Berlin: Entdeckungsreise / Älteste Plattensiedlung von Deutschland EXCLUSIVBERICHT
Die erste Plattensiedlung von Deutschland

Sie steht in Berlin-Friedrichsfelde, Bezirk Lichtenberg. Die Wohnsiedlung wurde 1926–1930 errichtet und sollte preiswerte Kleinwohnungen für Kriegsteilnehmer und Hinterbliebene bereitstellen.
Der Entwurf stammt von den Architekten Wilhelm Primke und Jakob Goettel.
Der Berliner Stadtbaurat Martin Wagner wagte das Experiment Platte, um industrielle Bauverfahren zu testen. Die Bauarbeiten wurden durch die „Occident“ Deutsche Baugesellschaft mbH ausgeführt.

Sie errichtete die acht Gebäudezeilen mit 27 zwei- bis dreistöckigen Häusern und 138 Wohnungen. Alle waren mit Bad, Toilette, Küche sowie Balkon ausgestattet. Kleine Vorgärten und hinter den Häusern liegende Mietergärten sollten dem Motto „Licht, Luft und Sonne für alle“ gerecht werden.
Das Ensemble gilt als erster Versuch industriellen Wohnungsbaus in Deutschland- Es waren die ersten Gebäude, die mit vorgefertigten Großplatten errichtet wurden. Die Betontafeln wurden nicht in einem externen Betonwerk hergestellt, sondern direkt auf der Baustelle gegossen.

Insgesamt acht verschiedene Außen- und vier unterschiedliche Innenplatten. Keller und Schornsteine mussten in konventioneller Ziegelbauweise errichtet werden, Decken und Dachstuhl entstanden in traditioneller Holzkonstruktion.

Mit den wenigen Plattentypen wurde zwar eine hohe Flexibilität erreicht, trotzdem erfüllte das Projekt die Erwartungen nicht. Es führte zu keiner nennenswerten Zeit- und Kostenersparnis. Daher wurde das Vorhaben nicht weiterverfolgt, und die Bauweise wurde bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin für den Wohnungsbau nicht mehr angewendet.


Die historische Siedlung mit dem Namen des Widerstandskämpfers Herbert Splanemann steht seit 1981 unter Denkmalschutz. Die Häuser befinden sich heute in Privatbesitz.
Eine Tafel in der Siedlung informiert über Geschichte und Besonderheit der Häuserzeilen.
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