Pracht und Glanz der Oberlausitz Unterwegs auf der Deutschen Fachwerkstrasse (1)

Orientierung


Als Teilstrecke zwischen Bautzen und Zittau heißt sie Oberlausitzer Umgebindehausstrasse. Dies verdankt sie dem unverwechselbaren Charakter der Architektur von Umgebindehäusern. Heute gibt es noch rd. 19.000 dieser bemerkenswerten Bauwerke. Unsere 112 Kilometer lange Rundtour im „Umgebindeland“ führt durch die Städte und Gemeinden Ebersbach-Neugersdorf, Seifhennersdorf, Großschönau, Mittelherwigsdorf, Oderwitz, Herrnhut und Kottmar.

Start

Ausgangspunkt ist Herrnhut, die Stadt der „Sterne“. In einer stilgerechten Pension machen wir Quartier und starten einen Entdeckerrundgang durch die Stadt von 1457. Ein letztes Umgebindehaus in der August-Bebel-Strasse soll jetzt restauriert werden. Weit interessanter für den Besucher das frisch sanierte barocke Zinzendorf-Schloß. Benannt nach Reichsgraf Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1760). Das erste beeindruckende Umgebindehaus entdecken wir im Ortsteil Ninive. Der absolute Renner bleibt aber der Besuch der Herrnhuter Sterne-Manufaktur. Seit über 180 Jahren werden hier die legendären Weihnachtssterne gefertigt. Echt nur mit 25 Zacken. Die Idee geht zurück auf den Einfall eines Mathelehrers der Brüdergemeine. Heute werden von den 195 Mitarbeitern jährlich bis zu 800.000 Sterne für den Export in Handarbeit hergestellt. Die einmalige Schauwerkstatt zählte letztes Jahr 70.000 Besucher (www.herrnhuter-sterne.de).

Zinzen-Schloß
SterneManufaktur

Nächster Ort der Umgebinderundstrecke ist das Windmühlen- und Wetterdorf Oderwitz. Drei Bockwindmühlen prägen das Ortsbild. In der „Birkmühle“ finden nicht nur Mühlenführungen statt, sondern man kann sich hier in der „1. sächsischen Hochzeitsmühle“ im romantischen Flair das Ja-Wort geben. In Oderwitz findet sich noch heute eine erfreulich große Zahl an erhaltenen Umgebindehäusern, die durch ihre Vielseitigkeiten die Geschichten ihrer Erbauer und Nutzungen erzählen. Im Ort offen für Besucher zudem das Wetterstudio Ost – „Zittauer Gebirge“ der Schweizer Firma METEOMEDIA. Ebenso das Wetterkabinett, das einen Einblick in die Welt der Wetterbeobachtungen und -vorhersagen vermittelt. Hier konnten wir als Gäste unsere eigene „Wetterprognose“ erstellen.

Bockwindmühle
Fachwerkbauweise

Weiter geht unsere Tour ins über 700 Jahre alte Mittelherwigsdorf, nordwestlich von Zittau, in Form eines Hufeisens. Mittendrin fließt die Mandau und an den teilweise schluchtartigen Hängen befinden sich viele liebevoll sanierte Umgebindehäuser. Historisch war der Ort überwiegend landwirtschaftlich geprägt, später entwickelte sich mehr und mehr das Weberhandwerk. Die Kirche ist eine der ältesten erhaltenen Dorfkirchen der Oberlausitz. Als nächste Station erreichen wir Großschönau, ein Dorf, das Geschichte webt. In Großschönau liegt die Wiege der deutschen Damast- und Frottierindustrie. Der Ort ist mit der Textilgeschichte der Damast- und Frottierweberei so eng verbunden wie keine andere Gemeinde in Deutschland. Nirgendwo wurde so viel und so lange echter Damast gewebt. Auffallend die vielen kleinen und großen Umgebindehäuser, welche größtenteils Weberhäuser waren. Ebenso die für ein Dorf ungewöhnlich vielen Villen, die häufig Fabrikanten gehörten. Besonders die über 660 zum Großteil denkmalgeschützten Umgebindehäuser verleihen der Region ein heimeliges Antlitz.

Großschönau

Generell ist das Umgebindehaus ein besonderer Haustyp, der Blockbau-, Fachwerk- und Massivbauweise miteinander verbindet. Stubenkörper und Dach bzw. Stubenkörper und Obergeschoss sind voneinander getrennt. Das Obergeschoss ruht mit dem Dach auf einem hölzernen Stützgerüst aus Holzständern im Außenbau. Die Stützen werden um eine Block- oder Bohlenstube herumgeführt (umbunden). Ein interessantes Element vieler Umgebindehäuser ist der aus Granit oder Sandstein gefertigte Türstock, meist mit der Jahreszahl der Erbauung des Gebäudes.

Idyll
Grafik

Nach vier Stationen wird für uns bereits klar: Überall ein weltweit einmaliger Anblick, denn nirgendwo sonst in Europa blieb eine Volksbauweise in solcher Dichte erhalten. Die Entwicklung zum Umgebindehaus begann um 1400 und endete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in welchem die Steinhäuser diese Bauweise verdrängten. Die Textilindustrie („Leinenweberei“), die Textilverarbeitung und der Textilhandel waren jahrhundertelang bestimmend für die Orte an der Oberlausitzer Umgebindehausstraße (www.deutsche-fachwerkstrasse.de). wird fortgesetzt
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