicht legitim.

 

Man muß auch über die Sonntagsarbeit sprechen, denn Studien haben ergeben, dass die meisten Online-Bestellungen an Sonntagen erfolgen. Dazu braucht es vernünftige und pragmatische Lösungen, die mit den Kirchen diskutiert werden sollten. Bekannt ist auch, dass 60 Prozent aller Arbeitnehmer nicht an ihrem Wohnort arbeiten, sondern pendeln. Deshalb sollte der Sonntag arbeitsfrei sein. Andrea Nahles ist auch die Meinung, dass die Abschaffung der Solidaritätsabgabe nicht mehr Kaufkraft bringt, denn mit ihr werden in der Hauptsache die höheren Einkommen belastet.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.