Premiere: 8. September 2018, 20.00 Uhr im Schlosspark Theater
Der Stellvertreter
von Rolf Hochhuth / Fassung für das Schlosspark Theater von Philip Tiedemann
Regie: Philip Tiedemann / Bühne & Kostüm: Stephan von Wedel / Musik: Henrik Kairies
Mit Georg Preusse als Papst Pius XII. sowie Krista Birkner, Joachim Bliese, Winfried Peter Goos, Tilmar Kuhn, Oliver Nitsche, Mario Ramos & Martin Seifert
Rolf Hochhuths legendäres Theaterstück über Papst Pius XII. und seine umstrittene Rolle während des Dritten Reiches, uraufgeführt von Erwin Piscator 1963 in Berlin im Theater am Kurfürstendamm (dem damaligen Haus der Freien Volksbühne) – jetzt völlig neu inszeniert für das Schlosspark Theater!
Die 45 Personen des umfangreichen Doku-Dramas in 5 Akten von Hochhuth werden in einer Kammerspiel-Fassung von Philip Tiedemann für das Schlosspark Theater in 8 Szenen mit sieben Schauspielern und einer Schauspielerin konzentriert und verdichtet.
Zum Inhalt:
Der junge Pater Riccardo besucht Berlin und stößt auf die heftigen Auswirkungen des Paktes zwischen Hitler und dem Heiligen Stuhl (das „Konkordat“), erfährt von Verhaftungen, Deportationen und dem Holocaust.
Seine Empörung und Verzweiflung führen ihn – an der Seite des SS-Sturmbannführers Gerstein, der sich als Doppelagent versteht – zurück nach Italien und schließlich zum Papst selbst.
Pius versucht nun seine Position als Stellvertreter Christi auf Erden und Oberhaupt der katholischen Weltkirche zu behaupten – dagegen wendet sich der junge Pater nach Auschwitz, um das Schicksal der Juden zu teilen – und so Christus zu vertreten (wie es tatsächlich der Berliner Domprobst Bernhard Lichtenberg forderte).
Zum Stück
(von Philip Tiedemann)
1958 verbringt Rolf Hochhuth (27 Jahre alt) ein Vierteljahr in Rom und schreibt dort ein Stück: „Der Stellvertreter“ – angeregt durch einen Brief aus dem Jahr 1943, verfasst vom deutschen Botschafter im Vatikan, Ernst von Weizsäcker (Vater des Bundespräsidenten), der schrieb: „Der Papst hat sich, obwohl dem Vernehmen nach von verschiedenen Seiten bestürmt, zu keiner demonstrativen Äußerung gegen den Abtransport der Juden aus Rom hinreißen lassen…“.
Ausgangspunkt des Stückes – zunächst war eine Erzählung gedacht – ist die historische Figur Kurt Gersteins: ein aktiver evangelischer Ingenieur, der nach „christlicher Betätigung gegen den Nazistaat“ ins KZ kam, aber später als kompetenter „Hygienebeauftragter“ in die SS übernommen wurde. Gerstein verfasste etliche Berichte über die Zustände in den Konzentrationslagern und sein Besuch in der Nuntiatur in Berlin hat tatsächlich stattgefunden.
„Ich arbeite nach dem Gesetz, das Thomas Mann formuliert hat: Man soll sich nichts ausdenken, sondern aus den Dingen etwas machen…“. (Hochhuth) Das Stück liegt zwei Jahre unbesehen in den Theater-Dramaturgien herum – bis Erwin Piscator, der gerade
nach Deutschland wiederkehrte und die Intendanz der Freien Volksbühne erlangte, es von Rowohlt zugesandt bekommt und eine Stunde später telegraphiert: „Ich spiele dieses Stück“!
Am 20. März 1963 erfolgt die Uraufführung im Theater am Kurfürstendamm – das 55 Jahre später zum Abbruch freigegeben ist – durch Piscator mit Dieter Borsche als Papst.
Die Regierung der Bundesrepublik wird vom Heiligen Stuhl aufgefordert, gegen Hochhuths Drama vorzugehen. Eine Anfrage im Bundestag folgt…
Herbert Marcuse schreibt: „Der wirkliche Geist unserer Zeit zeigt sich in Becketts Romanen; ihre wirkliche Geschichte wird in ‚Der Stellvertreter‘ geschrieben.“
Hilde Domin: „Das umstrittene Schauspiel des Jahrhunderts“.
Hannah Arendt: „Als man ihm (Papst Johannes XXIII.) Hochhuths ‚Stellvertreter‘ mit der Frage gab: ‚Was kann man dagegen tun?’, sagte der Papst: ‚Nichts – gegen die Wahrheit kann man nichts tun!’“ Bis heute wurde der „Stellvertreter“ in über 100 Städten gespielt (zuletzt in Münster), in 28 Sprachen übersetzt – in der DDR hatte Hochhuth verfügt, sein Stück dürfe nicht gespielt werden, solange Wolfgang Harich im Zuchthaus sitzt – mit der Haftentlassung gab er es frei.
Allein Peter Brooks Inszenierung des „Stellvertreters“ wurde am Théatre Athenée in Paris (1964/65) 364 Mal gespielt. Am 12. September 2001 – einen Tag nach 9/11 – hat die Inszenierung Philip Tiedemanns am Berliner Ensemble Premiere und erlebt dort über 50 Vorstellungen mit 12 Publikumsgesprächen. Heute, 2018, spielt das Schlosspark Theater dieses Stück in einer Neuinszenierung – im Gedenken an die unzähligen Berliner Juden, die deportiert und ermordet wurden, zur Erinnerung und zur Mahnung!
Premiere: 8. September 2018, 20.00 Uhr im Schlosspark Theater:
Weitere Vorstellungstermine im September 2018 bis Januar 2019.
PM