Markt rund um Smartphones wächst

Steigende Gerätepreise, schnellere Netze und zunehmender Datenverkehr: 2020 wächst der Markt für Smartphones, Apps, mobile Telekommunikationsdienste und Mobilfunkinfrastruktur in Deutschland auf 36,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr (35,7 Milliarden Euro) ist das eine Steigerung um 2 Prozent. Das ergeben aktuelle Berechnungen des Digitalverbands Bitkom.

Den größten Anteil am Umsatz machen Daten- und Sprachdienste mit 20,2 Milliarden Euro (+0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) aus. Mit den Smartphones selbst werden 12,3 Milliarden Euro (+3,0 Prozent) umgesetzt. In die Netzinfrastruktur für mobile Kommunikation fließen 2,1 Milliarden Euro (+1,8 Prozent), wobei Kosten für Frequenzen, Gebäude und Bauarbeiten noch hinzukommen. Der App-Markt wächst auf 1,8 Milliarden Euro (+8,4 Prozent). „Wie kein anderes Gerät steht das Smartphone für Information, Entertainment und Produktivität – und ungebrochene Faszination. Rundherum ist ein milliardenschweres, innovatives Ökosystem aus Geräten, Apps, Diensten und Netzinfrastruktur entstanden, das immer weiter wächst“, sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Dr. Hannes Ametsreiter. „Während sich der Smartphone-Absatz in Deutschland auf konstant hohem Niveau eingepegelt hat, sind die Umsätze weiter auf Wachstumskurs. Grund sind die steigenden Durchschnittspreise.“ 2020 werden nach Bitkom-Prognose 22,9 Millionen Geräte (-0,6 Prozent) verkauft. Der Durchschnittspreis pro Gerät steigt von 519 Euro (2019) auf 536 Euro (2020). „Der Trend zu großflächigen und nahezu randlosen Displays hält an. Auch die Nachfrage nach hochpreisigen Smartphones mit ultrahochauflösenden Kameras treibt Umsätze und Durchschnittspreise“, sagt Ametsreiter.

Der Anteil der Smartphone-Nutzer entwickelt sich konstant. 76 Prozent der Bundesbürger ab 16 Jahren nutzen ein internetfähiges Mobiltelefon. Das entspricht 53 Millionen Menschen. Ametsreiter: „Für die überwiegende Mehrheit der Menschen in Deutschland ist das Smartphone ein unverzichtbarer Begleiter im Alltag und nützlicher Helfer in allen Lebenslagen.“ Das stützt eine aktuelle repräsentative Umfrage im Auftrag des Bitkom. Demnach sehen neun von zehn Nutzern (92 Prozent) in Smartphones eine große Erleichterung im Alltag. Acht von zehn (80 Prozent) können sich ein Leben ohne die mobilen Geräte nicht mehr vorstellen. Aber das Urteil ist durchaus geteilt: Während sich zwei von drei Nutzern (65 Prozent) durch Smartphones anderen Menschen näher fühlen, beklagen zugleich acht von zehn (79 Prozent), dass Menschen durch die zunehmende Nutzung der multifunktionalen Handys immer weniger miteinander reden würden.

Bei der intelligenten Vernetzung von Alltagsgeräten kommt dem Smartphone die zentrale Rolle zu. Jeweils vier von zehn Nutzern haben ihr Smartphone schon einmal mit einer Smartwatch (39 Prozent) oder einem Auto (38 Prozent) verbunden. Dahinter folgen Audio-Geräte wie Lautsprecher oder Musikanlage (29 Prozent), Smart-TVs (25 Prozent) und Fitnessarmband (19 Prozent). Jeder Achte (12 Prozent) hat auch schon einmal eine Verbindung zwischen seinem Smartphone und einer Virtual-Reality-Brille hergestellt.

Die Mehrheit legt großen Wert auf aktuelle Hardware. 58 Prozent der privaten Smartphone-Nutzer geben an, sich immer das neueste Smartphone-Modell zu kaufen. Entsprechend jung sind die Geräte, die derzeit im Einsatz sind: Jeder Zweite (51 Prozent) hat sein Smartphone innerhalb der vergangenen zwölf Monate gekauft. Drei von zehn (30 Prozent) haben ein 13 bis 24 Monate altes Gerät. Nur jeder Sechste (16 Prozent) hat sein Smartphone länger als zwei Jahre. „Die Innovationen der Hersteller bewegen viele Nutzer dazu, sich regelmäßig neue Geräte zu kaufen. Die Mehrheit macht jede Modellrunde mit“, erklärte Ametsreiter. Wichtigstes Kriterium bei einer Neuanschaffung ist das Display. Beim nächsten Smartphone-Kauf wollen 86 Prozent der Nutzer auf robusteres Bildschirmglas achten. Jeweils drei von vier legen Wert auf Bildschirmqualität (73 Prozent) und Displaygröße (72 Prozent). Faltbare Displays sind dagegen noch nicht mehrheitsfähig (19 Prozent). Hohe Priorität hat auch der Akku. Für 82 Prozent ist die Akkulaufzeit kaufentscheidend, 69 Prozent wollen auf eine schnellere Ladegeschwindigkeit achten und 59 Prozent auf die Funktion zum drahtlosen Laden. Unter den Einzelfunktionen dominiert der Wunsch nach einem wasserdichten Gerät (66 Prozent), gefolgt von einem NFC-Chip, etwa fürs kontaktlose Bezahlen (58 Prozent), Fingerabdrucksensor (48 Prozent) und Gesichtserkennung (47 Prozent). Fast jedem Zweiten (46 Prozent) ist beim nächsten Smartphone-Kauf die 5G-Kompatibilität wichtig, 44 Prozent wünschen eine Dual-SIM-Funktion. In puncto Leistung wollen 73 Prozent auf Speicherkapazität und 55 Prozent auf Kameraqualität achten. Allgemein legt die große Mehrheit (85 Prozent) Wert auf die Verarbeitungsqualität. Auch die Marke spielt für viele (54 Prozent) eine wichtige Rolle. Am stärksten in den Vordergrund aber wollen die allermeisten Nutzer bei der Auswahl des nächsten Smartphones das Thema Nachhaltigkeit stellen: Für 92 Prozent hat dieser Aspekt Bedeutung. „Nachhaltigkeit ist den Verbrauchern nach eigenem Bekunden mittlerweile wichtiger als große und brillante Displays, leistungsfähige Akkus und gute Verarbeitung. Für die Hersteller wird es immer wichtiger, transparent zu Nachhaltigkeitsaspekten zu kommunizieren und den Verbrauchern zuverlässige Entscheidungshilfen zu geben“, sagt Ametsreiter.

Trotz der steigenden Durchschnittspreise würden die Verbraucher am liebsten weniger Geld für neue Geräte ausgeben. Im Durchschnitt wollen Nutzer für ihr nächstes Smartphone 193 Euro ausgeben. 14 Prozent sind bereit, 300 bis 499 Euro zu investieren. Lediglich 5 Prozent wollen 500 Euro und mehr bezahlen. Ametsreiter: „Die Mobilfunkunternehmen machen ihren Kunden attraktive Angebote, bei denen Tarife mit Smartphones zu besonders geringen Preisen kombiniert werden, was die niedrigen Wunschpreise erklärt. Die aktuellen Pläne des Verbraucherschutzministeriums, die Vertragslaufzeiten auf ein Jahr zu begrenzen, gefährden dieses Preismodell – zum Schaden preisbewusster oder weniger finanzstarker Verbraucher.“

Ein Beitrag von Edelgard Richter / Dela Press.