Die Klosterwinzer von Neuzelle
Immerhin wachsen und gedeihen sechs verschiedene Weinsorten auf ihrem gepflegten Weinberg am Kloster Neuzelle im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree. Geschäftsführerin Cornelia Schwarz und Vorstandsvize Burkhard Jantke und alle anderen im Verein verstehen sich als Hobbywinzer.
„Neben der Freude am Wein ist es vor allem das gemeinschaftliche Erleben und Entdecken hier in der Natur. Aber es gehört auch ein ganzes Stück Arbeit dazu“, erklärt Frau Schwarz. Seit 2002 haben die 22 ehrenamtlich Aktiven den damals mit einer Streuobstwiese bewachsenen ehemaligen Weinberg, genannt „Scheibe“, systematisch rekultiviert. Auf der 1500 m² großen Fläche stehen heute 420 Rebstöcke der Sorten Aron, Phönix, Muskateller, Elbling, Frühburgunder und Merzling. Spaliere sucht man hier vergebens. Gemäß der Tradition wachsen die Rebstöcke an einzelnen Pfählen und sind somit auch aufwendiger zu bewirtschaften.
Historisch geht der Ursprung des Weinbaus auf das 18. Jahrhundert und den Abt Martinus zurück. Er ließ inmitten der prachtvollen barocken Klosteranlage Neuzelle einen Berg herrichten und Weinstöcke einpflanzen, die er aus Burgund hatte kommen lassen. Bis 1840 wurde hier Wein angebaut. In den darauffolgenden Jahren schenkte man ihm wenig Aufmerksamkeit.
Heute sind alle froh dank der Wiedergeburt und der Unterstützung durch die Stiftung Neuzelle. In guten Jahren können bis zu 600 Liter Wein gekeltert werden. Dies geschieht in der benachbarten Kelterei Grano. In Flaschen abgefüllt kann der Wein der Klosterwinzer im Rahmen von Führungen verkostet werden. So z.B. bei „Führungen in und auf dem Weinberg“, beim Weinbergfest oder dem Neuzeller Weihnachtsmarkt.
Dort sind am 2. Adventswochenende alle heiß auf den „Weißen Glühwein“. Für die Zukunft hat der Vereinsvorstand eine Reihe von Ideen parat. Neben den ständig laufenden Arbeiten strebt man nach einer verbesserten Struktur am Weinberg. Ein Insektenhaus soll entstehen und alte Rebsorten der Region sollen kultiviert werden.
Dabei rechnen die Hobbywinzer mit Unterstützung von Bauernhöfen in der Lausitz. Jedenfalls hat unser Besuch gezeigt, den Klosterwinzern merkt man die Freude ihre Tuns an. Mögen sie noch lange dem Motto treu bleiben: „Jeder Wein ist wie ein gutes Buch, denn er kann Geschichten vom Sommer erzählen“
(www.lausitzer-weinfreunde.de). Obwohl die Lausitz noch nie ein eigenständiges Weinanbaugebiet war und auch nicht ist, wird Wein auf dem Gebiet der Lausitz seit vielen Jahrhunderten angebaut und kultiviert. Die erste urkundliche Erwähnung vom Weinanbau stammt aus dem Jahre 1210. Hier wird die Steuer für einen Weinberg bei Schlabendorf dem Kloster Dobrilugk übereignet.
Wein aus der Lausitz, besonders der aus Guben, Schlieben und Senftenberg, wurde in vergangener Zeit bis in die Baltischen Staaten und an den russischen Zarenhof geliefert. Im Land Brandenburg reifen heute mehr als 20 Traubensorten für Brandenburger Weine mit individuellem Charakter.
Die Weinbautradition konzentriert sich an 29 Standorten, davon 12 in der Lausitz. Mit einem Netzwerk Weinbau wird das Ziel verfolgt, die Brandenburger für den Weinbau als kulturelles Erbe zu interessieren, den Akteuren fachliches Wissen für die Arbeiten im Weinberg sowie im Weinkeller zu vermitteln und damit zur Sicherung der Qualität der Brandenburger Weine beizutragen.
Auch alle Hobbywinzer – wie die Neuzeller – nehmen dabei den ihnen gebührenden Platz ein. gk
Kontakt:
Cornelia Schwarz, Am Anger 6, 15898 Ossendorf , Tel 015228528007
E: klosterwinzerneuzelle@gmail.com
Fotos ©gk Weinberg in der Klosteranlage; C.Schwarz, B. Jantke vor dem Vereinshaus; Sortenvielfalt