Probleme

Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI) blickt für die Branche mit ihren genussbringenden Produkten auf ein durchwachsenes Jahr 2018 zurück. Das Exportgeschäft der deutschen Süßwarenindustrie blieb auf  Wachstumskurs, während der Inlandsmarkt stagnierte. Insbesondere der außergewöhnlich lange und heiße Sommer dämpfte den Appetit  der Verbraucher auf Schokolade, Gebäck und Zuckerwaren. Deutliche Zuwächse konnten hingegen die Hersteller von Speiseeis, aber auch von Knabberartikeln verzeichnen.

Die hohen Kosten einiger landwirtschaftlicher Rohstoffe belasten die Ertragslage vieler der über 200 industriellen Hersteller deutscher Süßwaren und Knabberartikel. Die Preise für Weizen, Kartoffeln, Vollmilchpulver und Butter stiegen bedingt durch die Dürre und daraus resultierende Ernteausfälle bzw. deutlich gestiegene Kosten für Futtermittel in weiten Teilen Europas teils dramatisch an. Auch die Energiekosten lagen durch notwendige Kühlung von Rohstoffen und Endprodukten in den heißen Sommermonaten bei vielen Unternehmen deutlich über den Kosten der Vorjahre.

Ein weiteres praktisches Problem für die Hersteller ist der zunehmende Mangel an Berufskraftfahrern in Europa und folglich eine Verknappung von Laderaum. Besonders zu Saisonzeiten wie Weihnachten macht es sich bemerkbar, dass es zwar genügend LKW gibt, aber immer weniger Berufskraftfahrer, um diese zu lenken. Erschwerend kommt die teilweise marode Verkehrsinfrastruktur in Deutschland hinzu, die zu zeitweisem Verkehrskollaps in wichtigen Ballungszentren, zu langen

Stauzeiten und in Folge auch weiter steigenden Logistikkosten für die Unternehmender Süßwarenindustrie führen kann. Nach Schätzungen des BDSI konnte die Produktion der in Deutschland hergestellten

Süßwaren und Knabberartikel im Jahr 2018 mit ca. 3,7 Mio. t leichte Zuwächse verzeichnen (+1,0 %). Wertmäßig blieb die Produktion mit rund 12 Mrd. € stabil (+0,4 %). Den Schätzungen des BDSI liegen die amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes und die Marktdaten der einschlägigen Marktforschungsinstitute zugrunde.

Das Inlandsangebot* (= Produktion + Einfuhr – Ausfuhr) stagnierte im Jahr 2018 mengenmäßig bei knapp 2,5 Mio. t (0,0 %), der Inlandsumsatz lag bei schätzungsweise 8 Mrd. € (+0,1 %). 

Die Qualität von Süßwaren „made in Germany“ wird im Ausland sehr geschätzt. Mit einem Exportanteil in der Menge von über 50 % geht mehr als jede zweite Tonne deutscher Süßwaren in den Export. Rund 80 % aller Süßwarenausfuhren werden in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union geliefert.

Insbesondere die Süßwarenausfuhren in Drittländer, d. h. Märkte außerhalb der Europäischen Union, konnten 2018 deutlich erhöht werden. Eine Erholung wiesen vor allem die Ausfuhren nach Russland auf, die in den Vorjahren stark zurückgegangen waren. Ebenfalls positiv entwickelte sich das Geschäft mit Kanada, was vor allem auf den Abschluss des Freihandelsabkommens CETA zurückzuführen ist.

Die Süßwarenbranche sieht im Jahr 2019 Chancen, aber auch Herausforderungen. Positiv bewertet die Branche die Beschäftigungssituation und die insgesamt gute Konsumstimmung in Deutschland. Die größten Herausforderungen stellen für die

Hersteller weiterhin die volatile Situation auf wichtigen Rohstoffmärkten und die starke Handelskonzentration dar. Sorge bereitet der Branche aber auch die Unsicherheit im Exportgeschäft mit Großbritannien durch den bevorstehenden BREXIT, bei dem noch viele praktische Fragen offen sind. Großbritannien ist ein wichtiger Exportmarkt für Süßwaren. Ca. 5 % der deutschen Süßwarenproduktion im Wert von rund 800 Mio. € werden nach Großbritannien exportiert. Die deutsche Süßwarenindustrie zeigt sich daher zu Jahresbeginn nur verhalten optimistisch.

Die Süßwarenindustrie ist in allen Regionen Deutschlands ein bedeutender und stabiler Arbeitgeber und leistet gerade im ländlichen Raum einen wichtigen Beitrag für Wohlstand und Beschäftigung. Trotz der insgesamt guten wirtschaftlichen Lage ist die Ertragslage in den Betrieben seit Jahren angespannt. Zu den zentralen Herausforderungen gehört die Rekrutierung von Fachkräften, insbesondere in der Produktion, aber auch in den Arbeitsfeldern Controlling und Vertrieb. Auch die Suche nach Saisonarbeitskräften gestaltet sich für viele Unternehmen immer schwieriger.

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.

