Olympiasieg ohne Doping
Vor zwei Tagen habe ich mit ihr in den USA telefoniert: mit Antje Misersky/Harvey, erste Olympiasiegerin im Biathlon überhaupt aus Thüringen. Sie lebt inzwischen mit Ehemann Ion Harvey und zwei Töchtern in Heber City in Utah in den Rocky Mountains. An ihre 12 Jahre rund Oberhof denkt sie heute noch mit Freude: „Da gab es hervorragende Trainingsmöglichkeiten. Der Rennsteig mit seinen breiten Wegen und herrlichen Fichtenwäldern ist bei gutem Wetter absolut herrlich. Ich liebte die Raureiftage im Winter am meisten“.
Antje Misersky stammt aus einer Sportlerfamilie, begann in der Kindheit mit Leichtathletik und kam später als erfolgreiche Skilangläuferin zum Biathlon. In ihrer schicksalhaften Karriere holte sie vier Olympiamedaillen – eine davon vergoldete sie im Einzelwettkampf 1992 in Albertville, zwei silberne Medaillen brachte sie in Sprint und Staffel mit nach Hause. 1994 kam eine weitere Staffel-Silbermedaille in Lillehammer dazu. Bevor ihr aber die großen internationalen Erfolge für Deutschland gelangen, gab es in der sportlichen Entwicklung in der DDR ein STOP durch die Sportführung.
Sie hatte es nämlich rigoros abgelehnt, die berüchtigten Dopingtabletten zu schlucken. Bestärkt durch ihren Vater und Trainer Henner Misersky war Doping tabu. Damit war für beide der Leistungssport beendet. Auf Kreis- und Bezirksebene durfte das Talent aus Stützerbach noch aktiv sein… Erst nach der Wende begann das sportliche Comeback von Antje Harvey-Miserski, welches mit olympischem Gold gekrönt wurde. Sie hat damit bewiesen, dass man Doping widerstehen und trotzdem die Weltspitze erreichen kann.
Olympiasiegerin ohne Doping. Im Jahre 2005 erhielt die Biathletin in Berlin für ihr “engagiertes Wirken gegen Doping” die Anti-Doping-Medaille. Die Ehrung hat auch ihren Vater Henrich Misersky mit eingeschlossen. Eine späte Genugtuung für die erlittenen Repressalien und Ausgrenzungen. „Ich weiß auch nicht, ob mein Einsatz damals solch eine Ehrung wert war, ich habe ja nur an meinen Werten festgehalten und nichts groß Heroisches getan“. Nach der Schwangerschaft mit ihrer Tochter Hazel hat sie 1995 als inzwischen US-Bürgerin ihre Karriere beendet. In der Familie sind alle sportlch aktiv, wobei die beiden Mädels lieber Fussball spielen. Ehemann Ian arbeitet hauptsächlich für die Wachs-Firma Toko als US-Manager.
„Ich unterstütze meinen Mann in der Agentur und helfe bei Toko ebenfalls aus“, sagt Antje. Die Familie hat mittlerweile oberste Priorität, der Biathlon-Sport ist aber noch nicht gänzlich in die Ferne gerückt. Ihr persönliches Motto heißt: „Come what may and love it“ – „Komme was kommt und liebe es“. In ihrem Heimatort Stützerbach ist Antje Harvey inzwischen Ehrenbürgerin. Und alle ihre Erfolge sind auf der Allee der Olympiasieger und Weltmeister in Oberhof präsent.
Weitere Informationen bei:
https://biathlon-online.de/2009/08/27/antje-harvey-ehem-misersky/
sowie
https://www.oberhof.de/rundweg/biathlon/antje-harvey
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Ein Beitrag für MEDIENINFO-BERLIN