Deutsche Fehnroute

Gesamtroute Fehnroute

Sie führt als Radwanderstrecke und auch Autostrasse 173 km als Rundkurs mitten durch Ostfriesland. Es geht durch ehemalige Moorgebiete und Fehnkolonien. Kanäle, genannt Wieken, funktionsfähige Schleusen, über weiße Klappbrücken, vorbei an uralten Backsteinkirchen und stolzen Windmühlen. Zeugen einer bewegten Vergangenheit. „Fehn“ ist niederländisch, bedeutet Moor und beschreibt die Moorkultivierung seit dem 17. Jahrhundert (www.deutsche-fehnroute.de).

Wir haben unser Stammquartier im Sporthotel in Middels nahe Aurich, der heimlichen Hauptstadt von Friesland, gewählt. Von hier aus läßt es sich bequem einzelne Teilrouten abfahren. Offiziell beginnt der Kurs in Papenburg, der ältesten Fehnsiedlung. Wir starten aber nach Großefehn und sind sofort eingenommen von der einmalig flachen Landschaft, geprägt von Kuhweiden, Pferdekoppeln, kleinfeldrigen Ackerflächen und Deichen. Die einstige Redensart „Morgens schon sehen, wer nachmittags zum Tee kommt“ trifft inzwischen weniger zu.

Heute säumen mehr als hundertjährige Bäume die Feld- und Wiesenränder. Neben unserem Zielort liegen gleich Mittegroßefehn und Ostgroßefehn. Charakteristisch hier verschiedene typische Windmühlen. Sichtbar wird auch dem Touristen, wie die Moore abgebaut wurden. Zunächst wurden schiffbare Kanäle angelegt, um das Moor zu entwässern.

Torfabbau
Torfbahn
Torfboot

Danach wurde der Torf gestochen, getrocknet und mit Schiffen in die Städte gefahren und dort als Brennmaterial verkauft. Gut erlebbar wird das für uns in Wiesmoor mit seinem Torf- und Siedlungsmuseum (www.torf-und-siedlungmueseum.de). Von dem schweren Leben im Moor zeugen die alten Gerätschaften, die einfache Wohnkultur und die Transportboote. Die angeschlossene Teestube vermittelt uns einen Eindruck von der ostfriesischen Teekultur. Kluntjes und Sahne dürfen nicht fehlen.

Lehmhütte der Moorsiedler

An diesem historischen Ort wird auch gern geheiratet. Wiesmoor punktet noch mit seinem Blumenreich und der Erlebnisgolfanlage Ostfriesland (www.tourismus-wiesmoor.de). Wir rollen weiter zwischen Meer und Moor nach Rhauderfehn, wo die fast 200 Jahre langen charakteristischen Eigenschaften aller ostfriesischen Fehne prägend sind:

Kilometerlange Kanäle, Klappbrücken, Schiffe mit braunen Segeln, majestätische Windmühlen und gemütliche Backsteinhäuser mit leuchtend roten Ziegeldächern zu beiden Seiten der schnurgeraden Wieken. Eine Besonderheit der Fehnroute ist, dass Teilstücke auch mit dem Kanu befahren werden können. Schließlich erreichen wir die Stadt Leer, das „Tor Ostfrieslands“ zwischen den Flüssen Ems und Leda. Als Handelsplatz erlangte der Ort schon in frühester Zeit große Bedeutung. Heute ist er ein beliebter Ausgangsort für Erkundungstouren bis hin zur ostfriesischen Küste, zu den Nordseeinseln oder in die benachbarten Niederlande zur Provinz Groningen. Insgesamt eine schöne Route mit Weitblick durch die ehemaligen Moorgebiete. Und überall wird gegrüßt mit einem freundlichen „Moin“.

Kanal, Boot, Klappbrücke

Spezielle Orte für Ausflüge 1.

Greetsiel Das Fischerdorf Greetsiel wird auch die „Puppenstube von Friesland“ genannt. Die kleine Hafenstadt ist ein perfekter Ort, um die Schönheit und Ruhe der Nordseeküste zu genießen. Auf den Besucher warten die bunten Boote der größten Krabbenfangflotte und die alten Zwillingswindmühlen, die den Hafen schmücken. Oder ein Spaziergang entlang des Deichs und der Kanäle. Auf alle Fälle die köstliche lokale Küche probieren, vor allem die frischen Garnelen und Fisch.

Krabbenfangflotte
Mühle

 Dann unbedingt ein Abstecher zum Pilsumer Leuchtturm auf dem Deich mit Weitblick aufs Wattenmeer. Der „Otto-Turm“ wurde 1890 als Leitfeuer fertiggestellt und ist heute außer Betrieb.

Pilsumer Leuchtturm

2. Granitquaderkirche Middels

Die ev. luth. Granitquaderkirche in Middels (Aurich) wurde Anfang des 13. Jahrhunderts vollständig aus Granitquadern errichtet und ist eine der ältesten Kirchen Ostfrieslands. Die Steine stammen von Granitfindlingen aus der Eiszeit, die in mühseliger Arbeit zu Quadersteinen geformt wurden. Der Glockenturm aus Backstein stammt aus dem 14. Jahrhundert und steht einige Meter versetzt von dem Kirchengebäude. Im Inneren der Kirche befindet sich eine sehenswerte Orgel, die im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts gebaut wurde.

Granitquader Kirche

3. Seehafen-Stadt Emden

Der Plan war perfekt – an diesem Wochenende fand das traditionelle Matjesfestival statt: Volksfest, Shantychöre, historische Schiffe, Fisch auf jedem Tisch. Die größte Stadt Ostfrieslands liegt an der Emsmündung. Sie hat eine reiche Geschichte als Hafen und Zentrum der Reformation, die wir in der Johannes a Lasco Bibliothek, dem Ostfriesischen Landesmuseum und der Kunsthalle erkunden.

Matjes Festival
Kesselschleuse

 Ein weltweit einmaliges Bauwerk ist die Emdener Kesselschleuse mit vier Kammern. Sie verbindet gleich vier Wasserstraßen für die Schifffahrt, die hier zusammenlaufen: den Ems-Jade-Kanal, den Emder Stadtgraben, das Fehntjer Tief und das Rote Siel. Die Schleuse wurde vom Berliner Regierungsbaumeister Wilhelm Germelmann entworfen und ging nach nur zehnmonatiger Bauzeit im Februar 1887 in Betrieb. Und ist noch heute vollständig in Funktion. Das muss man gesehen haben (www.emden-touristik.de).


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