Digitalisierung in der Augenheilkunde

Im Zentrum der Aktivitäten Der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) steht der Aufbau eines zentralen Augenregisters, wie es zum Teil in den USA, Großbritannien, Australien und Dänemark schon vorhanden ist. In die bundesweite Datenbank sollen alle Augenärzte, ob ambulant oder klinisch tätig, pseudonymisierte Informationen zu Behandlungen und Verläufen eingeben. „So können Forscher beispielsweise analysieren, welche Linsen-Implantate bei Grauer-Star-Operationen besonders zuverlässig sind oder welche Injektionsschemata die Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration begünstigen“, erläuterte Frau Professor Dr. med. Nicole Eter, Präsidentin der DOG. Davon könnten die Patienten profitieren, deren Behandlungsqualität und -sicherheit erhöht würde.

 

Darüber hinaus setzen die DOG-Experten auf neue Erkenntnisse durch die Anwendung von Algorithmen, also die Auswertung großer Datenmengen mittels Künstlicher Intelligenz (KI). „Deep Leaning hilft, auffällige Merkmale für Krankheitsverläufe zu entdecken“, erklärt die DOG-Präsidentin. So sei es beispielsweise gelungen, aus Bildern der Netzhaut Allgemeinerkrankungen wie Bluthochdruck herauszulesen. „Indem wir derartige Biomarker identifizieren, verbessern wir Früherkennung und Prävention“, betont die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Münster.

 

Die elektronische Vernetzung würde zudem Doppeluntersuchungen und unnötig häufige Arzt-Patienten-Kontakte vermeiden helfen. Auch können Patienten-Apps, die im Heimgebrauch zur Kontrolldiagnostik angewandt werden und die Ergebnisse an den Behandler übermitteln, lange Wege zu spezialisierten Zentren ersparen. Erste Erprobungen mit einer Sehtest-App oder einer Augeninnendruck-Selbstmessung bei Grünem Star finden bereits statt. „Ob Diagnostik per App oder Algorithmus: Das alles sind Systeme, die den Arzt zwar unterstützen,“ betonte Eter, „ihm die kritische Auswertung aber in keinem Fall abnehmen oder eine empathische Arzt-Patientenbeziehung ersetzen können.“ Digitale Anwendungen eröffnen Medizinern vielmehr Freiräume, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – „auf die Zuwendung zum Patienten und eine stärker personalisierte Behandlung“, so Eter.

 

Aus Sicht der Münsteraner Ophthalmologin stellt die Augenheilkunde ein medizinisches Fach dar, das gut geeignet ist, um ein solches Register in Deutschland auf den Weg zu bringen. „Wir therapieren Volkskrankheiten, an denen 18 Millionen Deutsche leiden, behandeln sektorenübgreifend ambulant wie stationär, therapieren konservativ und operativ, und die digitale Bildgebung spielt eine wichtige Rolle“, zählt Eter auf. Wichtige technische Voraussetzungen, die ein Register erfüllen müsse, sei ein guter und sicherer Datenaustausch, intuitive Anwendbarkeit und die Abwesenheit von Schnittstellenproblematiken.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.