Kant in Lüneburg

Blick über das Lüneburger Wasseerviertel
Wappen

Für die Jahresfahrt des Deutsch-Russischen Forums hatten die Vereinsplaner wieder eine gute Idee: Ziel Lüneburg mit der Sonderausstellung „Immanuel Kant 300. Ein Leben in Königsberg“. Gleich vorweg: Die historische Schau im Ostpreußischen Landesmuseum hat unsere Erwartungen übertroffen. Dr. Reinhard Dahlhaus führte kompetent und detailliert durch Leben und Werk des vor 300 Jahren geborenen berühmten Philosophen und Aufklärers. Allerdings steht in dieser Kant-Inszenierung seine Person, nicht seine Philosophie im Mittelpunkt. Dazu haben sich die Ausstellungsmacher eines wirksamen Tricks bedient:

Einzigartige, zum Teil noch nie öffentlich gezeigte Originalobjekte wurden auf vier Tischen platziert. Dies auch thematisch im Vorgriff auf die gegenwärtig bis 2025 entstehende Dauerpräsentation. Zu sehen sind u.a. Haare von Kant, sein Spazierstock, zahlreiche Ölgemälde und Skulpturen, das „Kant-Glas“ mit persönlichen Gravuren und Kurioses wie Erhellendes.

Billardtisch

Der biographische Teil ist nur der erste der künftigen Dauerausstellung, die sich dann stärker auf Kants Ideen und ihre Aktualität fokussiert. Mit seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ leitete Kant den Beginn der modernen Philosophie ein.

Kantgesichter

In der Ausstellung exclusiv gezeigt, Virtual Reality-Stationen des historischen Königsberg aus der Zeit Kants hochaufgelöst in 3D. Auch im heute russischen Kaliningrad hat Kant seinen historischen Stellenwert. Die Zusammenarbeit mit deutschen Wisenschaftlern zeigt in letzter Zeit einige Risse. Am Schluß aber bleibt das Denken Kants und seine Bedeutung für unsere heutige Welt mit der Aufforderung zum „Selberdenken“. Nach soviel Kant konnten wir im Anschluß noch die Ostpreußen-Hauptausstellung besichtigen.

Preußenerbe

Gezeigt werden seltene, wertvolle und ungewöhnliche Exponate, die uns auf eine beeindruckende Reise durch Landschaft, Geschichte und Kultur Ostpreußens und der Deutschbalten mitnehmen. Das Museum hat sich in Lüneburg etabliert, weil nach 1945 viele Geflohene und Vertriebene hier strandeten. Auch ihre historischen Fenster sind inzwischen im Museum dargestellt. Gemäß dem Leitbild: „Wir sind national und international das Museum für Kultur, Kunst und Geschichte der früheren Provinz Ostpreußen sowie der Deutschbalten“.

Team Forum

Vorausgegangen war dem Höhepunkt Museum ein rustikaler Mittagsimbiss in „Schröders Garten“, direkt am Fluss Ilmenau. Danach ein anstrengender weil umfassender Stadtrundgang, geführt von der kompetenten Lüneburg-Kennerin, Frau Tietze. Im Mittelpunkt die Themen Hanse, Salz und Rote Rosen.

Am Sande

Beeindruckt hat gleich zum Start die Zahl des Tages: 365. Soviele gastronomische Einrichtungen gibt es in der 77.000 Einwohner-Stadt. Damit hat Lüneburg die höchste Kneipendichte bundesweit.

Alter Kran

Vom alten Wasserturm hat man eine schöne Aussicht über die Stadt. Im Mittelalter entwickelte sich Lüneburg durch Salzgewinnung und Handel mit dem ‚weißen Gold‘ zu einer der reichsten Hansestädte. Im Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt geblieben, beeindruckt uns das Altstadtensemble mit den drei großen Backsteinkirchen und dem Rathaus.

Vorbei geht es an prachtvollen Bürgerhäusern mit ihren charakteristischen Backsteingiebeln. Am idyllischen Stintmarkt zeugen die historischen Speichergebäude, Mühlen und der Alte Kran vom einstigen Reichtum der Stadt.

Am Ochsenmarkt in der Altstadt schließlich das Rathaus von 1230 mit 259 Räumen; das größte mittelalterliche Rathaus im Norden. Und ganz am Schluß: Rote Rosen – die romantische Stadt als Drehort und Heimat für die gleichnamige ARD-Telenovela. Inzwischen auch zum Markenzeichen für touristische Angebote geworden.

Rathaus
Trakehner

Am Ende der Forum-Tagesreise bleiben viele neue historische Eindrücke und Erkenntnisse, gepaart mit verblüffend aktuellen Bezügen. Txt.&Fotos: OK / 2 Günter Meißner

Ein Beitrag von Otto Knackfuss für MEDIENINFO-BERLIN