Gin-Destillerien von der Prignitz bis zum Fläming

„Das Tonic ist der erste Diener des Gins” – sagte einst der Alte Fritz, der Preußenkönig. Wir sind unterwegs zu ausgewählten Gin-Brennereien in Brandenburg. Im Gänseland Prignitz, konkret in Klein Gottschow, probieren wir feinsten Gin in der GANS FeinbrandManufaktur. Seit 2017 hat Familie Wacker den Schritt gewagt, einen alten Bauernhof zu sanieren und gleich eine Brennerei zu planen. Im ehemaligen Stall entstanden Brennanlage und Hofladen, unterstützt mit EU-Mitteln. Für Spirituosenexperten Victor Radde heißt es, den GANS Gin (46 %) mit zwölf ganz unscheinbaren, heimischen Kräutern immer neu zu komponieren. Dafür eingesetzt werden Botanicals wie Aroniabeeren, Akazienblüten, Hagebutten, Brombeeren, Haferstroh, Klee, Zitruskräuter, Gänseblümchen und Wacholder. So erhält der Gin seine intensive, frisch-fruchtige, ja blumige Aromatik. Das Sortiment von 10 Variationen soll weiter wachsen (www.gans-manufaktur.com). 

Victor Radde

Unsere nächste Adresse ist die Brennerei Manufaktur Kullmann&Sohn in Wiesenburg. Hier reift ein klassischer, aromatischer Gin mit einer frischen Sanddorn-Note. Seit 1990 gehören die Kullmanns zu den ersten Brennereien in den neuen Bundesländern. Neben dem Hauptsitz in Loburg besteht die Obstbrennerei im Ort Reppinichen.Bei Gin sind sechs preisgekrönte Spezialitäten im Angebot. In der Spitze mischt der Sanddorn-Gin (40 %) kräftig mit. Zum Gesamtsortiment gehören edle Obstbrände, erlesene Liköre, feine Kräuter, Obstgeiste, Vodka und Whisky (www.brennerei-manufaktur.de). 

Kullmanns Gin

Weiter geht die Tour nach Caputh am Schwielowsee. Die Destillerie der Gebrüder Ginnn schuf den E=mc² London Dry Gin. Extrem aufwendig in der Herstellung, weil die Botanicals mitdestilliert werden. Dieser Gin soll Regionalität und Historie verkörpern. 47 % und die zehn Botanicals kommen alle zur Geltung (Wacholderbeeren, Frische Orangen- und Zitronenschalen, Rote Pfefferbeeren, Sanddornbeeren und Frisches Basilikum). Trotzdem ist dieser Gin samtig weich im Abgang (https://gebruederginnn.de/). 

F4 Einstein-Formel

Weiter fahren wir in Richtung Süden nach Neuzelle. In der Neuzeller GIN MANUFAKTUR wirkt Brennmeister Manuel Bunke. Sein WKK-Gin (51 % ) steht für Wilde Klosterküche im Klosterhotel Neuzelle. “Für die Herstellung unseres Leinsaat-Gins nehmen wir uns besonders viel Zeit und verwenden die besten Zutaten aus der Region. Zu unseren Wacholderbeeren aus Deutschland geben wir u.a. geröstete Leinsamen aus dem Spreewald und Wasser aus der Neuzeller Klosterbrauerei hinzu“. 

Anlage Neuzelle
Daniel Ringpfeil

Schließlich erreichen wir die Klosterdestille Zinna in Forst Zinna. Wir treffen Brennmeister Daniel Ringpfeil der neben dem „Zinnaer Klosterbruder“ den Gin „Old Fritz“, 43 %, verantwortet. Der Schnaps basiert auf handverlesenen flämischen Blaubeeren und feinem Wacholder, wird dreimal destilliert, vier Wochen gelagert und anschließend per Hand in kultigen Apothekerflaschen abgefüllt. Sein Name adaptiert nach dem Preußenkönig Friedrich der Große, genannt der „Alte Fritz“ (https://ginmanufaktur-neuzelle.de/). Was haben wir auf der Fahrt zu den brandenburgischen Destillen gelernt? Letztendlich hat sich Gin als Spirituose einen festen Platz in den Bars dieser Welt erobert und gilt nicht zu Unrecht, als der Mixdrink, der immer geht. Dann also auf ein Gläschen Gin-Tonic. Txt+Fotos: ©OK