„Wer Stress schluckt, explodiert“

Die Traumaexpertin Imke Hansen greift ein

Eine Traumaexpertin weiß, wie man Menschen mit psychischen Belastungen des Krieges helfen muss. Man darf keine Verharmlosungen zulassen. Dabei ist es gleichgültig, ob die Belastungen an der Front oder im Heimatgebiet auftreten. Hansens Einschätzung: „Wer Ärger und Stress einfach runterschluckt oder wegdrängt oder so tut, als würde ihm das gar nichts ausmachen, hält das nicht lange durch, der explodiert irgendwann. Man muss lernen, sich einen progressiven Umgang mit Stress anzueignen.“

Frau Hansen arbeitet mit „Somatic Experiencing“. Das heißt, sie konzentriert sich auf die körperliche Reaktion bei Traumata, weil der Körper sehr gut weiß, was er braucht. Dadurch wird auch die Psyche gestärkt. Moralische Vorstellungen, also Stereotype oder eingebildete Absichten oder der Wunsch, ich werde das schon packen, hindern nur, Beweglichkeit und Rhythmus zurück ins Nervensystem zu bringen. Wichtig ist vor allem, schnell zu begreifen, dass Trauma -Arbeit  nicht auf die Vergangenheit gerichtet ist, sondern auf das Hier und Jetzt, um die Leute auf künftige Herausforderungen vorzubereiten.

Auf die Frage, wie denn die Menschen auf diesen Ansatz reagieren, antwortete die Traumaexpertin: „Am Anfang oft ungläubig, aber neugierig. Wenn sie die ersten Veränderungen verspüren, sagen viele, das sei wie Magie, weil sie physisch merken, wie ihr ganzer Körper entspannter, wacher und offener wird. Wir müssen keine monatelange Therapie machen. Selbst schon kleine Veränderungen wirken oft wie Wunder. Wichtig ist, dass die Menschen verstehen, wie ihr Nervensystem funktioniert. Übrigens: Gemeinsames Singen stärkt das Nervensystem und nimmt die Angst. Beim Singen verlängern wir die Ausatmung, was beruhigend wirkt. Am besten sorgt man für sich und andere, wenn man auf Augenhöhe ist und sich hilft.“

Allerdings müsse man „in kleinen Schritten denken lernen“. Es gehe nicht darum, zu „professionalisieren“. Die Menschen
müssten lernen, aufeinander zuzugehen. Dadurch sei schon viel zu erreichen. Mehr als man annimmt.             

   Dr. Dieter Langer