Industrie- und Völkerschau im Treptow-Museum

Im Jahr 1896 verwandelte sich der Treptower Park in Berlin in eine imposante Ausstellungs- und Erlebnisfläche. Einen ganzen Sommer lang konnten die Berliner und ihre Gäste die grandiose Gewerbeausstellung besuchen. Auf 1,1 Mio m² hatte sie die Dimension einer Weltausstellung. Ein attraktives Teilprojekt wurde die Erste Deutsche Kolonial-Ausstellung. Diesem Thema widmet sich jetzt eine neue Dauerschau im Museum Berlin-Treptow am Sterndamm 102. Unter dem Motto: „zurückGESCHAUT“ wird auch die bis heute nicht hinreichend aufgearbeitete deutsche Kolonialgeschichte sichtbar gemacht.

Museum Treptow

Für die Kolonial-Ausstellung, eigentlich Völkerschau, waren eigens Dörfer aus Ostafrika, Togo, Kamerun und Deutsch Neuguinea nachgebaut worden. Über 100 „Eingeborene“ waren für diese Ausstellung nach Berlin verschifft worden und wohnten dort, um authentisches Leben in fernen Ländern zu demonstrieren. Für die Besucher war alles neu und spektakulär und entsprechend wurden die „Exoten“ zur damaligen Zeit angestarrt. Das Museum hat die Schicksale der meisten Männer und Frauen der kolonialen Inszenierung aufgearbeitet. Z.B. das von Samuel aus Togo, von Hazina aus Daressalam oder vom Stamm der Duala aus Kamerun. Dabei wurde nachgewiesen, dass diese Menschen nicht nur aufmerksam auf die Berliner zurückschauten, nein, sie wehrten sich gemeinsam gegen die ihnen zugewiesene Rolle als ‘Anschauungsobjekte’. Nach der Schau blieben viele von ihnen in Europa, begannen eine Ausbildung oder ein Studium. Insgesamt setzt sich ‘zurückGESCHAUT’ kritisch und authentisch mit der damaligen Ausstellung und der deutschen Kolonialgeschichte auseinander. Entstanden ist die Exposition in Kooperation mit der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). Die Beteiligung Schwarzer Menschen hatte dabei nicht nur Einfluss auf Details, sondern war maßgebend für die Entwicklung des Ausstellungskonzepts. Sie war entscheidend bei der Auswahl der Bilder und der Ausstellungstexte, die das rassistische Vokabular der Kolonialzeit vermeiden oder apostrophieren (http://zurueckgeschaut.de/). gk

Öffnungszeiten: Museum Treptow | Sterndamm 102, 12487 Berlin-Johannistal
Montag & Dienstag | 10-16 Uhr
Donnerstag | 10-18 Uhr
Sonntag | 14-18 Uhr.

Fotos: ©gk

100 schwarze Schicksale der Ausstellung
Teilkomplex Gelände
Eingang