Ein Kongress der Superlative

Der größte Psychiatriekongress Europas, veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) fand vom 28. November bis 1. Dezember 2018 im City Cube Berlin auf dem Messegelände statt. Den Kongress besuchten rund 9.000 Teilnehmer, 650 Einzelveranstaltungen fanden statt und 2.500 Referenten aus dem In- und Ausland informierten über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der seelischen Gesundheit.

 

Inzwischen werden psychische Erkrankungen in Deutschland als Volkskrankheiten anerkannt. Fast jeder ist einmal in seinem Leben davon betroffen. Depressionen, Angststörungen und andere psychische Leiden gehören heute zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen oder frühzeitige Berentungen.

 

Professor Arno Deister, Präsident der DGPPN und Kongresspräsident, erklärte: „Die Fragen und Herausforderungen, mit denen wir uns alle beschäftigen und mit denen wir uns insbesondere in unserem Fach tagtäglich konfrontiert sehen, sind immer vielseitig und Spiegel der Gesellschaft. Die erste und drängendste Frage aber ist: Was können wir besser machen? Und was können wir tun, um die Psychiatrie für die Zukunft zu stärken?“ Mit diesen und anderen Fragen hat sich der Kongress während der vier Tage Dauer beschäftigt.

 

Es war ein spannender, im wörtlichen Sinne zukunftsweisender Kongress. Professor Deister erläuterte: „Biomarker, die das Erkrankungsrisiko vorhersagen, selbsttrainierende Algorithmen, die passgenaue Therapien aufspüren, Versorgungsstrukturen, die sich an den Bedürfnissen der Patienten ausrichten, digitale Applikationen,die das Selbstmanagement der Patienten unterstützen sind bald schon Alltag für alle in der Psychiatrie und Psychotherapie Tätigen. Wir wollen gemeinsam hinterfragen, was diese Entwicklungen für unser Fach bedeuten. Wie werden wir Psychiater und Psychotherapeuten künftig Menschen mit psychischen Erkrankungen behandeln? Wie können wir sicherstellen, dass wir genügend Zeit und Raum für unsere Patienten haben?“ Das sind wichtige Fragen.

 

Deshalb stand auch insbesondere die Prävention im Fokus des Kongresses. Die meisten psychischen Erkrankungen manifestieren sich bereits in den ersten Lebensjahrzehnten und können schon früh Einfluss auf das weitere Leben nehmen. Betroffene leiden nicht nur emotional und körperlich, die Belastung durch seelisches Leiden begleitet sie oft über einen langen Zeitraum, ohne dass ihr Umfeld dies bemerkt. Die Folge sind soziale Probleme und ein hoher Verlust an Lebensqualität; sie sind heute die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit.

 

Neue und innovative Modelle aus Diagnostik und Wissenschaft sollen in Zukunft psychische Erkrankungen frühzeitig erkennen. „Ein gutes Beispiel ist Demenz“, erläuterte Professor Steffi G. Riedel-Heller, Sozialmedizinerin an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. „Wir brauchen eine bessere Aufklärung und mehr Wissen darüber, was uns geistig fit hält. Dass zum Beispiel bestimmte Aktivitäten eine wichtige Rolle spielen: Wie viel wir uns bewegen, wie wir uns ernähren, ob wir geistig aktiv sind und wie wir sozial eingebunden sind. Es macht Sinn, frühzeitig mit Prävention zu beginnen“.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.