Gedenkjahr Bauernkrieg 1525

Plakat Freiheyt

Die Schlacht bei Frankenhausen in Thüringen endete vor 500 Jahren siegreich für das Heer der Landsknechte von Adel und Klerus. Die Geschichtsschreibung wertet das Ereignis vom 15. Mai als die erste freiheitliche Bewegung der deutschen Geschichte. Das aktuelle Motto im Freistaat: „freiheyt 1525“.

Wir starten unsere Reise zu den historischen Orten direkt in Mühlhausen. Dort begüßt uns Teil 1 der Landesausstellung zum Jubiläum in der Marienkirche.

Marienkirche Mühlhausen

Unter dem Motto „Die ländliche Gesellschaft um 1525“ wird der Besucher durch die 12 Monate des Jahres geleitet. Das dörfliche Leben dominiert. Eine auch emotional angelegte kluge Exposition, angereichert mit einmaligen Originalgemälden der uralten Zeiten.

Die eindrucksvolle Marienkirche mit dem höchsten Kirchturm Thüringens an sich ist weit über die Stadtgrenzen sichtbar. Als Architektur- und Geschichtsdenkmal, Müntzergedenkstätte, Konzerthaus sowie Begegnungsort mit Religion und Kultur ist die Marienkirche eng mit dem Geschick der Stadt und ihrer Bürger verbunden.

Denkmal Kornmarktkirche

Weiter geht es zur Kornmarktkirche, dem Bauernkriegsmuseum, vor der ein neues Denkmal eingeweiht wurde. Die sieben Meter hohe Statue war bereits vor 500 Jahren von dem Maler Albrecht Dürer entworfen. Sie zeigt einen sitzenden Bauern, dem ein Schwert in den Rücken gerammt wurde. Über die Zeit der Vor- und Frühreformation sowie den Bauernkrieg in Thüringen informiert aktuell die neukonzipierte Dauerausstellung „Luthers ungeliebte Brüder“. In Fokus stehen hier die Geschehnisse und Umstände des Bauernkrieges der Jahre 1524 und 1525. Ausgehend von den bäuerlichen Forderungen und entlang der überlieferten Ereignisse werden wir als Besucher an die handelnden Akteure sowie die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zeit herangeführt. Neben Thomas Müntzer und Martin Luther auch weitere in Franken oder Schwaben wie Götz von Berlichingen, Jacob Wehe, Hans Müller und weitere Anführer der Bauernhaufen. Im Mittelpunkt stehen die 12 Artikel (Forderungen) der Bauern.

Darunter, das „Jede Gemeinde ihren Pfarrer selbst wählen dürfen soll“; das „Die Leibeigenschaft abgeschafft werden soll“, das „Jedermann freie Nutzung von Jagd und Fischfang haben soll“ und „In den Gemeindewäldern jeder Brennholz schlagen dürfen soll“ sowie andere. Inmitten der Altstadt von Mühlhausen kommen wir noch am historischen Rathaus mit dem reichsstädtischen Archiv von 1280 vorbei. Einprägsam und wahr der Spruch über der Tür.

Eingang Rathaus

Ein zweites zentrales Ziel unserer Reise führt uns in den Kyffhäuserkreis nach Bad Frankenhausen. Dort auf dem Schlachtberg wurden die Bauern blutig geschlagen und ihr Anführer Thomas Müntzer enthauptet. Mehr dazu und der Kult um ihn in der DDR zeigt das Regionalmuseum im Schloß. Soviel Müntzer an einem Ort haben wir bisher noch nicht erlebt: Strassennamen, Betriebsnamen, LPG-Bezeichnungen, Spielzeug, Plakate, Gemälde, Fotografien, Medaillen, Geldscheine, Geschirr…

Bauerntracht Kyffhäuser

Eine einzigartige Sammlung. Der kulturhistorische Höhepunkt erwartet uns im Panorama Museum unweit der Stadt. Inzwischen als „Die Sixtina des Nordens“ stilisiert, zeigt das Monumentalgemälde die „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“.

Panorama Museum

Das Panorambild wurde vom Leipziger Maler Werner Tübke (1929–2004) in Öl auf Leinwand von 1983 bis 1987 geschaffen. Mit über 3000 Einzefiguren zählt das imposante Kunstwerk zu den größten und figurenreichsten Gemälden der neueren Kunstgeschichte. Zugleich bietet es ein lebhaftes Zeitpanorama des 16. Jahrhunderts.14 Meter hoch und 123 Meter Umfang. Der ausleihbare Audioguide erläutert uns bestechend genau und spannend die Einzeldarstellungen der Episoden. Ein Erlebnis der besonderen Art im klimatisierten Raum (www.bauernkrieg2025.de).

Kirchturm Bad Frankenhausen

Weil wir nun mal in Bad Frankenhausen sind, kommen wir an dem schiefen Kirchturm der Stadt nicht vorbei. Ein Besuchermagnet mit Weltrekord. Denn mit einem Überhang von 4,83 m weicht der Turm mehr vom Lot ab als sein italienischer Zeitgenosse in Pisa (3,90 m). Ursache für die Schieflage sind Auswaschungen von Salz- und Gipsgestein, das sich im Untergrund befindet.

Kyffhäuserdenkmal

Ein Abstecher führt uns zum naheliegenden Kyffhäuserdenkmal, entworfen vom Berliner Architekten Bruno Schmitz. Im Mai 1892 fand die Grundsteinlegung statt und im Juni 1896 wurde das Denkmal eingeweiht. Hauptteil des Monumentes ist der Turm mit der Darstellung Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Wilhelm I. Nach 306 Stufen erreichen wir den Aussichtspunkt und haben einen imposanten Blick auf die Kyffhäuser-Landschaft mit goldgelben Kornfeldern.

Panoramabild

Für zwei Ruhetage haben wir uns im angenehmen Hotel Thüringer Hof in der Musik- und Bergstadt Sondershausen einquartiert. Eine 900 Jahre alte Stadt in der gerade wie jeden Sommer die Schloßfestspiele laufen mit Musical, Oper und Theater. Im ehemaligen Residenzschloss der Grafen und Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen untergebracht, präsentiert das Schlossmuseum heute auf drei Etagen eine facettenreiche Ausstellung. Höhepunkt der Präsentation ist die „Goldene Kutsche“ der Schwarzburger Fürsten.


Schloß Sondershausen

Für uns bemerkenswert ein Kindertheater sowie die Familienkirche im Schloßareal. Bauernkriegsdramen haben sich hier eher weniger abgespielt. In ihrer Erinnerungskultur sieht sich aber auch Sondershausen als Teil des Gedenkjahres 500 (schlossmuseum-sondershausen.de).

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