Erinnern Sie sich noch?

In Deutschland war es jahrzehntelang bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts üblich, dass alle vier Wochen „Waschtag“ war. Wer es sich finanziell leisten konnte, bestellte die Waschfrau. Die meisten Hausfrauen jedoch mussten die Wäsche ihrer Familie selber waschen. 1939 wurde ein Haushaltstag eingeführt, der berufstätigen Frauen einmal im Monat einen bezahlten, arbeitsfreien Tag bescherte. Später geriet diese Regelung in Vergessenheit und wurde in der Bundesrepublik Deutschland 1947/1948 wieder eingeführt bis ihn 1979 das Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärte. Die formelle Aufhebung durch Gesetz erfolgte erst 1994. Allerdings fiel der Waschtag Mitte der 60er Jahre der Einführung der Fünf-Tage-Woche zum Opfer, die in vielen Branchen nach und nach eingeführt wurde. Inzwischen gab es auch schon moderne Waschmaschinen, die den Frauen den Waschtag erleichterten, nicht zu reden von den heutigen elektronisch gesteuerten und mit verschiedenen Waschprogrammen ausgestatteten Waschvollautomaten. Aber wie verlief ein Waschtag bei unseren Eltern und Grosseltern?

Am Abend vorher wurde die schmutzige Wäsche sortiert in Bunt- und Weisswäsche und getrennt in einem Bottich mit Soda eingeweicht. Am nächsten Tag wurde um 5 Uhr in der Frühe der kupferne Waschkessel unter dem Zusatz von Waschpulver mit Wasser gefüllt. Mit Holz und Kohle wurde ein Feuer unter dem Kessel entfacht und die darin befindliche Weisswäsche wurde zum Kochen gebracht. Mit einem großen Wäschekochlöffel wurde die gekochte Wäsche dann in den Waschtrog getan, wobei es häufig zu schmerzhaften Verbrühungen kam. Zudem entwickelte sich undurchsichtiger Wasserdampf, der die Kleidung der Waschfrau durchfeuchtete. Das war sicher nicht angenehm. Nun begann die eigentliche Arbeit. Ausgerüstet mit einem Waschbrett, Kernseife und einer Wurzelbürste wurden die schmutzigen Wäschestücke bearbeitet, wobei insbesondere Flecke und stark verschmutzte Wäscheteile gebürstet wurden. Danach kam die gesäuberte Wäsche in grosse Waschtröge mit klarem Wasser, um die Seifenlauge auszuspülen. Diese Prozedur wurde zweimal wiederholt. Man kann sich vorstellen, wie anstrengend das war, denn die nasse Wäsche war sehr schwer. Um die Wäschestücke auf die Leine zum Trocknen zu hängen, musste sie ausgewrungen werden, was viel Kraft erforderte. Wenn dann die Weisswäsche im Wind flatterte, wurde die Buntwäsche im gleichen Wasser gewaschen, die natürlich nicht gekocht wurde.

Am Ende eines Waschtags hatten die Frauen geschwollene Hände und einige Tage lang Rückenschmerzen. Wie viel angenehmer verläuft heutzutage ein Waschtag!

Foto: / Text : Copyright © 2024 MIB / Günter Meißner