Unterschiedliche Entwicklung bei den einzelnen Produktgruppen

Schokoladewaren

Die mengenmäßige Produktion von Schokoladewaren entwickelte sich nach

Schätzungen des BDSI im Jahr 2018 leicht positiv. Insgesamt wurden in Deutschland

ca. 1,1 Mio. t Schokoladewaren produziert. Dies entspricht einem Mengenzuwachs

von +1,0 % im Vergleich zum Vorjahr. Im Wert stieg die Produktion um etwa +1,3 %

auf rund 5,5 Mrd. €.

Der Export von Schokoladewaren entwickelte sich 2018 in der Menge ebenfalls

positiv (+5,1 %). Der Exportwert von Schokoladewaren stieg um ca. +4,1 %.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schokoladewaren betrug 2018 schätzungsweise

9,0 kg.

Feine Backwaren

Die Hersteller von Feinen Backwaren verzeichneten 2018 einen Rückgang. In der

Menge sank die Produktion von Feinen Backwaren auf Basis der Schätzungen des

BDSI um -2,5 %. Insgesamt wurden etwa 720.000 t Feine Backwaren produziert.

Im Wert verringerte sich die Produktion um -1,9 % auf rund 2,1 Mrd. €. Das

Saisongeschäft mit Herbst- und Weihnachtsgebäck blieb aufgrund der

sommerlichen Temperaturen im September und Oktober 2018 hinter den

Erwartungen zurück.

Die Entwicklung der Exporte überstieg hingegen 2018 bei den Feinen Backwaren

mit einem Zuwachs von +2,1 % in der Menge und +1,7 % im Wert das

Vorjahresergebnis.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Feinen Backwaren lag im Jahr 2018 bei

schätzungsweise 7,6 kg.

Bonbons und Zuckerwaren

Die Hersteller von Zuckerwaren verzeichneten 2018 eine nicht zufriedenstellende

Entwicklung. Die mengenmäßige Produktion sank im Vergleich zu 2017 um

schätzungsweise -2,5 % auf 565.000 t, im Wert um -2,7 % auf ca. 1,6 Mrd. €.

Die Entwicklung der Exporte war 2018 bei den Bonbons und Zuckerwaren mit einer

Zuwachsrate von 1,2 % in der Menge und 2,1 % im Wert jedoch positiv.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Zuckerwaren lag im Jahr 2018 bei schätzungsweise 5,3 kg.

Knabberartikel

Die Hersteller von Knabberartikeln konnten die positive Entwicklung der Vorjahre

fortsetzen und erneut Zuwächse verzeichnen. Die Produktionsmenge stieg nach

Schätzungen des BDSI um 3,2 % auf rund 300.000 t. Im Wert konnte die Produktion

ein Wachstum von 6,0 % auf etwa 1,1 Mrd. € verzeichnen.

Die Kategorie der Salzigen Snacks gilt im deutschen Markt bereits seit Jahren als

Wachstumssegment innerhalb der Süßwarenbranche. Die Exporte entwickelten

sich 2018 bei den Knabberartikeln mit einer Zuwachsrate von +0,5 % in der Menge

und +2,9 % im Wert positiv.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Knabberartikeln betrug 2018 schätzungsweise 4,1 kg.

Kaugummi

Das Kaugummi-Segment blieb 2018 in Deutschland weitgehend stabil. Auch wenn

der Kaugummi-Markt einen leichten Umsatzrückgang zum Vorjahr verzeichnet, ist

Kaugummi nach wie vor sehr beliebt bei den Deutschen. Während 2017 ein Umsatz

von 522,3 Mio. €* verbucht werden konnte, waren es 2018 ca. 514,8 Mio. €.

*Nielsen Grocery + Drug + Impulse + Scan Gas excl. customer Total + DYI + Pharmacies

Für Impulse sorgte dabei die große Sortimentsvielfalt im Markt, die insbesondere

durch Produkt-Neueinführungen und Limited Editions der Hersteller getrieben

wurde. Während die klassische Minz-Variante weiterhin hoch im Genuss der

Konsumenten steht, erfreuen sich auch die fruchtigen und zum Teil

ungewöhnlichen Geschmacksvarianten großer Beliebtheit. Mehr als 90 % der

verkauften Kaugummis sind zuckerfrei. Neben dem Genuss schätzen auch immer

mehr Konsumenten den positiven Beitrag, den das Kauen von (zuckerfreiem)

Kaugummi nachweislich zur Zahngesundheit leistet.

Ansprechpartner:

Solveig Schneider, Tel.: 0228 26007-23, solveig.schneider@bdsi.de

Dr. Torben Erbrath, Tel.: 0228 26007-82, torben.erbrath@bdsi.de

Bonn, 22.01.2019

Der Branchenverband: Der BDSI vertritt die wirtschaftlichen Interessen von über 200 meist

mittelständischen deutschen Süßwarenunternehmen. Er ist sowohl Wirtschafts- als auch

Arbeitgeberverband. Die deutsche Süßwarenindustrie ist mit einem Anteil von etwa 10 % am Umsatz

die viertgrößte Branche der deutschen Ernährungsindustrie. Ihr besonderes Kennzeichen ist ihre starke

Exportorientierung. Die deutschen Süßwarenhersteller beschäftigen rund 50.000 Mitarbeiter.