Erbepflege in Thüringen

29.02.2024

Ob Eisenacher Sommergewinn, das Skatspiel aus Altenburg oder Friedrich Fröbels revolutionäre Kindergartenidee sowie Gartenzwerge aus Gräfenroda – sie alle gehören zum Immateriellen Kulturerbe Thüringens. Darunter fallen lebendige kulturelle Traditionen, von gesellschaftlichen Bräuchen und Festen über historisch gewachsene Handwerkstechniken bis hin zu lokalen Musik- und Tanzformen. Diesem vielfältigen kulturellen Erbe widmet sich die neue Ausstellung der Volkskundlichen Beratungs- und Dokumentationsstelle Thüringen.

Auftakt war die Präsentation am 29. Februar in der Landesvertretung des Freistaates in Berlin.

Diskussion mit Tina Beer

Kulturstaatssekretärin Tina Beer sprach vom lebendigen Kulturerbe, für das in Deutschland seit 2013 die UNESCO-Konvention gilt. In Thüringen sind bisher 11 Kulturformen gelistet, weitere 5 sind in Vorbereitung. Dabei kommt es vor allem auf das Engagement der Ehrenamtlichen an, die in Trägervereinen das Erbe als Ausdruck von Heimat bewahren und den sozialen Zusammenhalt gestalten. Neben den bereits genannten Projekten stehen aus Thüringen auf der Bundesliste noch die Heiligenstädter Palmsonntagsprozession und der Lauschaer Christbaumschmuck (https://thueringen.de/immaterielles-kulturerbe). Der mundgeblasene gläserne Lauschaer Christbaumschmuck mit seinen typischen von innen versilberten Glaskugeln wurde vor 200 Jahren entwickelt.

Davor stellten Handwerksbetriebe in Lauscha und Umgebung Hohlglasperlen her, die zu Ketten aufgereiht wurden. Aus diesem Brauch entwickelten die Betriebe den gläsernen Baumschmuck zur Weihnachtszeit. Zunächst waren Formen wie Äpfel, Birnen und Nüsse üblich, später folgten Tannen- und Eiszapfen, Blumen oder Vögel. Heute existieren etwa 5000 verschiedene Formen, darunter Engel, Häuser, Fruchtkörbe, Lampions und Glocken. Hergestellt wird diese große Vielfalt an Lauschaer Christbaumschmuck zumeist von kleinen Familienunternehmen.

Im bundesweiten Verzechnis sind gesamt 144 Einträge zu finden ; htps://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/verzeichnis-ike.

Jetzt wurde gefragt, was ist mit der Thüringer Bratwurst? Ja, auch sie ist Teil des Immateriellen Kulturerbes – aber als „Thüringer Bratwurstkultur“. Die Bratwurst gehört zu den Spezialitäten aus Thüringen, die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind.

Freunde der Thüringer Bratwurst / Foto: Günter Meißner

Mit der Thüringer Bratwurst geht eine identitätsstiftende Kultur einher, die bis nach Franken und Nordhessen reicht. Sie lebt allen voran vom Wissen und Können der inhabergeführten Fleischereien und privaten Metzger. Sie stellen die Wurst in handwerklicher Manier her und verwenden dafür regional sehr unterschiedliche Rezepte. Für viele ist eine Thüringer Bratwurst nur schmackhaft, wenn sie über einem Holzkohlegrill gebraten wird. Dann also guten Appetit  und Reinbeissen ins Original.

Txt+Fotos: ©OK

Fotos von der Ausstellung: