Ausflugsziel: Flugplatz und Museum Neuhardenberg/Marxwalde
Die Doppelbezeichnung verdeutlicht die historische Dimension einer wechselhaften Geschichte des ziemlich verborgenen Flugplatzes in Brandenburg. Heute starten und landen wieder Flugzeuge am Airport Neuhardenberg (Code EDON). Er versteht sich als Tor nach Mittel- und Osteuropa. Der Bau des Flugplatzes Neuhardenberg begann 1934 als geheim gehaltener
Militärflughafen. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden hier 1937 die ersten raketengetriebenen Flugzeuge aus den Heinkel-Werken getestet. Luftfahrtgeschichte schrieb damals Flugkapitän Erich Warsitz, der sich wagemutig in die neu konstruierten
Flugzeuge setzte und sie flog. Unter Einsatz seines Lebens hat der Testpilot neue, die gesamte Flugtechnik umwälzende Antriebsaggregate erprobt. Er steuerte als erster Mensch ein Flüssigkeits-Raketenflugzeug, nämlich die Heinkel He 176, und ein Düsenflugzeug, die Heinkel He 178. Damit hat er die Voraussetzungen geschaffen, die es der heutigen Flugtechnik erlauben Zeit und Raum zu überbrücken. Der Ursprung des Raketen- und Düsenzeitalters liegt auch in Neuhardenberg.
Während des 2.Weltkrieges flog die Deutsche Luftwaffe von Neuhardenberg aus Einsätze gegen Polen, so u.a. eine Gruppe des Kampfgeschwaders 27 mit 30 HE 111. Ab 1940 war der Platz ein Nebenstandort der Flugzeugführerschule C 10. Gegen Kriegsende operierte hier ein Teil des berüchtigten Geschwaders 53 „Legion Condor“. Nach dem Krieg wurde das Dorf Neuhardenberg in Marxwalde umbenannt und zu einem Garnisonsstandort inclusive Flugplatz der DDR-NVA ausgebaut. Das gesamte Projekt unterlag strengster Geheimhaltung. 1959 erhielt die Regierungsfliegerstaffel (Transportfliegergeschwader 44) in Marxwalde ihr Domizil. 1960 kam es zur Stationierung des Jagdfliegergeschwaders 8 auf dem Flugplatz. Historische Merkzeichen aus dieser Etappe der Zeitgeschichte: Ab 1962 Einführung des Abfangjägers MIG 21; Teilnahme der Bestpiloten an Truppenübungen und Manövern. Auch Sigmund Jähn war Pilot, lebte mit seiner Familie 18 Jahre in Marxwalde bis er 1978 als erster deutscher Kosmonaut mit Sojus 31 ins All flog. Das Transportfliegergeschwader LTG, ausgerüstet mit Passagierflugzeugen und Hubschraubern (Mi 8), erfüllte bis Ende 1992 vielfältige Aufgaben (https://flugplatzmuseumneuhardenberg.de/ index.php/ transportfliegergeschwader-44).
Im Jahr 2001 wurde der Flughafenkomplex privatisiert und gehört heute einer dänischen Investorgruppe. Versuche, den Flugplatz zu reaktivieren und als Verkehrslandeplatz einzustufen, schlugen als Konkurrenz zum BER fehl. Inzwischen unternimmt die Airport
Berlin-Neuhardenberg GmbH neue Versuche, den Luftfahrtstandort als Service- und Ergänzungsflugplatz für die Hauptstadtregion zu gestalten. Aktuell fliegt die Spree Flug GmbH Unternehmer, Manager-Teams, Privatpersonen und eilige Kleinfracht/Expressgüter zu Destinationen in ganz Europa. Was fehlt, ist die genehmigte Einrichtung eines Instrumentenanflugsystems für die 2.400 x 50 m Runway. Welches Potenzial der Neuhardenberg-Airport verkörpert, demonstrierte der Projekttag FLIEGEN im August Selbst ein Airbus A320 startete dreimal ausgebucht zu einem Brandenburg-Rundflug.
Flugplatzmuseum:
Die Interessengemeinschaft Militärgeschichte mit Vereinsvorsitzenden Werner Hoffmann und Museumsleiter Jürgen Becker zeigt im Museum die wechselvolle Geschichte des Militärstandortes. Am Museumshangar werden in zwei originalen Sheltern an zahlreichen Exponaten die Einsatzaufgaben und Ergebnisse des militärischen Flugbetriebes gezeigt. Highlights der Darstellung sind die rekonstruierte MIG 21 sowie ein Mi 8-Hubschrauber. Dem Andenken an den 2019 verstorbenen Weltraumpionier Sigmund Jähn ist ein besonderer Ausstellungsteil gewidmet. Insgesamt wird zugleich anschaulich ein Stück deutscher Geschichte dokumentiert, die anderswo meist verschwiegen wird.
Öffnungszeiten: Donnerstag – Sonnabend 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr oder nach Anmeldung. Kontakt: Airport Neuhardenberg, Oderbruchstraße 24 a, 15320 Neuhardenberg
Tel.: 033476 60709-0; Fax: +49 (0) 33476 60709-99
E: info@airport-neuhardenberg.com
Museum: Tel.: 0174 3650094
Fotos: ©gk