Robuster Mittelstand trotz Konjunkturschwäche

 Im Herbst 2019 präsentieren sich die mittelständischen Unternehmen Deutschlands insgesamt weiterhin in einer robusten Verfassung, trotz bestehender Widrigkeiten wie etwa der Abkühlung des Welthandels oder des anhaltenden Fachkräftemangels. Die Folgen des schwierigen weltwirtschaftlichen Umfelds bekommen derzeit vor allem die Mittelständler im Metall-, Automobil- und Maschinenbau zu spüren. Demgegenüber zeigen sich andere Bereiche wie der Bau, das Ernährungsgewerbe oder die Dienstleister immer noch vergleichsweise unbeeindruckt von den globalen Problemen. Zudem sind die Firmen dank allgemein merklich gestiegener Eigenkapitalpuffer gut vorbereitet für eine eventuell eintretende Krise. Dies geht aus der aktuellen Studie „Mittelstand im Mittelpunkt“ hervor, in der die jüngsten Ergebnisse der VR Mittelstandsumfrage der DZ BANK und der VR Bilanzanalyse des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR) gebündelt werden.

„Mit dem schwächeren Welthandel, den Handelsstreitigkeiten und dem Brexit haben sich die Rahmenbedingungen für den deutschen Mittelstand erheblich verschlechtert“, so Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK. Im Zuge dessen seien die Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen regelrecht eingebrochen und auf den niedrigsten Stand seit dem Rezessionsjahr 2009 gefallen. Der Saldo der Erwartungen gab gegenüber der letzten Umfrage vom Frühjahr um deutliche 24,1 Punkte auf 0,4 Punkte nach. „Wir sehen nicht nur einen deutlichen Einbruch der Erwartungen, sondern beobachten auch eine merklich schlechtere Bewertung der aktuellen Geschäftslage, auch wenn das aktuelle Stimmungsbild weiterhin auf eine grundsolide Verfassung der Unternehmen schließen lässt“, so Berghaus weiter. Demnach befindet sich der Saldo der Geschäftslage mit 61,8 Punkten nach wie vor deutlich über seinem langjährigen Durchschnittswert von 46 Punkten.

„Die noch immer solide Grundverfassung des Mittelstands zeigt sich auch in der weiteren Verbesserung der Bilanzqualität der Unternehmen“, erläuterte BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin. Trotz der schwächeren Konjunktur sei der Bilanzqualitätsindex 2018 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Punkte auf 128,2 Punkte gestiegen. Wichtigster Treiber des Bilanzqualitätsindexes bleibt die Verbesserung der Eigenkapitalausstattung. So ist die durchschnittliche Eigenkapitalquote der mittelständischen Firmenkunden von Volksbanken und Raiffeisenbanken von 7,5 Prozent 2001 auf zuletzt 27,8 Prozent im Jahre 2018 gestiegen. „Sollte die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleiten, dürften die Folgen durch die in der Breite hohen Eigenkapitalpolster gemildert werden“, so Martin weiter.

Vor dem Hintergrund der Konjunkturabkühlung nahm die Sorge um die Auftragslage zu. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Anteil der Unternehmen, die in der Auftragslage ein Problem sehen, fast verdoppelt. Mittlerweile bereitet die Auftragslage wieder nahezu einem Drittel der befragten Mittelständler Sorgen. Dennoch halten die Unternehmen an ihrer Beschäftigungsoffensive fest.

Angesichts des schwierigen globalen Umfelds fahren die mittelständischen Unternehmen ihr Auslandsengagement bereits zum dritten Mal in Folge zurück. Damit liegt das aktuelle Niveau so niedrig wie noch nie seit Beginn der Erhebung dieser Frage im Frühjahr 2011. Dennoch sind immer noch 52,7 Prozent im Ausland aktiv. Die Mittelständler können sich dementsprechend nicht komplett von den Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen den USA und China abschotten. Immerhin jeweils rund 12 Prozent der Befragten haben selbst Kunden in den USA und China. Indirekt betroffen sind noch mehr: So hat jeweils mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen Kunden, die in den Vereinigten Staaten oder in China engagiert sind. Nur knapp 30 Prozent der Befragten rechnet mit US-Strafzöllen auf Autos aus der Europäischen Union. Auch der Brexit wirft immer noch seine Schatten voraus. Besonders ein weiterhin möglicher No-Deal-Brexit bereitet den Mittelständlern Sorgen.

Der Fachkräftemangel stellt zusammen mit Bürokratie weiterhin das größte Problemfeld für den deutschen Mittelstand dar. Zusätzlich verstärkt wird er in den nächsten zehn Jahren durch den Ruhestand vieler Beschäftigter. Eine große Zahl der frei werdenden Stellen soll neu besetzt werden, gaben drei Viertel der Befragten an. Die Digitalisierung könnte die Auswirkungen des Fachkräftemangels lindern – doch daran glaubt nur rund ein Viertel der Befragten.

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.