Magen- und Darmerkrankungen

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten informierte, dass die bösartigen Krankheiten der Verdauungsorgane nach den Herz-Kreislaufstörungen die häufigsten Krankheiten der Deutschen sind. Jährlich werden rund zwei Millionen Menschen, die an einer Erkrankung des Verdauungssystems leiden, im Krankenhaus behandelt. Als Volkskrankheiten werden die gastroenterologischen Erkrankungen dennoch nicht wahrgenommen und rangieren in Gesundheitspolitik und Wissenschaftsförderung entsprechend weit hinten.

 

Krebserkrankungen der Verdauungsorgane sind häufiger als die der Lunge und mehr als doppelt so häufig wie der Brustkrebs bei Frauen oder Erkrankungen der Lymphdrüsen. Allein die chronischen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Leber und der Bauchspeicheldrüse verursachen jährlich eine halbe Million Krankenhausbehandlungen, sie lassen außerdem das Risiko einer Krebserkrankung der chronisch entzündeten Organe steigen.

 

Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselkrankheiten und Internistische Intensivmedizin an der Universitätsklinik RWTH Aachen, berichtete, dass insbesondere starkes Übergewicht (Adipositas) und Diabetes wesentliche Risikofaktoren sind, die zu einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung beitragen. Diabetes-Patienten haben zu 80 Prozent eine Fettleber. Daher nimmt die Fettleber-Hepatitis ständig und dramatisch zu. Die chronische Schädigung führt zu einer Entzündungsreaktion im Körper, was zu einer Leberzirrhose und einem Leberkarzinom führen kann. Als Therapie wird empfohlen, die Lebens- und insbesondere die Essgewohnheiten zu verändern. Noch gibt es kein Medikament gegen die chronische Leberentzündung, jedoch beschäftigt sich die Forschung intensiv auf der Suche danach.

 

Derzeit unterziehen sich 6 Millionen Deutscher jedes Jahr einer Endoskopie, etwa im Rahmen der Darmkrebsvorsorge. Dabei wurde bei 40.000 ein Darmkrebs in einem frühem Stadium entdeckt, wodurch hohe Heilungschancen bestehen. Professor Dr. med. Thomas Seufferlein, Direktor der Klinik für innere Medizin I am Universitätsklinikum Ulm, führte in diesem Zusammenhang aus, dass man inzwischen einen immunologischen Stuhltest anstelle der Darmspiegelung vornehmen kann. Allerdings werden dadurch nur 30 Prozent von fortgeschrittenen Adenomen erkannt. Zudem gibt es unterschiedliche Formen von Darmkrebs, die unterschiedliche Therapien bedingen, was durch den medizinischen Fortschritt inzwischen möglich ist. Damit steigen in Zukunft die Überlebenschancen. Die Darmspiegelung ist ab dem 55. Lebensjahr ist eine Regelleistung der Gesetzlichen Krankenkassen, deshalb sollte sie jeder wahrnehmen.

 

Professor Dr. med. Irmtraut Koop, Chefärztin der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie, Ev. Amalie Sieveking-Krankenhaus Hamburg, erklärte, dass 25 Prozent der Bevölkerung in Deutschland an Sodbrennen leiden, was durch zu viel Magensäure verursacht wird. Auch der Magenkeim Helicobacter pylori verursacht Beschwerden. Häufigste Erkrankungen sind Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, die auch durch die Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Diclofenac und anderen Schmerzmitteln entstehen können. Komplikationen sind akuter und chronischer Blutverlust, Blutarmut, narbige Engstellen in Speiseröhre und Magen und seltener ein Magendurchbruch. Bei Menschen, die meist aufgrund einer Herzerkrankung einen sogenannten Blutverdünner einnehmen, ist das Blutungsrisiko zusätzlich erhöht.

 

Bei gelegentlich auftretenden Beschwerden sind Antacida (Säureblocker) das Mittel der Wahl, die es seit etwa 30 Jahren gibt. Bei dauernden Beschwerden helfen diese Medikamente allerdings in der Regel nicht. In den letzten Jahren wurden daher die sogenannten Protonenpumpenblocker (PPI) entwickelt, die bei säurebedingten Erkrankungen verordnet werden.

 

Mehrere Studien beschäftigten sich mit der langfristigen Einnahme von PPI und ihren Nebenwirkungen. Als potentielle Nebenwirkungen wurden das gehäufte Auftreten von Schenkelhalsfrakturen, Lungen- und Darmentzündungen, Herzinfarkte, Nierenschwäche, Demenz und Schlaganfälle untersucht. Festgestellt wurde, dass die Risiken hierfür als sehr niedrig eingestuft werden können.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.