Wissmann: Deutsche Automobilindustrie führend

„Die deutsche Automobilindustrie ist führend bei den Zukunftsthemen Digitalisierung und Elektromobilität. Und sie verfolgt konsequent ihren Innovationskurs: Keine andere Branche investiert mehr in Forschung und Entwicklung. Unsere Unternehmen geben dafür jährlich weltweit über 39 Mrd. Euro aus, sie sind damit Spitzenreiter vor ihren japanischen und US-amerikanischen Wettbewerbern. Deutsche Hersteller und Zulieferer leisten 35 Prozent der gesamten deutschen FuE-Investitionen“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf dem Handelsblatt Auto-Gipfel 2017 in Sindelfingen im Gespräch mit Günther Oettinger, EU-Kommissar für Finanzplanung und Haushalt, und Sven Afhüppe, Chefredakteur des Handelsblatts.

 

Der Schwerpunkt der FuE-Investitionen liege auf der Elektromobilität, so Wissmann: „Hierfür wenden deutsche Hersteller und Zulieferer bis 2020 rund 40 Mrd. Euro auf. Die Zahl der Elektromodelle wird sich bis dahin von 30 auf über 100 verdreifachen. Im gleichen Zeitraum investiert die deutsche Automobilindustrie 16 bis 18 Mrd. Euro in die Digitalisierung, also das vernetzte und automatisierte Fahren. Die Digitalisierung wird zu einem deutlichen Rückgang der Unfallzahlen führen – also: mehr Sicherheit, mehr Komfort, weniger Staus oder Stopp-and-Go, weniger Emissionen, bei Schadstoffen ebenso wie bei CO2.“

 

„Selbstfahrende Autos werden häufig mit amerikanischen Tech-Riesen in Verbindung gebracht. Doch die meisten Patente halten deutsche Unternehmen“, sagte Wissmann. Nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) seien deutsche Unternehmen besonders innovativ: „52 Prozent der weltweit angemeldeten Patente zum autonomen Fahren entfallen auf deutsche Hersteller.“ Unter den Top 10 seien sechs Unternehmen aus Deutschland – davon vier Hersteller und zwei Zulieferer. Dagegen spielten US-Herausforderer wie Tesla und Apple bei den Patenten bislang keine Rolle, sehr wohl aber Google. Spitzenreiter war der Studie zufolge Bosch mit 958 Patenten vor Audi (516) und Continental (439). Auch BMW, Volkswagen und Daimler zählen zu den Top 10 der Patentanmeldungen zum autonomen Fahren. Mit 338 Patenten seit 2010 landete Google auf dem zehnten Platz. Wissmann: „Allerdings nimmt niemand in unserer Industrie diese gute Ausgangslage zum Anlass, sich auf dem Erreichten auszuruhen.“

 

„Auch im Bereich der Elektromobilität lässt sich die herausragende Position unserer Industrie anhand der Patentstatistik belegen“, erläuterte Wissmann. Rund ein Drittel aller Patente weltweit im Bereich der Elektromobilität komme aus Deutschland, jedes dritte Patent im Bereich reine Elektromobilität (34 Prozent) und Hybridantrieb (32 Prozent). Die Angaben beziehen sich auf den Zeitraum 2010 bis 2015.

 

„Wie erfolgreich diese Innovationsstrategie ist, zeigt ein Blick auf die Marktanteile: In Westeuropa konnten die deutschen Hersteller ihren Marktanteil bei Elektro-Pkw in den ersten acht Monaten 2017 von 47 Prozent auf 52 Prozent ausbauen“, so Wissmann. So erhöhten sie ihren Marktanteil in den beiden größten Märkten: in Norwegen von 56 auf 60 Prozent, in Deutschland von 59 auf 63 Prozent. In Belgien stieg der deutsche Marktanteil von gut 50 auf 76 Prozent. Der Marktanteil der deutschen Hersteller ist – bis auf China, das von heimischen Herstellern dominiert wird – in allen großen Märkten wie Westeuropa, USA und Japan größer als ihr Marktanteil bei Pkw insgesamt. Wissmann: „Das ist Beleg dafür, dass die deutschen Hersteller bei Elektroautos noch erfolgreicher sind als bei konventionellen Antrieben.“

 

„Auch in Deutschland nimmt die Elektromobilität erfreulich Fahrt auf“, betonte Wissmann. So stiegen im September die Neuzulassungen von Elektro-Pkw (BEV, PHEV und Fuel Cell) um 76 Prozent auf den neuen Rekord von 5.393 Einheiten. Im Jahresverlauf haben sich die Elektroneuzulassungen mit 36.923 Pkw mehr als verdoppelt (+116 Prozent). Eine positive Nachfragewirkung entfalte der Umweltbonus.

 

„Die Automobilindustrie ist ein Grundpfeiler für den Erfolg Deutschlands – national wie international“, unterstrich Wissmann. „Die deutschen Automobilhersteller und Zulieferer sind global aktiv und erfolgreich. Und wir sind diesem Land besonders verpflichtet. Unsere hohe Wertschöpfung trägt entscheidend zu Wohlstand und sozialer Sicherheit in Deutschland bei. Das Beschäftigungsniveau in unserer Branche befindet sich mit über 817.000 Stammbeschäftigten (Januar – August 2017) im Inland auf einem 25-Jahres-Hoch. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind damit 11.400 Stellen zusätzlich geschaffen worden“, sagte der VDA-Präsident.

 

„Allerdings sind wir auf offene Märkte angewiesen, wenn wir auch künftig erfolgreich sein wollen. Drei von vier Autos, die wir in Deutschland produzieren, gehen ins Ausland. Der automobile Handelsbilanzüberschuss umfasst 133 Mrd. Euro und damit mehr als 50 Prozent des Gesamtüberschusses des deutschen Außenhandels, der 252 Mrd. Euro beträgt. Exportweltmeister ist Deutschland durch seine Automobilindustrie“, betonte Wissmann.

 

Im vergangenen Jahr haben die deutschen Hersteller mehr Pkw produziert als jemals zuvor: Weltweit liefen insgesamt 15,8 Mio. Neuwagen von den Bändern, davon 5,7 Mio. in Deutschland. „Unsere Industrie hat in den vergangenen 20 Jahren ihre weltweite Präsenz, Produktion und Innovationsstärke strategisch ausgebaut. Ihr Weltmarktanteil beträgt heute knapp ein Fünftel, ähnlich hoch ist der Anteil der deutschen Hersteller auf dem weltgrößten Pkw-Markt China. In Europa zählt jedes zweite neu zugelassene Auto zu einer deutschen Konzernmarke. Und unser Marktanteil am Welt-Premiummarkt beträgt sogar mehr als 70 Prozent“, sagte Wissmann. Die deutsche Automobilindustrie setze alles daran, diese gute Marktposition weiter zu stärken und auszubauen. Dies gelte auch für die Elektromobilität und die Digitalisierung, unterstrich der VDA-Präsident.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.