Touristenmagnet Colditz
Stadt und Schloß Colditz bei Leipzig erleben seit April einen zunehmend internationalen touristischen Zuspruch. Ursache dafür ist die erfolgreiche Schloß-Sanierung mit Einweihung des Kriegsmuseums. Als Lager Oflag IVc saßen hier von 1940 bis 1945 vor allem britische und holländische Offiziere als Kriegsgefangene ein. Einst war es ein prächtiges Jagdschloss, später ein Symbol des Freiheitswillens. Historische Mythen und Geheimnisse in jeder Schlossecke.
Wir erreichen die verträumte Stadt am Fluss Mulde an einem Sommertag. Vom Zentrum öffnet sich der Blick auf die majestätische Schlossanlage. Lange Zeit ein „Lost Place“. Unser Rundgang im Außenbereich beschert uns gleich zwei Besonderheiten: die Pferdeschwemme im Schlosshof und der Flüsterbogen am Haupttor.
Acht Erlebnisstationen eröffnen faszinierende Einblicke in die Vergangenheit. Dabei geschieht das Wundersame auf Touch. Man sucht sich einen guten Platz im Raum und kann auf dem Tablet zwei Versionen anklicken: Die besonders prägende Epoche der Renaissance im Jahr 1520 mit Kurfürst Friedrich den Weisen und dann die Zeit des Kriegsgefangenenlagers. Erlebnisse gestaltet mit absoluten Seltenheitswert. Ein Schwerpunkt der Vermittlung liegt auf der Zeit des Zweiten Weltkriegs.
Am Ticketcounter erhalten wir dann für den Rundgang das genialeTablet-Guide „HistoPad“. Damit wird der Besuch zu einem interaktiven Erlebnis. Die Zeitreise durch das Schloss mit dem „HistoPad“ bietet Augmented Reality, 3D-Animationen, einen 360-Grad-Rundumblick und hochaufgelöste Fotos. Per Touch gibt es für uns Zusatzinformationen, Animationen und Filme.
Die fast 300 beeindruckenden Ausbruchsversuche der Inhaftierten gelten besonders in Großbritannien als legendär. Leider alle erfolglos… Zehn der Fluchtgeschichten werden im Rundgang dargestellt und durch Animation auf einzigartige Weise erlebbar. Mit dabei sind die wohl bekanntesten Fluchtversuche durch den sogenannten französischen Tunnel unter der Schlosskapelle und durch den Theatersaal.
An einer Erlebnisstation können wir testen, ob uns die Flucht aus Schloss Colditz mit dem von den Kriegsgefangenen selbstgebauten Segelflugzeug, dem „Colditz Glider“ gelungen wäre. Das alles wird nochmal untermauert mit den vom Wachpersonal gesammelten originalen Exponaten im War-Museum.
Bis zu den 2 obersten Stockwerken führt eine steinerne schweißtreibende Wendeltreppe. Aber der Aufsteig lohnt sich. Die absolute Besonderheit des „neuen“ Schlosses ist die unfertige Sanierung. Sie ist auch nicht gewollt. So bleibt der besondere Lost Place-Charakter erhalten. Die unterschiedlichen Epochen und Nutzungen werden so vor Ort erfahrbar. Im Zuge des Umbaus wurden die Fußböden mit beleuchteten Laufstegen trittsicher gemacht, Vitrinen aufgestellt und abgeblätterte DDR Tapete angeklebt.
Wir laufen praktisch etwas erhöht auf der Rundgangstrecke und unter uns die verrottete Vergangenheit. Zugänglich sind jetzt erstmalig ca. 1300 m² Fläche mit drei Bereichen des einst prächtigen Jagdschlosses.
Im Kellerhaus, der Schlosskapelle und dem Fürstenhaus sind über 300 Exponate zu sehen und immersive Szenen aus 500 Jahren Schlossgeschichte zu erleben. Rund 500 T€ wurden in den letzten zwei Jahren durch die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG) in die Verwandlung von Schloss Colditz investiert.
Mehr dazu im Netz: www.schloss-colditz.de www.schloesserland-sachsen.de
Und dann noch die Jugendherberge im Seitenflügel des fast tausendjährigen Schlosses. Hier können bis zu 171 Gäste in 34 modern ausgestatteten Zimmern übernachten.
Zudem stehen viele Tagungs- und Gemeinschaftsräume zur Verfügung. In der angrenzenden Landesakademie Sachsen finden Musiker beste Probe- und Arbeitsbedingungen.
Bei Besichtigungen, Lesungen, Fahrradtouren, Wanderungen oder Schlauchboottouren wird es hier garantiert nicht langweilig.
Buchbar mit Frühstück oder HP zu normalen Preisen. Wir wollen mal nicht von Schnäppchen reden – aber ein Aufenthalt dort ist ein ECHTES. Ideal z.B. für Klassenfahrten oder Familientreffen (www.colditz.jugendherberge.de).
Ein Beitrag für MEDIENINFO-BERLIN. TXT und Foto: ©OK