Jedes Ding hat seine Geschichte

Schönefelder Zentralflughafen wurde am 22.Februar geschlossen

Unter der obigen Dachzeile ,Jedes Ding hat seine Geschichte“ wollen wir an einer Serie daran erinnern, was es im kleineren deutschen Staat DDR so alles gab. Der Standort Schönefeld hatte für das Flugwesen schon seit 1934 eine bestimmte Rolle gespielt. Es gab dort ein Flugzeugwerk samt drei 800 Meter lange Betonpisten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges siedelten sich auf diesem Gelände 1946 die sowjetischen Luftstreitkräfte an. Ein Jahr später kam der Befehl heraus einen zivilen Flughafen zumachen. Ab 1955 durfte dann auch die damalige DDR-Lufthansa an den Start zu gehen. Später errichtete die DDR der Roten Armee in Serenberg einen neuen Flugplatz. Damit war die Basis gelegt für den Ausbau zum Zentralflughafen Berlin-Schönefeld. Der Anblick des dortigen Flughafengebäudes hat zu Zeiten der Zweistaatlichkeit viele Herzen höher und schneller schlagen lassen. Übrigens nicht nur die der DDR-Bürger, sondern auch die aus dem Westteil Berlins. Aber gehen wir der Reihe nach. Die DDR-Staatsführung hatte mit ihrem Generalplan eigentlich etwas Schickes und Großes im Sinn. Eröffnet wurde der Flughafen 1976 als eine bescheidene, 100 Meter lange Halle namens Neue Passagier-Abfertigung (NPA), die aber schon wenige Jahre später viel zu klein geraten war. Wie heißt es in einer gängigen Redensart: Das Flugwesen entwickelt sich.

53 Ziele auf vier Kontinenten waren vor der sogenannten politischen Wende 1989 von Schönefeld aus zu erreichen. Die Kapazitätsgrenze von einer Million Passagiere wurde bereits 1969 überschritten. Und 1989 waren es dann schon knapp drei Millionen. Ein erheblicher Teil der Kunden kam nämlich bereits seil den 1960er Jahren aus West-Berlin – und  war sowohl Touristen als auch Gastarbeiter aus dem Ausland. Die Terrasse des Flughafens Schönefeld, die im Sommer 1983 eröffnet wurde, war dann ein außerordentlich beliebtes Ausflugsziel für die DDR-Bevölkerung. Nach der Wende sorgte die Abwicklung der Interflug für einen unausbleiblichen Abschwung, denn außer Charterflügen passierte nicht mehr viel. Das änderte sich rasch mit dem Boom der Biilig-Airlines nach der Jahrtausend-Wende, Die jährlichen Passierzahl en stiegen bis zu 13 Millionen.

Mit Interflug in Schönefeld abzureisen war für die Westberliner viel billiger als ein Start in Tegel oder Tempelhof. Durch die Busse des DDR-Kraftverkehrs wurden die Transitreisenden am West-Berliner Messegelände eingesammelt und über den Grenzübergang Berlin-Rudow direkt vor dem Schönefelder Terminal abgesetzt. Da die einstigen RGW-Länder wegen Devisenmangel gezwungen waren untereinander auf eine „besonders Art“ die Kosten für Kerosin auszuhandeln, spielten die Betriebskosten keine große Rolle. So konnte es sich die Interflug leisten, Flugpreise bis zu 70(!) Prozent unter dem üblichen Westniveau anzubieten.

Der heutige BER-Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hatte 2019 36 Millionen Fluggäste im Kopf, doch bereits 2020 brachte die corona-bedingte Flugflaute von nur neun Millionen zustande. Wir werden das alle Terminal 5 sich noch zehn Jahre benötigen, vielleicht noch länger. Im neuen  Hauptterminal sind pro Jahr 27 Millionen Passagiere möglich, wehere 6 Millionen im Terminal 2. Erst wenn das nicht mehr reicht, könnte der alte Flughafen Schönefeld nochmals ein Thema werden.                             Dr. Dieter Langer