Verbandstag der Automobilindustrie

„Über 500 der gut 600 Mitglieder des VDA sind Zulieferunternehmen. Die deutschen Automobilzulieferer beschäftigen allein im Inland gut 314.000 Mitarbeiter. Das ist mehr als jeder dritte Beschäftigte in der deutschen Automobilindustrie. Der Anteil an der Wertschöpfung ist mit über 75 Prozent noch wesentlich höher“, erklärte Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), zum Auftakt des 19. VDA-Mittelstandstages vor rund 150 Unternehmern in Gravenbruch bei Frankfurt am Main. Zudem trieben die Zulieferer die Transformation der Mobilität voran, so Mattes: „In den Jahren 2015 bis 2017 haben die deutschen Zulieferer durchschnittlich 5,7 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert. Das ist im internationalen Vergleich überdurchschnittlich und zeigt die Innovationsstärke des automobilen Mittelstandes“, sagte Mattes.

 Der VDA-Präsident betonte, dass gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen, viele von ihnen familiengeführt, auch weiterhin von besonderer Bedeutung für die deutsche Automobilindustrie sein werden. Allerdings müssten hierfür die richtigen politischen und gesellschaftlichen Weichenstellungen vorgenommen werden: „Die Fachkräftegewinnung muss vereinfacht werden. Zu einer qualifizierten Projektmannschaft gehören qualifizierte – akademische und nichtakademische – Arbeitskräfte. Wir haben schon heute in etlichen Bereichen einen spürbaren Mangel an Fachkräften. Für den wichtigen MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) gilt dies in besonderem Maße.“

 Die Möglichkeiten, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, seien vielfältig, sagte Mattes: „Wir müssen dieser Wachstums- und Innovationsbremse entschieden entgegensteuern: durch eine entsprechende Bildung und Ausbildung, eine weitere Verbesserung in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Beseitigung noch vorhandener Hemmnisse bei der Gewinnung qualifizierter Fachkräfte aus dem außereuropäischen Ausland. Da auch nicht-akademische Kräfte dringend gebraucht werden, muss über neue Möglichkeiten nebenberuflicher Weiterbildung nachgedacht werden, auch über finanzielle Unterstützung.“

Deutschland müsse wettbewerbsfähiger werden, forderte Mattes: „In der EU hat Deutschland die höchsten Energiepreise. Das ist ein erhebliches Investitions-hemmnis. Besonders ausgeprägt ist die Investitionszurückhaltung in den energieintensiven Branchen, zu denen die Metallerzeugung und -bearbeitung gehört. Diese Branchen haben in den letzten 15 Jahren nur 80 bis 85 Prozent der Abschreibungen durch neue Investitionen ersetzt.“ Handlungsbedarf gebe es auch in der Steuerpolitik. „Wir begrüßen den angestrebten Einstieg in eine steuerliche FuE-Förderung, sehen jedoch noch weiteren erheblichen Verbesserungsbedarf bei der Unternehmensbesteuerung.“ Deutschland dürfe den Anschluss im verschärften internationalen Steuerwettbewerb nicht verpassen.

„Es gilt, den Wandel selbst zu gestalten, den alternative Antriebe, Digitalisierung und Vernetzung mit sich bringen. Die Unternehmen sind gefordert, das eigene Produktportfolio zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Neues Know-how und veränderte Fertigungsstrukturen sind gefragt. Die automobile Wertschöpfungskette ändert sich, Innovationszyklen werden kürzer, Produktvielfalt und Kostendruck nehmen zu“, appellierte Mattes an die Unternehmer.

„Die deutsche Automobilindustrie bekennt sich zum Pariser Klimaschutzziel. Wir wollen unseren Beitrag leisten, dass der Verkehr bis 2050 weitgehend CO2-neutral wird“, betonte Mattes. Zunächst liege das Hauptaugenmerk auf der Elektromobilität. Langfristig müssten jedoch auch andere Optionen berücksichtigt werden.

Arndt G. Kirchhoff, Geschäftsführender Gesellschafter & CEO, Kirchhoff Automotive Holding GmbH & Co. KG, betonte als Vorsitzender des VDA-Mittelstandstages: „Wir befinden uns mitten in einem Transformationsprozess, der für den künftigen Erfolg unserer Industrie in den nächsten Jahrzehnten entscheidend ist. Mit unserer enormen Innovationskraft können wir, die mittelständisch geprägte Zulieferindustrie, gestaltend mitwirken. Der Wertschöpfungsanteil der Zulieferer an der Automobilproduktion auf einem stabil hohen Niveau.

Kirchhoff unterstrich die Rolle der Beschäftigten bei der Transformation der Mobilität: „Auch wenn mit Künstlicher Intelligenz und Industrie 4.0 die Rolle der Maschine zunimmt, sind es doch auch weiterhin die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Produkte entwerfen, testen, weiterentwickeln und am Ende die Maschinen programmieren. In der Industrie 4.0 müssen Mensch und Maschine eine neue Art des Zusammenwirkens finden, damit die Vorteile der Digitalisierung in vollem Umfang genutzt werden können.“

Neben alternativen Antriebstechnologien würden Vernetzung und Digitalisierung den Verkehr effizienter und nachhaltiger machen, so Mattes. Dafür investiert die deutsche Automobilindustrie in den kommenden drei Jahren weitere 18 Milliarden Euro in das vernetzte und automatisierte Fahren.

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.