Medizinische Versorgung
Die medizinische Versorgung in Deutschland genießt eine hohe Anerkennung in der Bevölkerung. Eine Forsa-Umfrage, die der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) unter 1.000 GKV-Versicherten in Auftrag gegeben hat, bestätigt dies: 85 Prozent der Menschen sind sehr zufrieden (30 Prozent) bzw. zufrieden (55 Prozent) mit der medizinischen Versorgung. Die große Mehrheit der Befragten wertschätzt auch die Leistungsprinzipien der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), wie die kostenfreie Familienversicherung, das Sachleistungsprinzip oder die solidarische Beitragserhebung.
Deshalb geht nach Auffassung der vdek-Vorstandsvorsitzenden Ulrike Elsner die aktuelle Debatte um die „Zwei-Klassen-Medizin“ an der Realität vorbei. „Von einer systematischen Schlechterbehandlung der GKV-Patienten kann deshalb nicht die Rede sein“, so Elsner. In Sachen Versorgungsqualität habe die GKV mit ihren Bewertungs- und Qualitätssicherungsverfahren deutlich die Nase vorn. Allerdings müsse man sich verstärkt mit den Themen Wartezeit und medizinische Versorgung auf dem Land befassen. Hier offenbart die Studie deutliche Unterschiede zwischen der städtischen und der ländlichen Bevölkerung. 25 Prozent der ländlichen Bevölkerung sagen, dass sie unzufrieden mit der Versorgung seien, bei Versicherten aus den städtischen Regionen ist dieser Anteil mit 12 Prozent nur halb so groß. Um die Versorgung auf dem Land zu verbessern, müssten u. a. mobile Fahrdienste und medizinische Versorgungszentren ausgebaut, verstärkt Praxisassistenzen eingesetzt sowie die Möglichkeiten der Digitalisierung, wie Videosprechstunden, konsequent genutzt werden. Beim Thema Wartezeit sieht Elsner dagegen primär die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) in der Pflicht. „Wenn die Ärzte ihrem Sicherstellungsauftrag nicht nachkommen, muss gesetzgeberisch nachgeschärft werden.“ Auf den Prüfstand gehöre auch die Vorschrift, wonach in Vollzeit tätige Ärzte nur 20 Stunden Sprechzeit pro Woche anzubieten brauchen.
Steigende Kosten für neue Leistungen der GKV sollten nach Meinung der Befragten der Forsa-Umfrage nicht allein den Versicherten aufgebürdet werden, sondern gemeinsam von Arbeitnehmern und Arbeitgebern
(61 Prozent) bzw. vom Staat durch Steuerzuschüsse (27 Prozent) finanziert werden. „Das ist ein klares Votum der Versicherten gegen Zusatzbeiträge und für die paritätische Finanzierung“, kommentierte Uwe Klemens, Verbandsvorsitzender des vdek, die Forsa-Umfrage. Durch die Wiedereinführung der paritätischen Finanzierung könnten die Versicherten um sieben Milliarden Euro entlastet werden.
Dringend erforderlich ist auch eine Reform der Geldumverteilungsmaschine Morbi-RSA, damit die Einnahmen aus dem Gesundheitsfonds auch gerechter auf die Krankenkassen verteilt werden. „Eine gute medizinische Versorgung muss allen Versicherten zugutekommen.“
Beim Thema Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung ist die Mehrheit der Befragten (60 Prozent) der Ansicht, dass Mehrkosten für den größer werdenden Pflegebedarf durch Steuerzuschüsse vom Staat finanziert werden sollen. Nur 9 Prozent sind für eine zusätzliche private Absicherung.
Klemens forderte zudem eine Beteiligung der privaten Pflegeversicherung am Solidarausgleich. Während die Rücklagen der sozialen Pflegeversicherung Ende 2018 auf 4,41 Milliarden abgeschmolzen sein werden, verfügt die private Pflegeversicherung noch über Rücklagen in Höhe von etwa 30 Milliarden Euro.
Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.