Informationen zum Arbeitsmarkt

Um sich einen Einblick in die Lage am Arbeitsmarkt, insbesondere zu den Themen Fachkräftesicherung, Weiterbildung, Integration Geflüchteter in Arbeit und Beschäftigungsperspektiven für Langzeitarbeitslose, besuchte die Arbeitsministerin des Landes Brandenburg, Diana Golze, drei Unternehmen in den Landkreisen Teltow-Fläming und Potsdam Mittelmark. Die Arbeitsstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt sowie Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit nahmen ebenfalls an der Fahrt teil.

 

Arbeitsministerin Golze sagte unter anderem: „Der Brandenburger Arbeitsmarkt entwickelt sich sehr positiv. In den vergangenen Jahren hat sich die Arbeitslosigkeit mehr als halbiert, noch nie hatten so viele Brandenburgerinnen und Brandenburger eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Und die Unternehmen schaffen dank der guten Konjunktur weiter neue Stellen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften befindet sich auf einem sehr hohen Niveau. Noch viel zu viele Frauen arbeiten unfreiwillig Teilzeit, die Tarifbindung muss besser werden. Für die Betriebe wird die Gewinnung von Fach- und Nachwuchskräftenein immer ernster werdendes Problem, an dem die gesamte wirtschaftliche Entwicklung hängt“.

 

Seit März 2017 haben Arbeitsministerin Golze und Arbeitsstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt über 20 Betriebe sowie 30 Projekte besucht. Golze stellte fest: „Wir sehen im gesamten Land ein hohes Engagement der verschiedenen Arbeitsmarkt Akteure vor Ort. Und wir sehen, dass viele Betriebe neue Wege zur Gewinnung von Auszubildenden und Fachkräften gehen, indem sie zum Beispiel den Führerschein oder den Kitaplatz finanzieren. Junge, gut ausgebildete Menschen haben hervorragende Perspektiven auf dem Brandenburger Arbeitsmarkt. Schwierig bleibt es aber für ältere Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte“.

 

Bernd Becking sagte: „Die Auszubildenden von heute sind die Leistungsträger von morgen. Viele Brandenburger Unternehmen haben dies erkannt und stellen seit einigen Jahren mehr Arbeitsplätze zur Verfügung. Zudem haben die Arbeitsagenturen umfangreiche Fördermöglichkeiten in petto, um Ausbildung zu erleichtern. Aber es bleibt noch einiges zu tun. Jeder zwölfte Bewerber hat im Ausbildungsjahr 1026/2017 keine Lehrstelle gefunden; gleichzeitig blieben fast 1.700 Lehrstellen unbesetzt“.

 

Besucht wurde die Firma Carl Pabst – Samen und Saaten GmbH in Großbeeren, die seit 1999 am Ort ansässig ist und ursprünglich aus Erfurt stammt. Es ist ein Familienunternehmen, das komplette Sortimente an Sämereien für den Einzelhandel abfüllt. Es ist ein reines Saisongeschäft, wo von August bis Dezember produziert wird. Durchschnittlich sind 45 bis 50 Mitarbeiter beschäftigt, die früher den Mindestlohn von 6,50 Euro pro Stunde erhielten; jetzt werden 9,00 Euro gezahlt. Auch vier Migranten arbeiten in der Firma, wobei die Integration wegen Sprachproblemen und Wohnungssuche schwierig ist. Meist sind vier Auszubildende in der Firma tätig, die aber schon vor Beendigung der Ausbildung abgeworben wurden um die Ausbildung in einer anderen Firma fortzusetzen. Die Firma erzielt einen jährlichen Umsatz von 9 Mio Euro.

 

Die Firma Grädler Fördertechnik GmbH in Thyrow ist seit elf Jahren hier ansässig und kaufte insgesamt 40.000 qm Firmengelände, auf dem die Gebäude nach modernen Wohlfühl-Gesichtspunkten errichtet wurden. Es werden insgesamt

38 Mitarbeiter und drei syrische Praktikanten beschäftigt, außerdem werden Mechatroniker ausgebildet. Das Durchschnittsalter beträgt 38 Jahre. Um Azubis zu gewinnen setzt Geschäftsführer Frank Grädler auf die Bewerbung per Smartphone. „Die jungen Leute schreiben keine Bewerbungen mehr“. Die Ausbildung eines Mechatronikers kostet den Betrieb rund 60.000 Euro; die Ausbildungsvergütung beträgt 600 bis 800 Euro monatlich. Etwa 85 Prozent der Auszubildenden bestehen die Abschlussprüfung, wobei die IHK zu hohe Ausbildungsbedingungen geschaffen hat. In Deutschland bricht jeder vierte Azubi die Ausbildung aus den unterschiedlichsten Gründen ab, zum Teil fehlt ihnen das Durchhaltevermögen, weshalb eine intensive Betreuung erforderlich ist. Die Digitalisierung, auch Industrie 4,0 genannt, wird zunehmen, jedoch fehlen dafür die Ausbilder, was ein Problem für kleine Betriebe ist. Ein weiteres Problem ist die Vergütung um Arbeitskräfte zu gewinnen. Für Industrietechniker zahlen Konzerne einen Stundenlohn von 22 Euro, während der Mittelstand lediglich wenig mehr als

11 Euro die Stunde zahlen kann.

 

In diesem Zusammenhang führte die Arbeitsministerin aus, dass es für Brandenburger Unternehmen schwierig ist Azubis zu finden; die offenen Lehrstellen werden immer mehr, insbesondere kleine Betriebe haben es schwer. Es gilt innovative Lösungen zu finden. Für die „Qualifizierte Ausbildung im Verbundsystem“ stehen bis Ende 2020 insgesamt 45 Mio Euro an ESF-, Bundes- und Landesmittel zur Verfügung. Mit dem Programm „Assistierte Ausbildung Brandenburg“ sollen förderungsbedürftige junge Menschen, darunter insbesondere junge Geflüchtete, eine Ausbildung aufnehmen. 1,12 Mio Euro stehen dafür in 2018 zur Verfügung. Derzeit sind 107 junge Menschen, davon 85 Prozent junge Geflüchtete, in der Förderung. Außerdem fördert das Arbeitsministerium Sozialbetriebe, in denen Langzeitarbeitlose marktnah beschäftigt werden, um sie auf eine Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten. Der Start war im Dezember 2016 und läuft bis Ende 2022. Aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) stehen dafür 6,5 Mio Euro zur Verfügung.

 

Besucht wurde der Sozialbetrieb „Hand in Hand“ des Arbeits- und Ausbildungsförderungsvereins Potsdam-Mittelmark in Bad Belzig. Elise Vogel die Vorsitzende des Vereins berichtete, dass die Gründung im Juni 1991 stattfand. Mit 60 festen Mitarbeitern werden zirka 30 Vereine und vier Übergangsheime für Migranten betreut. Der Verein vermittelt Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung, beispielsweise im Bau- und Reinigungsgewerbe. Derzeit sind fünf Langzeitarbeitslose sozialversicherungspflichtig angestellt, die mit fachlicher Unterstützung und einem sozialen Betreuer ins Arbeitsleben integriert werden sollen. Ziel ist es, sie auf dem ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. In der Tier- und Pflanzenproduktion sowie der Forstwirtschaft sind Arbeitskräfte tätig, deren Vermittlung der Verein übernommen hat.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.