Fiktiven Dialog mit einer lebendigen Büste

06.08.2023 Der 1977 in Halle/Saale geborene Autor Clemens Meyer lebt in Leipzig, hat bereits zahlreiche Bücher geschrieben. Mehrere seiner Romane wurden auch verfilmt. Für sein schriftstellerisches Werk wurde er vielfach ausgezeichnet. U.a. mit dem Preis der Leipziger Buchmesse.

In seinem Buch „ Über Christa Wolf (Kiepenheuer & Witsch)nähert er sich jetzt auf ungewöhnlichem Wege der weltbekannten ostdeutschen Schriftstellerin – er führt einen fiktiven Dialog mit ihrer Büste, die er beim Verleger Michael Faber tatsächlich erworben hat. Als er die beiden Wolfs wahrnahm und las, Mitte der 1990er Jahre, war sie schon nicht mehr d i e öffentliche Figur. Sie war in „Ungnade“ gefallen. Sie war keine „Staatsdichterin“. Dazu Meyer: „ Ihre besten Bücher haben so eine Erdenschwere, ihren „Kindheitsmustern“ zu folgen, das literarisch aufzubereiten.“ „Kindheitsmuster“ kann „man auch durchblättern wie ein Fotoalbum. Seht, so war es, so lebten wir.“ Clemens Meyer fühlte sich durch

Christa Wolf geprägt. Er bezeichnete sie und ihre Mitstreiter seine „literarischen Eltern und Großeltern“. Durch viele Begegnungen mit den „Alten“, mit denen „ich paradoxerweise immer gut auskam“. Auf die Frage nach seinem Lieblingsbuch von ihr, antwortete er so: „Mein Vater sagte mir, als er vom Tod der Wolf hörte, wären ihm die Tränen gekommen. Sie war ja auch ein Symbol…Die Wolf war in den 1990ern (leider) kaum noch ein Thema.“ Alle hofften , dass es in diesem zerrissenen Land zu leben, „doch noch mal anders wird“.

Auch das gehört zur Wahrheit: Jede neu losgetretene West-Ost-Debatte oder auch umgedreht: Die meisten Deutschen sehnen sich danach, dass die Unterschiede in Deutschland endlich der Vergangenheit angehören. Beginnt endlich den richtigen Dialog.        Dr.Dieter Langer, Bernau bei Berlin