Geschichte(n) eines Dorfes

Der beschauliche Ort Hirschfelde im brandenburgischen Landkreis Barnim liegt keine 20 km ostwärts von Berlin entfernt. Diese Strecke nahm im Jahre 1904 auch der Berliner Unternehmer und Mäzen Eduard Arnhold. Er erwarb das dörfliche Rittergut, ließ anschließend das Gutshaus durch den Architekten Paul Baumgarten umbauen und den Park als Skulpturenpark neu anlegen. Hirschfelde erlangte so eine kulturelle Blütezeit.

Dorfblick

Arnhold ist heute eine Dauerausstellung in der Dorfkirche gewidmet. Als erfolgreicher Kohlebaron und Unternehmer war er zugleich Repräsentant der jüdisch-deutschen Großbürger im alten Tiergartenviertel von Berlin. Kaiser Wilhelm II. berief ihn 1913 als ersten und einzigen Juden in das Preußische Herrenhaus. Als Kunstliebhaber und Förderer erwarb er in Fiesole bei Florenz die Villa Bellagio.1913 stiftete er dem preußischen Staat die Villa Massimo in Rom als Kulturinstitut.

Dorfkirche

Die erstmalige urkundliche Erwähnung Hirschfeldes geht auf das Jahr 1268 zurück. Anfang des 15. Jahrhunderts entstand das Rittergut Hirschfelde. Wie die gesamte Region hatte auch der Ort stark unter den Auswirkungen des 30 jährigen Krieges zu leiden. Hirschfelde ist ein klassisches Angerdorf, in derem Zentrum sich zwei Dorfteiche befinden. Mitten im Dorfzentrum steht ein Hirsch aus Bronze, der um 1907 von Louis Tuaillon geschaffen worden ist. Er war erst 1998 vom Militärflugplatz der Sowjetarmee in Werneuchen zurückgekehrt, wo er vor dem Offizierscasino platziert war. Leider das einzige Kunstobjekt, was vom Gutspark noch vorzufinden ist. (Foto 3), Foto 4)

Namensgeber
Marmorstier

Der berühmte Stier aus weißem Marmor war nach Osten gewandert und steht heute im Kurpark von Bad Freienwalde. Inzwischen ist das jahrelang ungenutzte Gutshaus aufwändig saniert worden.

Herrenhaus

Ebenso interessant für Bewohner und Besucher ist die eigens eingerichtete Mitfahrerhaltestelle vor der Dorfkirche.

per Anhalter

Zeugnis bewegter deutscher Geschichte legen zwei sich kreuzende Strassen ab. Die beiden Namen reichen vom Kaiserreich über das III. Reich und die DDR bis heute.

Historische Welten

Eduard Arnold und seiner Frau ist es zu verdanken, dass im Jahr 1906 in der Siedlung Werftpfuhl (Ortsteil) das „Johannaheim“ gegründet worden ist, ein Waisenhaus für Mädchen, die dort eine Ausbildung erhalten konnten. Heute befindet sich in der Einrichtung die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein (Träger: Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken). Hirschfelde ist heute ein Ortstel der Stadt Werneuchen und hat 311 Einwohner. Historisch von Wert bleibt der inzwischen verschwundene Skulpurenpark. Historiker ordnen dem Park Hirschfelde eine besondere Stellung zu. Es wird angenommen, dass er ein Vorbild für die Entwicklung vieler Skulpturengärten in Europa war, zumindest gilt er als erstes allgemein bekanntes Beispiel dieser Art.

Friedensstein

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