Warum der Verlag

04.08.2023 Die Antwort gibt der Titel des Buches, der da lautet: „Briefe aus der DDR 1989 -1990″. Herausgegeben von Ingrun Spazier aus Frankfurt an der Oder. Die Briefe sind geschrieben vom Februar 1989 bis zur Auflösung der DDR am 2. Oktober 1990 und sind sehr persönliche Zeugnisse. Sehr „spontane, emotionsgeladene Äußerungen“ und hatten einen einzigen gemeinsamen Nenner: „Wir bleiben hier !“. Es stimmt einfach nicht, dass DDR nur „SED-Herrschaft“ war. Nein: Die Autoren der Briefe sagen es so: „Es war auch viel Raum  für freundschaftliche Nähe und Wärme und Solidarität, für Verinnerlichung und Sensiblität…Und wir waren weiß Gott keine verängstigten Duckmäuser ( was uns bis heute gern zugeschrieben wird)“. Und an dieser Stelle mit die Buchautorin Ingrun Spazier unbedingt zu Wort kommen: „Als ich 2020 den Verlag Das Kulturelle Gedächtnis entdeckte, kam mir sofort der Gedanke, dieser Name verheißt eine Chance für mein nie aufgegebenes Buchprojekt.“ Er, der Verleger Peter Graf, ist das Wagnis eingegangen. Ich, ein fast 92-Jähriger, finde mich an vielen Stellen mit meinen Gedanken wieder. Einer, der noch in der Weimarer Republik geboren wurde und diese DDR mit all ihren Stärken und Schwächen durchlebt und manchmal auch durchlitten habe, weil es mein Staat war, der mir als Achtklassenschüler (und eigentlich nur Sechseinhalbklassenschüler gewesen ist) die einmalige Chance gab, es auf dem Wege der sogenannten Knochen-Akademie bis zur Promotion zu bringen. 50 Prozent meiner heutigen Wissens habe ich erst nach meiner „Dokterei“ erworben. Nein, dieses mein Land war mein Leben. Es ist nicht das der Briefeschreiber im Buch von Ingrun Spazier gewesen.. Es war eines von vielen, ungezählten DDR-Bürgern. Es war ein knochenhartes, aber
lohnenswertes Leben. Übrigens: Ich habe das Spazier-Buch schon mehrmals gelesen und immer neue Seiten darin
entdeckt.                Dr. Dieter Langer