Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes

Der Internationale Tag der Vermißten am 30. August gab Anlaß für das Deutsche Rote Kreuz eine Bilanz seiner Arbeit vorzulegen: Fast 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wenden sich mmer noch zehntausende Menschen an den DRK-Suchdienst. Dabei handelt es sich nicht nur darum, das  Schicksal vermißter Wehrmachtsangehöriger oder von Vertriebenen, insbesondere von Kindern, zu klären, sondern zunehmend bitten auch Migranten, die den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren haben, um Hilfe.  Wie die Leiterin der DRK-Suchdienst-Leitstelle, Dorota Dziwoki, berichtete, stammen viele dieser Suchenden aus Afghanistan, Syrien, Somalia oder dem Irak. Seit gut zehn Jahren ist das internationale Suchdienst-Netzwerk mit der Suche nach Familienangehörigen beschäftigt, die einander während ihrer Flucht nach Europa verloren haben.

Martin Schüepp, Direktor Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf, erklärte: „Die Klärung der Schicksale vemisster Personen ist in erster Linie ein Akt der Menschlichkeit. Die Zusammenführung von Familien ist im Rahmen unserer humanitären Arbeit genauso wichtig wie die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Unterkunft und Wasser. Wir sind weltweit in bewaffneten Konflikten, anderen Situationen von Gewalt, im Rahmen von Migration und nach Naturkatastrophen im Einsatz und wir hören regelmässig, dass es für die Menschen am allerwichtigsten ist, zu wissen, ob ihre Angehörigen in Sicherheit und am Leben sind“.

Für den DRK-Suchdienst besteht bei der Suche die größte Schwierigkeit darin, dass die suchenden Personen oftmals nicht sagen können, in welchem Transit- oder Zielland sie ihre Angehörigen vermuten. Für eine erfolgreiche Suche benötigt der Suchdienst möglichst detaillierte Angaben.

Im Rahmen eines internationalen Netzwerks arbeitet der DRK-Suchdienst mit Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften weltweit und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zusammen. Das Suchdienst-Netzwerk besteht aus den 191 Nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften in dem IKRK.

Die Suchdienstaufgabe Familienzusammenführung betrifft nicht nur Flüchtlinge aus den aktuellen Konfliktregionen der Welt, sondern nach wie vor auch Spätaussiedler. Der DRK-Suchdienst war schon nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Anlaufstelle für die durch Flucht und Vertreibung auseinandergerissenen Familien gewesen. Seit nunmehr über 70 Jahren berät er diesen Personenkreis.

Allein für die Klärung der Schicksale von Wehrmachtsangehörigen und Zivilisten, die seit dem Zweiten Weltkrieg von ihren Angehörigen vermisst werden, erreichten den Suchdienst des DRK im Jahr 2018 fast 9.000 Anfragen; die meisten aus Deutschland, aber unter anderem auch aus Russland, Österreich, Polen, Norwegen und Australien. Dies zeigt das ungebrochene Bedürfnis vieler Menschen, Gewissheit über das Schicksal ihrer verschollenen Angehörigen zu erlangen. Kinder und Enkel sind interessiert an genauen Angaben zum Zeitpunkt, Ort und Umständen des Todes des Vaters, des Bruders oder des Großvaters, aber auch der Muter, der Schwester oder der Großmutter zu erhalten. Diese Informationen erhält der DRK-Suchdienst aus russischen Archiven. In 2018 konnten erstmals in 843 Fällen Auskünfte aus ehemals sowjetischen Unterlagen erteilt werden. Im Rahmen eines deutsch-russischen Kriegsgefangenenprojektes wird versucht, mit Hilfe neuer Informationen weitere Auskünfte aus russischen Archiven zu erhalten.

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.