Frieden denken in Zeiten des Krieges

Der ehemalige Präsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, Johannes Varwick von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat kürzlich ein bemerkenswertes Interview gegeben.

Vorbemerkung: Er kann den russischen Präsidenten Putin überhaupt nicht leiden. Wörtlich: „Ich bin gegen eine Dämonisierung von Putin. Nicht, weil ich auch nur einen Hauch Sympathie für ihn hätte. Aber wir müssen politikfähig sein, auch gegenüber Autokraten.“

Aber nun zur Sache. Varwick ist der Meinung, dass der Krieg gegen die Ukraine verhindert werden können. Dafür hätte der Westen Russland aber zuhören müssen. Auf die Frage, dass die Ukraine auf eine NATO-Zugehörigkeit verzichten müsse, um die Sicherheitsinteressen Russlands zu gewährleisten, antwortete er: „In diese Richtung müssen wir denken. Ich bin überzeugt: Wenn wir das schon vor Monaten getan hätten, wäre dieser Krieg verhindert worden. Statt dessen haben wir diese Frage tabuisiert…Es gab 2008 den NATO-Beschluss, dass die Ukraine zum NATO-Mitglied werden soll…Wir haben nie eine neutrale Ukraine in Erwägung gezogen…Dabei verstehen die Russen es als erklärtermaßen als vitales Interesse, dass die Ukraine nicht einem Militärbündnis angehört, das Russland gegenüber steht. Das haben wir nie verstanden oder wollten es nicht verstehen.“

Auf eine weitergehende Frage, ob Deutschland zu spät gehandelt habe, erwiderte Varwick: „Wir haben der Ukraine falsche Hoffnungen gemacht…Wir haben die Ukraine verheizt…Wir müssen nüchtern ausloten, welche Kompromisslinien es mit Russland gibt, die auch die Ukraine akzeptiert. Wenn das gelingt, kann der Krieg früher vorbei sein, als wir uns heute vorstellen können. Wenn nicht, wird er lange dauern…Wir dürfen die Dinge nicht auf die Spitze treiben.“

Die Ansichten Varwicks wurden der breiten Öffentlichkeit verschwiegen. Sein Interview wurde von keiner großen Tageszeitung abgedruckt. Auch bei ARD und ZDF habe nichts davon gehört, zumindest in den Hauptnachrichten der beiden Sender. Es lebe die Presse-und Medienfreiheit !

                                                            Ein Beitrag für MEDIENINFO-BERLIN  Dr. Dieter Langer