Freundschaft digital & analog

Neue Ausstellung im Museum für Kommunikation

Biografie der Freundschaft

Bei diesem Thema denkt man sofort an seine Freunde: an die und an die. Das Museum in der Leipziger Str. hat seine neue interdisziplinäre Schau in 3 Teile gegliedert: Freunde finden, Freunde haben und Freunde verlieren. Eingeladen wird gewissermaßen zum großen Freundschaftstest. Ein Angebot an alle Altersgruppen. Die beiden Kuratoren Dr. Martina Padberg und Stefan Nies haben das Gesamtwerk didaktisch gut aufgebaut: Am Entdeckertisch, auf dem Marktplatz der Freundschaft, mit Zettelpost, E-Buddy, Tamagotchi und dem Roboter AIBO erkunden die Besucher Freundschaft in all ihren Spielarten – und können gemeinsam mit ihren Freund*innen in der Fotobox ein Erinnerungsfoto schießen. Dabei tauchen jede Menge Fragen auf: Was bedeutet uns Freundschaft? Wo und wie finden wir heute Freund*innen? Wie haben Smartphones und soziale Netzwerke unsere Vorstellungen von Freundschaft verändert? Die revolutionäre Entwicklung der Kommunikationsmittel macht es uns leichter in Kontakt zu bleiben. Aber: Die virtuelle Vernetzung führt unter Umständen auch zu Beliebigkeit und Austauschbarkeit. Ein spannender Rundgang durch eine teilweise überraschende Welt. Like you!                                  

 Im 2. Teil der Ausstellung widmen sich die Macher dem breiten Spektrum gelebter Freundschaft bis ins digitale Zeitalter.

Hier begegnen die Besucher*innen berühmten Freundschaften: von Goethe und Schiller über Konrad Adenauer und Dannie Heinemann bis zur deutschen Fußballnationalmannschaft von 1954. Sie verdeutlichen, wie aus Konkurrent*innen Freund*innen werden, sie Hilfe in der Not bieten und Teamgeist zum Erfolg führt. Ob nah oder fern, für Freund*innen ist es wichtig, miteinander in Kontakt zu bleiben. Schon im Mittelalter benutzte man Gesten, Gaben und besondere Erinnerungsstücke als Zeichen der Verbundenheit. Noch wichtiger aber war und ist der Austausch. Lange Zeit war der Brief das beliebteste Mittel, später dann das Telefon. Heute kommunizieren wir über Kurznachrichten und soziale Medien.                                       

Der dritte Teil der Ausstellung zeigt, wie Menschen den Verlust von Freundschaft

Kuratoren

überwinden oder auch ohne Freund*innen leben können. Wenn der Kreis an Freund*innen kleiner wird, kann die soziale Isolation Menschen krank oder depressiv machen. Fotografien der Künstlerin Nicole Ahland zeigen verlassene, erinnerungsträchtige Räume und Wohnungen. Ebenfalls fotografisch erhalten die Besucher*innen Einblicke in die Welt des Erwin Hapke, der zurückgezogen als Eremit in seinem Elternhaus lebte und dort ein Gesamtkunstwerk aus gefalteten Papierwesen entstehen ließ. Um der Einsamkeit zu entgehen, knüpfen manche Ersatzfreundschaften mit Tieren oder Gegenständen, zu denen sie emotionale Beziehungen aufbauen. In neuester Zeit kommen auch intelligente Systeme und Roboter zum Einsatz, die mit Menschen zunehmend besser interagieren. Eine wertvolle Ausstellung mit Informationen und Erkenntnissen, die jedem von uns viel Anregung und Ausblick geben kann. Bis zum Ausstellungsende 05. Juli 2020 läuft auch ein breites Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen, workshops und Ferienangeboten. Zu erkunden unter www.mfk-berlin.de/ausstellung-freundschaft .  gk

Kontakt: Monika Seidel, Telefon (030) 202 94 202, m.seidel@mspt.de, www.mfk-berlin.de

Foto: ©gk