Deutschlands Süßwarenindustrie

Über aktuelle Themen und Probleme der Süßwarenindustrie informierte am 14. März 2019 Stephan Nießner, Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI).

Der BDSI ist ein Wirtschafts- und Arbeitgeberverband mit rund 220 überwiegend mittelständischen Mitgliedsunternehmen; wobei es sich vielfach um Familienbetriebe handelt, die stark im ländlichen Raum angesiedelt sind. Die Süßwarenindustrie beschäftigt etwa 50.000 Mitarbeiter, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 12,9 Mrd Euro erzielten. Die Produktionsmenge ist 2018 um ein Prozent gestiegen, der Umsatz um 3,6 Prozent. Auch im Exportgeschäft wurden Zuwächse erzielt, insbesondere mit Drittländern, wie beispielsweise Russland, wo eine Erholung zu verzeichnen war. Die Exportquote liegt bei 54 Prozent, davon erfolgen 80 Prozent der  Lieferungen in Länder der Europäischen Union.

Es wird eine große Vielfalt an unterschiedlichen Produkten angeboten. Neben den traditionellen Süßwaren gibt es Varianten mit reduziertem Zucker-, Fett- bzw. Salzgehalt, gluten- und lakosefreie Erzeugnisse; zudem werden die Erzeugnisse in unterschiedlichsten Portions- und Verpackungsgrößen angeboten.

Die Ursachen von Übergewicht sollten nicht der Süßwarenindustrie angelastet werden; dafür gibt es viele unterschiedliche Ursachen. In der öffentlichen Diskussion wird die Bedeutung des Süßwarenkonsums hierfür weit überschätzt. Schwere Arbeiten werden heutzutage von Maschinen ausgeführt; es wird die Bewegungsarmut der Menschen beklagt. Trotzdem blieb die Kalorienzufuhr unverändert, obwohl der Kalorienverbrauch gesunken ist. Dies ist eine Facette des komplexen Geschehens. Die vereinfachte Kennzeichnung von Lebensmitteln durch die „Ampel“ bringt auch keine Lösung des Problems, denn der Verbraucher entscheidet selbst, was er ißt, denn es gibt keine gesunden oder ungesunden Lebensmittel.

Zum Brexit wurde festgestellt, dass sich die Süßwarenindustrie darauf einstellen muß, denn Großbritannien ist zweitgrößter Abnehmer von deren Erzeugnissen. Neben Zollfragen gibt es für Großbritannien eine spezielle Kennzeichnungspflicht. Unvorhersehbare wirtschaftliche Risiken sind mit dem Brexit verbunden.

Auch die Logistik wurde angesprochen, denn marode Brücken und lang andauernde Reparaturarbeiten an Autobahnen zwingen die Lieferanten zu großen Umwegen, was insbesondere bei der Anlieferung von Saisonartikeln, wie Oster- oder Weihnachtsartikeln, mißlich ist. Zudem fehlen europaweit Lkw-Fahrer; das führt zu fehlenden Ladekapazitäten. Auch Facharbeiter und Saisonarbeitskräfte zu finden, wird zunehmend schwieriger.

Zum Thema Nachhaltigkeit beim Kakaoanbau berichtete der Verbandsvorsitzende, dass der Anteil an nachhaltig zertifizierten Kakao in den in Deutschland verkauften Süßwaren 62 Prozent beträgt. Als die Empfehlung 2011 an die Mitgliedsunternehmen ging, nachhaltig produzierten Kakao zu verwenden, betrug der Anteil lediglich drei Prozent. Für das Jahr 2020 ist das Ziel 50 Prozent. Im Jahr 2025 sogar soll der Anteil von nachhaltig erzeugtem Kakao in den in Deutschland verkauften Süßwaren sogar 75 Prozent betragen. Die Professionalisierung des Kakaoanbaus und die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Kleinbauern und ihrer Familien, insbesondere in Westafrika, stehen bei den Aktivitäten der deutschen Süßwarenindustrie im Vordergrund, jedoch sollte dies nicht allein den deutschen Abnehmern überlassen bleiben. Ein weiteres großes Thema ist die Reduzierung bei der Verwendung von Plastik. Die Unternehmen sind bestrebt, den Einsatz von Plastik weitgehend einzuschränken.

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.