Hauptversammlung der Pharmazeutischen Industrie

Die diesjährige Hauptversammlung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) fand am 12. Juni 2018 im Berliner Hotel Maritim pro arte statt. Nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden Dr. Martin Zentgraf nahm Sabine Weiss, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Gesundheit das Mikrofon zu einem Grußwort. Darin führte sie aus, dass Deutschland einer der wichtigsten und innovativsten Produktionsstandorte für Arzneimittel in der Welt ist. Die Arzneimittelindustrie ist eine Zukunftsbranche.

 

Weiter sagte sie: „Wir wollen, dass die Menschen bei uns weiterhin bestmöglich mit neuen und innovativen Arzneien versorgt werden können. Für beides brauchen wir Rahmenbedingungen, die das Innovationspotential in unserem Land zuverlässig fördern und gleichzeitig die Gesundheitskosten im Blick behalten. Daher werden wir den Pharmadialog mit allen Beteiligten fortsetzen. Innovationen sollen echten Fortschritt bringen; schließlich gibt es das lebenslange Risiko einer schweren Erkrankung. Nicht nur die Pflegebedürftigkeit soll hinausgezögert werden, sondern es soll auch ein Zuwachs an Lebensjahren gewonnen werden. Dazu hat sich der Pharma-Dialog als gute Diskussionplattform bewährt. Wir werden diesen Dialog fortsetzen und die Regierungsfraktionen einbeziehen. Diskutiert werden Innovationen, personalisierte Medizin, Arzneimittelsicherheit sowie Versorgungs- und Lieferengpässe. Noch in diesem Jahr wird der Kongress „Personalisierte Medizin in Aktion“ stattfinden.

 

Derzeit gibt es Spannungen zwischen der EU-Kommission und der nationalen Regierung: Preisbildung und Erstattung sollten jedoch national geregelt werden. Die Patienten sollen sich darauf verlassen können, dass sie mit hochwertigen und innovativen Arzneimitteln versorgt werden.

 

Früher wurden Arzneimittel komplett in Deutschland produziert, was sich inzwischen geändert hat. 50 Prozent der Wirkstoffe zur Herstellung von Medikamenten kommen aus Deutschland, 44 Prozent aus Europa, jedoch

80 Prozent der Antibiotika kommen aus China oder Indien.

 

Wir müssen weg von der Kostendiskussion hin zur Nutzendiskussion: Durch neue Hepatitis-Arzneimittel konnten Lebertransplantationen vermieden werden. Insgesamt gibt es 30.000 Krankheiten von denen 10.000 behandelbar sind. Letztlich ist der Nutzen höher als die Kosten.“

 

Dann berichtete Dr. Martin Zentgraf über die Lage der Pharmaindustrie. Das Jahr 2018 ist ein Jahr des Wandels in Bezug auf personelle Veränderungen im Bundesgesundheitsministerium und auch beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie. Zentgraf sagte: „Der Pharmadialog ist die richtige Plattform, um die Gesundheitsversorgung der Menschen mit Arzneimitteln in Deutschland zu sichern. Das sehen wir auch in der kontinuierlichen Zusammenarbeit in den Kompetenzteams, die die Gespräche und den Austausch zwischen Politik und Industrie über die Legislaturperiode kontinuierlich weitergeführt haben“.

 

Weiter sagte er: „Wir müssen genau hinschauen, was um uns herum passiert. Gerade hat der chinesische Autobauer Geely zehn Prozent des deutschen Vorzeigeautobauers Daimler aufgekauft. Daimler – die Erfolgsgeschichte made in Germany, deren Anfänge auf das Gründungsjahr 1883 in Mannheim zurückreichen. Jetzt ist der Aktionär aus Asien, dessen Name übersetzt lautet: „Glückmachendes Fahrzeug“, der einflussreichste im Konzern. Im vergangenen Jahr gab es

54 Einstiege chinesischer Investoren in deutsche Unternehmen, darunter auch in deutsche Arzneimittel-Spezialisten und Mittelständler, die auf ihrem Gebiet Weltmarktführer sind. Sie suchen sich also die Perlen der deutschen Wirtschaft heraus. Das Ergebnis: Chinas pharmazeutische Industrie boomt.

 

Sind früher die meisten Arzneimittel in Deutschland produziert worden, wurde, wie in anderen Branchen auch, die Produktion mehr und mehr nach Asien verlagert. Arbeitslohn und Fabrikationskosten sind dort niedrig. Noch lassen 49 Prozent unserer BPI-Unternehmen die Wirkstoffe für verschreibungspflichtige Arzneimittel in Europa und zu 22 Prozent in Deutschland herstellen“.

 

Wichtige Ausgangsstoffe für lebensrettende Arzneimittel werden jetzt schon ausschließlich und exklusiv aus Indien oder Indien bezogen. „Wenn China heute aufhört, die pharmazeutischen Rohstoffe zu liefern, bricht hier zu Lande die Produktion von lebenswichtigen Medikamenten zusammen. Mehr als 80 Prozent der antibiotischen Wirkstoffe werden außerhalb Europas hergestellt. Wir hängen hier am Tropf von China, Indien und der Mongolei. Aber auch für andere lebenswichtige Werkstoffe sind zunehmend in Deutschland nur noch wenige Anbieter zu finden“, erklärte der Vorstandsvorsitzende des BPI.

 

Zentgraf appellierte an den Pharmaunternehmen: „Lassen Sie uns eine gemeinsame Strategie entwickeln, damit Deutschland auch künftig ein Land mit außergewöhnlich guter Arzneimittelversorgung bleibt. Nur in gemeinsamer Anstrengung von Politik und Industrie können wir die Versorgungssicherheit der Menschen in Deutschland stärken“.

 

Der Vorstandsvorsitzende wies darauf hin, „dass die pharmazeutische Industrie erforscht, entwickelt und produziert Medikamente, die Krankheiten heilen, lindern oder vorbeugen. Wir versetzen Menschen in die Lage, mit Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Schilddrüsenüberfunktion ein weitgehend normales Leben zu führen. Wir forschen nach neuen Wirkstoffen, die etwa Krebserkrankungen besser und nachhaltiger therapieren können, und wir konzentrieren uns auf Therapien, die Bewährtes noch besser machen, entwickeln bekannte Wirkstoffe weiter, gestalten die Anwendung patientenorientierter und finden neue Therapien. Wir entwickeln Medikamente nur für Kinder und gegen seltene Krankheiten. Die pharmazeutische Industrie hat einen großen Anteil am gesundheitlichen Wohlergehen der Menschen“.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.