Patientensicherheit geht vor

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) und der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) stellten gemeinsam mit dem Autor der Studie, Professor Dr. Matthias Schrappe von der Universität Köln, das „Weißbuch Patientensicherheit“ vor.

 

Die Beteiligten betonten, dass in den letzten Jahren bereits einiges in Sachen Patientensicherheit erreicht worden sei: OP-Checklisten, die Aktion Saubere Hände, Fehlermeldesysteme oder das Qualitätsmanagement als Verpflichtung. Es wurde als positiv vermerkt, dass in den Krankenhäusern 90 bis 95 Prozent aller Behandlungen ohne Zwischenfälle verlaufen, das heißt ohne „unerwünschte Ereignisse“. Bei fünf bis zehn Prozent der Patienten kommt es jedoch zu Komplikationen, wie Druckgeschwüre, Fehldiagnosen oder schweren Infektionen, die ein bis zwei Millionen Patienten pro Jahr erleiden. Vermeidbar wären bis zu 800.000 dieser „unerwünschten Ereignisse“.

 

Professor Dr. Schrappe führte in diesem Zusammenhang aus, dass Patientensicherheit mehr als die Vermeidung bestimmter Komplikationen ist, sondern eine entsprechende Organisation; zudem muss das gesamte Team dafür sensibilisiert werden.

 

Hedwig Francois-Kettner, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, erklärte: „Wir stellen bei unseren Bemühungen um Patientensicherheit die Patientenperspektive in den Mittelpunkt. Patienten und Angehörige müssen als aktive Partner in die Verbesserung der Patientensicherheit einbezogen werden“. Das APS fordert unter anderem, dass Patientensicherheit fester Bestandteil der Aus- und Weiterbildung aller im Gesundheitswegen Tätigen wird und Verantwortliche für Patientensicherheit benannt werden.

 

„Für die Verbesserung der Versorgungsqualität und Patientensicherheit setzen sich die Ersatzkassen seit Jahren ein“, sagte Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek. Handlungsbedarf sieht Elsner insbesondere im Bereich der Hygiene und der Infektionsprävention. Schließlich erkranken in Deutschland über 400.000 Patienten an einer Krankenhausinfektion, davon etwa 30.000 an multiresistenten Erregern (MRE). Ein Drittel der Infektionen ist in erster Linie auf Hygienemängel zurückzuführen; sie wären also durchaus vermeidbar. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass in dieser Beziehung die bestehenden Maßnahmen weiter verbessert und ergänzt werden müssen. Insbesondere fehlt bislang eine verbindliche bundeseinheitliche Hygiene-Richtlinie.

 

Ein weiterer Vorschlag betrifft die Einrichtung eines deutschen Implantateregisters, denn das bereits bestehende Endoprotheseregister hat sich bewährt. Im Interesse der Patienten muss auch das Thema Patientensicherheit in der Aus- und Weiterbildung aller medizinischen Berufe stärker in den Vordergrund gestellt werden.

 

Um Fehlerquellen aufzudecken fordert der vdek die Einführung von einrichtungsübergreifenden Fehlermeldesystemen in allen Krankenhäusern sowie die Einbeziehung der Erfahrungen von Patienten und Angehörigen durch Fragebögen, um Fehlerquellen aufzudecken. In einem Implantateregister sollten zudem sämtliche Hochrisiko-Medizinprodukte, wie etwa Herzklappen, Herzschrittmacher oder bestimmte Hörprothesen (Cochlea-Implantate) erfasst werden.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.