Nicht jede Zeit heilt alle Wunden
28.09.2023

Der 90-Jährige Holocaust-Überlebende Ernst Grube hat wahrlich keine Berührungsängste, wenn es darum geht, seine Lebensgeschichte zu schildern. Er wurde 1932 in München geboren und zwar als Sohn eines evangelischen Malermeisters und KPD-Mitglieds und einer jüdischen Krankenschwester. Er überlebte das Ghetto Theresienstadt. Als das Münchner NS-Dokumentationszentrum an ihn herantrat, bestand er darauf, dass seine vollständige Lebensgeschichte widergespiegelt wird.
In der Nachkriegszeit kam der Maler und Berufsschullehrer wegen seiner Mitgliedschaft in der seit 1956 verbotenen Kommunistischen Partei ins Gefängnis. Noch 2011 (!) wurde er namentlich als „Linksextremist“ im Verfassungsschutzbericht erwähnt. Erst nach energischen Protesten zahlreicher Unterstützer aus Politik und Gesellschaft nahm die Behörde den Eintrag zurück. Gerade am Beispiel von Grubes Biografie zeigt sich, wie schwer sich die BRD mit dem Umgang mit der Nazi-Diktatur tut .Kann man es einem Menschen wie Ernst Grube verdenken, dass nicht jede Zeit alle im zugefügten Wunden heilen kann ?
Dazu Ernst Grube wörtlich: „Es hat eine sehr große Bedeutung für mich, dass es Menschen gibt, die sich dafür verwenden, wie es damals meinen Eltern und mir als Kind erging, mit dieser Situation fertig zu werden. Diese Leerstelle muss aufgearbeitet werden. Das Buch will auch die Kontinuität von NS-Diktatur und Mächkriegsjustiz sichtbar machen“.
Die Berliner Zeichnerin und Autorin Hannah Brinkmann hat auf 80 Seiten eines Buches Ernst Grubes Leben dokumentiert,
dass im Frühjahr 2024 in Berliner Avant-Verlag erscheinen wird. Herzlichen Dank im Voraus. Die Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland muss ganz einfach aufgearbeitet werden, weil…(bitte denken Sie selbst weiter .‘)
Medieninfo-Berlin Günter Meißner
Foto: epd/Gabriele Ingenthron. / bereitgestellt von Sonntagsblatt