Neue Krebsbehandlungen

 Immuntherapien und innovative zielgerichtete Medikamente zählen zu den großen Hoffnungsträgern in der Krebstherapie. Durch ihre Anwendung könnten Krebserkrankungen, die bislang schwer behandelbar sind, künftig gezielter und erfolgreicher therapiert werden. „Viele der Studien auf dem diesjährigen Treffen der Annual Society of Oncology befassen sich mit diesen beiden Therapieformen“, erklärte Professor Dr. Ulrich Keilholz, Wissenschaftlicher Leiter der NGA Best of ASCO Conference 2017. „Dabei ging es nicht nur um Wirkstoffe der nächsten Generation, sondern auch um das Wirkungsspektrum bereits zugelassener Medikamente und um die Frage, wie sie mit konventionellen Therapieformen kombiniert werden können, um den optimalen Benefit für die Patienten zu erzielen“.

 

Unter den Immuntherapien waren es in den letzten Jahren vor allem die Checkpoint-Inhibitoren, die für Aufsehen sorgten – sie lösen quasi die Bremse bei den körpereigenen T-Zellen, die vom Tumor an der erfolgreichen Bekämpfung der Krebszellen gehindert werden. Die Vorstellung der Wissenschaftler: Diese Aktivierung des körpereigenen Immunsystems könnte bei ganz vielen Krebsarten wirksam sein. Und in der Tat hat die amerikanische Zulassungsbehörde erst kurz vor Beginn des ASCO-Jahrestreffens 2017 einen Checkpoint-Inhibitor für alle soliden Tumoren mit einem bestimmten genetischen Merkmal, einer sogenannten Mikrosatelliten-Instabilität, zugelassen. Die Daten zu diesen Tumoren mit einer extrem hohen Zahl von Mutationen wurden beim ASCO-Kongress intensiv diskutiert. Es ist das erste Mal, dass ein Krebsmittel seine Zulassung nicht bezogen auf das Organ erhielt, in dem der Tumor entstanden war, sondern generell für Tumoren mit dieser hohen Mutationslast.

 

Im Zusammenhang mit den rasch wachsenden Erkenntnissen über die molekularen Merkmale von Krebs rückt auch die molekulargenetische Diagnostik immer stärker in den Fokus. Als Ausgangsmaterial für diese Diagnostik dient meist eine Gewebeprobe vom Tumor. Weil absterbende Tumorzellen Genmaterial freisetzen, das dann im Blut zirkuliert, ist aber auch ein Nachweis im Blut denkbar. Bislang sind solche Ansätze aufgrund der sehr geringen Mengen an zirkulierender Tumor-DNA nur eingeschränkt einsetzbar. Auf dem ASCO-Jahrestreffen wurde erstmals ein hochempfindliches Verfahren vorgestellt, mit dem selbst der Nachweis extrem kleiner Mengen von Erbgut aus dem Tumor im Blut möglich ist. Professor Keilholz: „In der gezeigten Studie war das Verfahren 100mal empfindlicher als die derzeit verfügbaren Liquid-Biopsy-Tests, so dass man damit sogar das gesamte Genom einer Tumorzellen analysieren könnte“. Weitere Studien müssen zeigen, ob sich damit Krebs frühzeitiger nachweisen lässt als bislang.

 

Auch die Lebensqualität der Patienten gehörte zu den Topthemen des ASCO 2017. Patienten, die eine Chemotherapie erhalten, leiden zum Beispiel häufig unter Nebenwirkungen, die Arzt oder Pfleger aber nicht immer mitbekommen. Ein webbasiertes Alarmsystem, das der Patienten benutzen kann, um das Ärzteteam über eventuelle Probleme zu informieren, macht ein rechtzeitiges Einschreiten möglich und reduziert unnötiges Leiden. Patienten mit einer metastasierenden Krebserkrankung, die das System im Rahmen einer Studie nutzten, hatten zahlreiche Vorteile gegenüber eine Kontrollgruppe von Nichtnutzern: Sie berichteten über eine bessere Lebensqualität, tolerierten die Chemotherapie besser und waren im Vorteil bezüglich ihres Gesamtüberlebens.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.