Startschuss für Smart Meter
Die digitale Infrastruktur für die Energiewende kommt: Mit der für morgen
angekündigten Marktanalyse des Bundesamts für Informationssicherheit (BSI)
startet der verpflichtende Einbau von intelligenten Messsystemen. „Der lang erwartete
Smart-Meter-Rollout wird dafür sorgen, dass unsere Energie-Infrastruktur
bedeutend smarter wird. Der morgige Startschuss lässt sich vielleicht am besten
mit der Einführung der ersten Smartphones vergleichen: Mit der Hardware
entwickeln sich völlig neue Anwendungen“, sagte Bitkom-Energieexperte Robert
Spanheimer. „Die Vielfalt der künftigen Dienste, die auf den Smart Metern
aufsetzen, lässt sich derzeit nur erahnen. Die besonders abgesicherte
Kommunikationsinfrastruktur bietet zudem auch anderen Branchen ganz neue
Anwendungsmöglichkeiten, etwa im Gesundheitswesen.“
Die im bereits 2016 verabschiedeten Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende
verankerte Pflicht zum Einbau von sogenannten Smart Metern greift erst jetzt,
da zunächst das BSI mindestens drei Smart Meter Gateways zertifizieren musste.
Sie ermöglichen eine besonders gesicherte Kommunikation und stellen einen hohen
Datenschutzstandard sicher. Damit ist der Einbau von Intelligenten Messsystemen
verpflichtend, allerdings nur bei einem Jahresstromverbrauch von mehr als 6.000
kWh oder beim Einsatz steuerbarer Verbrauchseinrichtungen und Anlagen nach dem
Erneuerbare-Energien-Gesetz oder dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz mit mehr als 7
kW Leistung. Zum Vergleich: Bei einem durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt
rechnet man mit einem Stromverbrauch von 4.000 kWh.
Mit dem Smart Meter Gateway als Anker für Datenschutz und sichere Kommunikation
können die intelligenten Messsysteme nicht nur den Stromverbrauch übermitteln,
auch der der Verbrauch von Erdgas, Wasser oder Wärme kann künftig so
komfortabel weitergegeben werden. Die Anwendungsmöglichkeiten gehen jedoch noch
viel weiter. Die Smart Meter helfen Stromfresser in den Haushalten zu erkennen
und liefern basierend auf den Daten konkrete Tipps zum Energiesparen. Darüber
hinaus ermöglicht die digitale Infrastruktur das gesteuerte Laden von
Elektrofahrzeugen und vermeidet damit erhebliche Kosten für einen sonst
benötigten Netzausbau in Wohngebieten und leistet so einen wesentlichen Beitrag
auch zur Verkehrswende.
Aus Sicht des Bitkom kommt es nun darauf an, dass in einem agilen Prozess die
Funktionen und Geschäftsmodelle basierend auf den Smart Meter Gateways rasch
erweitert und kontinuierlich fortentwickelt werden. So werden derzeit Standards
für wesentliche Smart-Meter-Funktionen noch definiert. Das betrifft zum
Beispiel das Laden von Elektroautos, wenn gerade günstiger Windstrom zur
Verfügung steht, oder die Direktvermarktung von Strom aus Blockheizkraftwerken.
„Die Digitalisierung im Verteilnetz kommt nicht auf einen Schlag, sie ist ein
Prozess. Dienste und Vertriebsangebote können erst entstehen, wenn eine
ausreichend große Kundenzahl über das Smart Meter Gateway erreicht werden
kann“, so Spanheimer. „Von entscheidender Bedeutung ist, dass die notwendigen
Standards schnell weiterentwickelt werden. Nach der langen Anlaufphase bis zum
Smart-Meter-Rollout können wir uns jetzt nicht schon wieder eine Pause gönnen.“
In der Bevölkerung gibt es eine große Bereitschaft, Smart Meter zu nutzen. So
würden zwei Drittel (66 Prozent) der Bundesbürger Geräte wie elektrische
Heizungen oder Kühlgeräte automatisch so steuern lassen, dass das Stromnetz
stabilisiert wird und Ressourcen geschont werden. Das ist das Ergebnis einer
repräsentativen Umfrage unter 1.003 Bundesbürgern ab 16 Jahren im Auftrag des
Digitalverbands Bitkom.
Ein Beitrag von Edelgard Richter / Dela Press